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06.06.2005 08:39

Entwürfe friedfertiger Gesellschaften

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    Entwürfe friedfertiger Gesellschaften
    Untersuchung zur kulturhistorische Genealogie der westdeutschen Nach-kriegsdemokratie

    Die derzeit haussierenden Familiengeschichten der Kriegs- und Nachkriegszeit ma-chen deutlich, daß erst in den letzten Jahren der relative Friede zwischen der 'Täter-generation' und ihren Kindern eingetreten ist, der es letzteren erlaubt, sich mit dem Bemühen um Verstehen zu den Eltern zurückzuwenden. Es zeigt sich, daß die Aus-bildung einer friedfertigen Gesellschaft in der Bundesrepublik ein langwieriger Pro-zeß war, der unmittelbar nach Kriegsende einsetzte. Die deutsche Nachkriegsge-schichte verweist zudem darauf, daß ein demokratisches Gemeinwesen immer wie-der neu vor der Herausforderung steht, eine Kultur der Friedfertigkeit zu entwickeln. Die kulturhistorische Genealogie der westdeutschen Nachkriegsdemokratie ist das Ziel einer Untersuchung, die von Dr. Daniel Fulda vom Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Universität zu Köln und Dr. Till van Rahden vom Historischen Se-minar der Universität zu Köln in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der City Uni-versity of New York und Ruhr-Universität Bochum durchgeführt wird. Das Projekt wurde von der nordrhein-westfälischen Landesregierung im Rahmen des Exzellenz-wettbewerbs "Geisteswissenschaften gestalten Zukunftsperspektiven" kürzlich aus-gewählt und wird mit insgesamt ?? Euro gefördert.

    Die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert bewegt sich zwischen den beiden Ex-tremen von Absturz in Krieg und Völkermord auf der einen, Rückkehr zu Frieden und Demokratie auf der anderen Seite. Dabei hat die Forschung seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges vor allem die Frage verfolgt, wie die Deutschen den Nationalso-zialismus ins Werk setzten. Dagegen wissen wir - wie in den letzten Jahren immer deutlicher geworden ist - nur wenig darüber, wie es ihnen gelang, aus dieser Ge-waltgeschichte wieder herauszukommen. Gerade wenn man die deutsche Ge-schichte nach 1945 als eine Epoche nach dem "Zivilisationsbruch" begreift, stellt sich die Frage danach, wie sich im Schatten der Gewalt eine demokratische Gesellschaft herausbilden konnte.

    Das Projekt verfolgt die Ausbildung von Verhaltens- und Diskursmustern einer fried-fertigen Gesellschaft am Beispiel der bundesdeutschen Suche nach Demokratie im Schatten der Teilhabe an Vernichtungskrieg und Völkermord. Einzelthemen, die als Stationen dieses Prozesses behandelt werden, sind die in der Begegnung zwischen Besatzern und Besiegten herausgebildeten privaten Lebensformen, die Verschie-bung von Familienleitbildern vom 'patriarchalischen' zum 'partnerschaftlichen' Vater, die Bedeutung von Sexualdebatten als Teil der Vergangenheitspolitik sowie die von den Kindern der Kriegsgeneration unternommene memoriale Reflexion auf ihren Le-bensweg durch alle diese Veränderungen hindurch. Historisch schlägt das Projekt einen Bogen von der ersten Nachkriegszeit bis zur Gegenwart mit ihrer Welle von autobiographischen Erinnerungen. Methodisch richtet es einen zweifachen Blick auf die Quellen, der sie sowohl als zeithistorische Zeugnisse wie auch als geschichtspo-litische Äußerungen wahrnimmt, die in ihrer narrativen Struktur analysiert werden müssen.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

    Für Rückfragen steht Ihnen Dr. Till van Rahden unter der Telefonnummer 0221/470-5247, der Faxnummer 0221/470-6723 und der Emailadresse Till.van-rahden@uni-koeln.de zur Verfügung.
    Unsere Presseinformationen finden Sie auch im World Wide Web unter http://www.uni-koeln.de/pi/.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
    regional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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