Internationales Konsortium sucht nach Biomarkern für natürliche
Immunantwort gegen Tuberkulose / Förderung durch die Bill & Melinda
Gates-Stiftung mit 13 Mio. US-Dollar
Heute sind mehr als zwei Milliarden von insgesamt sechs Milliarden
Menschen auf der Erde mit dem Tuberkulose-Erreger infiziert, und alle
15 Sekunden stirbt jemand an dieser Krankheit. Um die zerstörerischen
sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Tuberkulose zu
beseitigen, sind neue Behandlungs- und Präventionsstrategien nötig. In
einem internationalem Großprojekt unter Leitung von Prof. Stefan H.E.
Kaufmann, Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, Berlin, sollen die
molekularen Abwehrmechanismen, die für den Schutz gegen Tuberkulose
verantwortlich sind, detailliert aufgeklärt werden. Die Forscher wollen
herausfinden, worin sich das Immunsystem von Menschen, die der
Tuberkulose ausgesetzt oder sogar mit ihr infiziert sind und dennoch nicht
krank werden, von jenen Personen unterscheidet, die daran erkranken.
Konkret geht es darum, Biomarker, also (molekular-) biologische
Indikatoren zu identifizieren, die dringend gebraucht werden, um einen
verbesserten Impfstoff entwickeln und erproben zu können.
Tuberkulose ist weiterhin eine der größten "Geisseln" der Menschheit, insbesondere in Ländern mit
geringem Einkommen. Jährlich erkranken mehr als 8 Millionen Menschen, weitere 2 Millionen sterben
daran. Inzwischen nimmt man an, dass ein Drittel der Weltbevölkerung latent mit dem
Tuberkulose-Erreger infiziert ist. Mit der schnellen Ausbreitung von HIV/AIDS steigt auch das
Tuberkuloserisiko dramatisch an - in Afrika ist eine Infektion mit HIV schon jetzt die wichtigste Ursache
für den beängstigenden Anstieg der Tuberkulose-Erkrankungen.
Doch trotz der Möglichkeit, Tuberkulose-Patienten medikamentös zu behandeln, und trotz der weit
verbreiteten Impfung Neugeborener mit dem derzeit verfügbaren Impfstoff Bacille-Calmette-Guerin
(BCG) ist die latente Tuberkulose auf diesem Wege nicht in den Griff zu bekommen. Neue
Behandlungsmaßnahmen, insbesondere aber ein Impfstoff, der die latente Tuberkulose-Infektion in
Schach halten kann, werden dringend benötigt. Eine solche Impfung wäre zugleich der kostengünstigste
Weg, um die Tuberkulose weltweit unter Kontrolle zu bringen. Sie würde die medikamentöse
Behandlung ideal ergänzen.
Doch die Entwicklung eines effektiven neuen Impfstoffs gegen Tuberkulose wird entscheidend dadurch
behindert, dass wir die Mechanismen, die für die schützende Immunität gegen eine natürliche Infektion
mit dem Tuberkulose-Erreger verantwortlich sind, immer noch nicht kennen. Deshalb will das
internationale Forscherkonsortium unter Leitung von Prof. Kaufmann die für den Schutz wie für die
Krankheit verantwortlichen Immunmechanismen aufklären und auf diese Weise die für diese Krankheit
relevanten Biomarker identifizieren. Damit könnte dann die Wirksamkeit eines neuen
Tuberkulose-Impfstoffs effizient überprüft werden.
Das Forschungskonsortium wird modernste molekulare und immunologische Analysemethoden nutzen,
um die Immunantwort gegen den Tuberkulose-Erreger aufzuklären. Die Forscher wollen direkt in jenen
Ländern, in denen die Tuberkulose stark präsent ist, untersuchen, welche Mechanismen für die
natürlichen Infektion verantwortlich sind, welchen Einfluss eine HIV-Infektion und ihre Behandlung
darauf hat und wie hier eine Impfung mit BCG bzw. einem neuen Impfstoffkandidaten wirkt.
An dem Konsortium sind 15 Laboratorien aus Afrika, den USA und Europa (Deutschland, Niederlande,
Großbritannien und Dänemark) beteiligt. Die Untersuchungen werden in fünf verschiedenen
Tuberkulose-endemischen Gebieten Afrikas (Gambia, Äthiopien, Uganda, Malawi und Südafrika)
durchgeführt. Die beteiligten Wissenschaftler sind ausgewiesene Tuberkulose-Experten und verfügen in
ihren Instituten über die erforderliche Infrastruktur. In nahezu idealer Weise werden dabei Experten
unterschiedlichster Disziplinen zusammenarbeiten: Kliniker, Epidemiologen, Mikrobiologen,
Genomforscher sowie molekulare und zelluläre Immunologen.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Informationstechnik
überregional
Wissenschaftspolitik
Deutsch
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