Mangelhafter Informationsfluss zwischen Schule und Elternhaus
Wenn sich Eltern in der Schule engagieren, sehen sie sich einseitig als Unterstützer der Lehrkräfte und Schule und weniger als Repräsentanten der Elternschaft. Das ist das Ergebnis einer Studie, die der Lehrstuhl für Schulpädagogik (Inhaber des Lehrstuhls Prof. Dr. Werner Sacher) der Universität Erlangen-Nürnberg zur Elternarbeit an Schulen durchgeführt hat. Die repräsentative Untersuchung zur Elternarbeit an Grund-, Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien wurde im Auftrag der Stiftung Bildungspakt Bayern durchgeführt. Befragt wurden Eltern, Lehrkräfte, Elternbeiräte und Schulleiter. Bei allen schulartspezifischen Unterschieden zeigte sich, dass die vier befragten Personengruppen das Verhältnis zwischen Schule und Elternhaus größtenteils höchst unterschiedlich wahrnehmen. Dabei sahen Lehrer am wenigsten Probleme.
Im Sommer 2004 wurden an 574 Grund-, Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien 1710 Eltern, 570 Lehrkräfte, 535 Elternbeiräte und 535 Schulleiter befragt. Die Rücklaufquote lag bei 75 Prozent. Dabei zeigte sich, dass ein hoher Gesprächsbedarf zwischen diesen vier Gruppierungen besteht. Eltern waren weniger an Beschwerden und Kontrollmaßnahmen interessiert, kritisierten jedoch den mangelhaften Informationsfluss und die Kooperation zwischen Schule und Elternhaus. Die in Lehrerkreisen manchmal gehegte Überzeugung, geringe Kontakte der Eltern zur Schule seien Ausdruck eines reibungslosen Betriebes, ist nachweislich falsch. Die Mehrheit der Eltern, die wenig oder keinen Kontakt zu den Lehrern halten, ist eher unzufrieden mit der Schule.
Elternvertreter (Elternbeiräte und Klassenelternsprecher) sehen sich einseitig als Unterstützer der Lehrkräfte und der Schule, weniger als Repräsentanten der Elternschaft, und sie werden von der schulischen Seite auch in diesem verkürzten Rollenverständnis in Anspruch genommen. Dabei erstreckt sich die erbrachte und von der Schule erwartete Unterstützung größtenteils auf Randfelder wie Organisation von Schulfesten, Begleitung von Ausflügen usw., kaum aber auf das schulische Kerngeschäft des Unterrichts. Viele Eltern kennen die Elternbeiräte weder namentlich noch persönlich. Diese verwenden auch ihrerseits den größten Teil ihrer Aktivitäten auf Lehrkräfte und Schule, weniger auf die Elternschaft.
Der Bildungspakt wird zum Schuljahr 2005/2006 ein Modellprojekt ausschreiben, in dem sieben bis acht Schulen aller Schularten in den bayerischen Regierungsbezirken Maßnahmen zur Verbesserung der Elternarbeit erproben sollen.
Prof. Dr. Werner Sacher hat die Ergebnisse seiner Untersuchung in zwei Bänden zusammengefasst: "Elternarbeit in den bayerischen Schulen. Repräsentativ-Befragung zur Elternarbeit in den bayerischen Schulen im Sommer 2004" (ISBN: 3-925379-82-7; 4.- €) und "Erfolgreiche und misslingende Elternarbeit. Ursachen und Handlungsmöglichkeiten. Erarbeitet auf der Grundlage der Repräsentativbefragung an bayerischen Schulen im Sommer 2004" (ISBN: 3-925379-83-5; 6,50 €). Die Bücher sind beim Lehrstuhl für Schulpädagogik oder über den Buchhandel zu beziehen.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Werner Sacher
Tel.: 0911/5302-586
wrsacher@ewf.uni-erlangen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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