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08.06.2005 17:37

175 Jahre Technische Chemie an der Universität Leipzig

Dr. Bärbel Adams Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Mit einer Festveranstaltung feiert die Technische Chemie an der Universität Leipzig ihr 175jähriges Jubiläum. Anlässlich des Jubiläums sprachen wir mit Prof. Dr. Helmut Papp, Direktor des Instituts für Technische Chemie an der Fakultät für Chemie und Mineralogie.

    Zeit: 10. Juni 2005, 15:00 Uhr
    Ort: Großer Hörsaal Chemie
    Johannisallee 29

    Was war die Geburtsstunde des Instituts für Technische Chemie an der Universität Leipzig?
    Die geht zurück auf das Jahr 1830, als im Rahmen der Eingliederung der Universität in die Landesverwaltung die erste ordentliche Professur der Universität für Technische Chemie an Otto Linné Erdmann vergeben wurde. Erdmann setzte das erste moderne chemische Laboratorium für die studentische Ausbildung an der Universität durch, das 1843 im Friedericianum bezogen werden konnte.

    Womit beschäftigte sich die Technische Chemie in der damaligen Zeit?
    Erdmann widmete seine ersten Arbeiten der Gewinnung von Nickel und der Analyse von Erzen, Mineralien und Hüttenprodukten. 1840/41 studierte Erdmann die Eigenschaften von Derivaten des Farbstoffs Indigo, die er in drei größeren Abhandlungen niederlegte. Im neuen Laboratorium ging Erdmann verstärkt Fragen der organischen Chemie nach. So fand er unabhängig von Laurent den Farbstoff Isatin und die Isatinsäure. Durch Einwirkung von Salpetersäure auf Harze gewinnt Erdmann im Jahr 1846 Styphninsäure. Weitere Arbeiten befassen sich mit Euxanthinsäure, Hämatoxylin und Mellithsäure.

    Warum verschwand der Lehrstuhl für Technische Chemie 1864 zunächst wieder aus der Leipziger Wissenschaftslandschaft?
    Erdmann selbst wollte seine "Professur für Technische Chemie" in eine "Professur für Allgemeine Chemie" umwandeln. Das entsprach dem Humboldt'schen Ideal einer "reinen zweckfreien Menschenbildung". Wissen über die Tätigkeiten in Manufakturen, im Gewerbe und in der industriellen Produktion zählen dabei nicht zu den Inhalten, die an einer Universität zu vermitteln sind. Die vorwiegend theoretisch interessierte organische Chemie verdrängte die chemische Technologie für Jahrzehnte von den Universitäten.

    Wann fand die Technische Chemie dann wieder Eingang in die universitäre Forschung und Lehre?
    Die Abschaffung des Ordinariats hatte in Leipzig nicht das vollständige Aus der Technischen Chemie zu Folge. Noch zu Erdmanns Zeiten wurde sie durch einen Dozenten vertreten, anschließend durch a.o. Professoren und vom Extraordinarius für Organische Chemie Ernst von Meyer. Mit dem a.o. Professor Peter Rassow bemühte man sich ab 1901 um ein eigenständiges Institut für Chemische Technologie. Eingerichtet wurde 1903 per Dekret des Dresdner Ministeriums eine Abteilung für Chemische Technologie im Chemischen Laboratorium. Ein Institut war damals noch nicht drin.

    Wie hat die Technische Chemie die zwei Weltkriege überstanden?
    Die Chemie, auch die technische oder technologische, gewann ja nach der Jahrhundertwende zunehmend an Bedeutung, aber Währungsverfall und das Ministerium in Dresden beließen es nach dem 1 Weltkrieg bei der Abteilung. Erst nach dem II. Weltkrieg wurde schließlich ein Institut für chemische Technologie gegründet, allerdings mit nur wenigen Arbeitsplätzen im Gebäude Brüderstraße 34.

    Was bedeutete die III. Hochschulreform 1968 für die Technische Chemie?
    Mit der III. Hochschulreform der DDR wurde das Institut für chemische Technologie wie alle anderen Institute aufgelöst und die technische Chemie fand ihre Heimstatt in der neugegründeten Sektion Chemie zunächst als Forschungskollektiv, dann als Arbeitsgruppe, schließlich als Wissenschaftsbereich. Geleitet wurde die Einrichtung bis 1990 vom ordentlichen Professor Rolf Schöllner.

    Wie steht die 175 Jahre alte Technische Chemie heute da?
    1993 wird das Institut für Technische Chemie als Teil der Fakultät für Chemie und Mineralogie wieder gegründet, das jetzt von mir geleitet wird. Dass auch heute die Technische Chemie um ihren Stellenwert in der Ausbildung von Chemikern kämpfen muss, ergibt sich aus einem Memorandum der "Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e. V. (DECHEMA) von 2004, in dem dringend davor gewarnt wird, der Technischen Chemie für die Ausbildung von Chemikern nicht den nötigen Stellenwert zuzugestehen.


    weitere Informationen:
    Prof. Dr. Helmut Papp
    Telefon: 0341 97-36300
    E-Mail: papp@chemie.uni-leipzig.de


    Weitere Informationen:

    http://techni.tachemie.uni-leipzig.de


    Bilder

    Das Friedericianum, in dem sich das 1. Ausbildungslabor befand
    Das Friedericianum, in dem sich das 1. Ausbildungslabor befand

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Das Friedericianum, in dem sich das 1. Ausbildungslabor befand


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