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10.06.1999 11:25

Tagung vom 17.und 18.Juni: Neue Möglichkeiten zum Nachweis von Nahrungsmittelallergien

Dr.rer.pol. Dipl.-Kfm. Ragnwolf Knorr Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Die Zunahme von Allergien, insbesondere die auf Nahrungsmittel, ist in aller Munde. Aber kaum ein anderes Krankheitsbild läßt sich schwerer diagnostizieren, als über den Magen-Darm-Trakt vermittelte Allergien. Erlanger Wissenschaftler der Medizinischen Klinik I und des Instituts für Immunologie der Friedrich-Alexander-Universität haben seit mehreren Jahren adäquate Nachweis- und Behandlungsmethoden erarbeitet, die sie im ersten gemeinsamen Symposium am 17. Juni ab 10.30 und 18. Juni 1999 ab 9 Uhr in der Medizinischen Klinik (Großer Hörsaal der Medizinischen Kliniken, Eingang Östliche Stadtmauerstr. 11) vorstellen wollen. Erstmals werden die neuen Verfahren auch vor Ort am Krankenbett, in Endoskopie und Labor vorgeführt. Die Wissenschaftliche Leitung hat Prof. Dr. med. Eckhart G. Hahn, die wissenschaftliche Organisation liegt in Händen von Prof. Dr. med. Hanns-Wolf Baenkler und Dr. med. Martin Raithel.

    Oft äußern sich Nahrungsmittelallergien in Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfällen. Aber auch Hautausschläge, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Herzrythmusstörungen und Asthma sind bei den Betroffenen nicht selten. Da die körperlichen Auswirkungen nicht unbedingt direkt nach der Nahrungsaufnahme auftreten müssen, führen nur wenige Ärzte die Beschwerden ihrer Patienten direkt auf eine Nahrungsmittelallergie zurück, können sie doch auch durch andere Erkrankungen wie z. B. Infekte ausgelöst werden.

    Wurde bisher bei einem Patienten der Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie dennoch geäußert, war zur genauen Spezifizierung der auslösenden Stoffe ein mehrwöchiger Krankenhausaufenthalt nötig. Bei einer sogenannten doppelt-blinden Provokationstestung wurden dem Patienten über eine Magensonde die in Frage kommenden Allergene zugeführt und an Hand der körperlichen Reaktion eine etwaige Allergie zugeordnet. In Erlangen wurden nun auch einfachere Verfahren entwickelt.
    Zur anfangs groben Abschätzung der Allergiebereitschaft des Patienten wird Histamin im Urin bestimmt. Histamin ist ein körpereigener Botenstoff, der bei allergischen Reaktionen im Körper ausgeschüttet wird. Sollte sich hier der Verdacht bestätigen, wird bei dem Patienten eine Darmspiegelung vorgenommen. An drei Darmabschnitten wird dabei eine Spülung (endoskopische Lavage) gemacht, die im Labor auf bestimmte Allergieantikörper (Immunglobulin E) untersucht wird. Die gefundenen Immunglobuline E können mit hoher Genauigkeit den Nahrungsmitteln zugeordnet werden, auf die der Patient mit Beschwerden reagiert.

    Die bei der Spiegelung entnommenen Schleimhautproben werden in einer speziellen Nährlösung mit Sauerstoffbegasung am Leben erhalten. So gelingt es direkt an lebenden Zellen Allergietests vorzunehmen. Die dabei erhaltenen Ergebnisse sind wesentlich aussagekräftiger, als zum Beispiel die Testungen an der normalen Hautoberfläche des Patienten.

    Bei der Fachtagung geht es aber auch um die Bestimmung von sogenannten Unverträglichkeiten. Da ihnen ein anderer pathophysiologischer Mechanismus als den Allergien zu Grunde liegt, treten die Beschwerden bei den Patienten erst dann auf, wenn sie größere Mengen eines bestimmten Stoffes zu sich nehmen. Im Institut für Immunologie untersucht man derzeit intensiv die Unverträglichkeit gegen Salicylate. Diese Stoffgruppe, die unter anderem auch in Kopfschmerztabletten ("Aspirin"), aber auch in ganz normalen Lebensmitteln wie Kartoffeln enthalten ist, kann bei manchen Menschen zu Kopfschmerzen, Durchfällen und asthmatischen Beschwerden führen. Die bisher gängige Testung des Patienten ist nicht ungefährlich, da sie unter Umständen einen Asthmaanfall auslösen kann. Das neue Testverfahren benötigt nur Blutzellen zum Nachweis einer Salicylatunverträglichkeit.

    Bei dem Symposium werden die immunologischen Mechanismen von Allergie, Unverträglichkeit und Entzündung in Fachvorträgen nach den neuesten Erkenntnissen vorgestellt und Behandlungskonzepte daraus abgeleitet. Erstmalig werden daneben die oben erwähnten neuen Testverfahren am Krankenbett, in Endoskopie und Labor praktisch demonstriert.

    Die gute Zusammenarbeit von Immunologen, Gastroenterologen, Diätassistenten und Ernährungsberatern macht es in Erlangen möglich, praktikable Behandlungskonzepte individuell für den einzelnen Patienten zu entwerfen und zu verwirklichen. Die neuen laborchemischen Verfahren zum Nachweis von Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten sind für den Patienten nur wenig belastend und stellen einen wichtigen Schritt in Richtung Kostendämpfung im Gesundheitswesen dar, da lange Krankenhausaufenthalte künftig vermieden werden können.

    Das Tagungsprogramm ist im Labor für Funktionelle Gewebediagnostik, Tel. O9131/85 -34752, erhältlich.

    · Kontakt:
    Dr. Martin Raithel, Med. Klinik I, Labor für Funktionelle Gewebediagnostik
    Tel.: 09131/85 -34752, Fax: 09131/85 -36909
    E-Mail: martin.raithel@med1.med.uni-erlangen.de.

    Mediendienst AKTUELL Nr. Nr. 1863 vom 10.6.1999


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-erlangen.de/docs/FAUWWW/Aktuelles/Veranstaltungen99.htm


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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