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01.09.2005 10:32

Wohin geht der Trend bei den TV-Nachrichten?

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Fernseh-Nachrichtensendungen sollen künftig neben dem tagesaktuellen Überblick die Ereignisse mehr als bisher einordnen und Hintergründe erklären. Dafür plädiert eine deutliche Mehrheit der Nachrichtenmacher der wichtigsten TV-Nachrichtenredaktionen in Deutschland. Den Zuschauer zu unterhalten, werde nur eine untergeordnete Rolle spielen, wie aus dem Ergebnis einer Umfrage von Journalistik-Studenten der Universität Leipzig im Sommersemester 2005 (Dozent: MDR-Chefredakteur Wolfgang Kenntemich) weiter hervor geht.

    Zudem erwarten die befragten Redakteure, dass TV-Nachrichten in Zukunft noch schneller, bunter und emotionaler werden und sich in ihrer Erzählweise noch mehr am Menschen orientieren. Den Trend zur Personalisierung befürwortet eine deutliche Mehrheit, eine zunehmende Emotionalisierung wünscht sich nur noch eine hauchdünne Mehrheit.

    Nach den Zuschauern nun die Macher
    Die Studenten des Seminars "Entwicklung von TV-Nachrichtensendungen der Zukunft" an der Universität Leipzig entwickelten und organisierten eine Umfrage unter Nachrichten-Machern der wichtigsten TV-Nachrichtenredaktionen in Deutschland. Gefragt wurde in mehreren Rubriken, wie sich die Profis die Nachrichtensendung von morgen generell vorstellen. Umfrage-Zeitraum war Ende Juni/Anfang Juli 2005. Angefragt wurden ca. 250 Journalisten.
    Ausgewertet wurden 55 Antwortbögen. Davon wurden 76 % von Männern beantwortet und 22 % von Frauen. Die Mehrheit der Befragten (65 %) ist zwischen 30 und 49 Jahre alt und überwiegend (58 %) auf einer Journalistenschule ausgebildet. Die Antworten kamen überwiegend (89 %) von öffentlich-rechtlichen Mitarbeitern. Privatsender waren mit 11 % vertreten.
    Die Umfrage versteht sich als Ergänzung zur Zuschauer-Befragung im Sommersemester 2004, die der gleichen Frage aus Sicht der TV-Konsumenten nachging. Es ergeben sich interessante Übereinstimmungen, aber auch Unterschiede, die im nächsten Seminar durch verfeinerte Befragungen und Analysen herausgearbeitet werden sollen.

    Mehr Erklärung angesagt
    Die Frage war u.a., was eine Nachrichtensendung künftig leisten muss. Übersicht geben über die wichtigsten Ereignisse des Tages oder der zurückliegenden Stunden? Klar, das halten 98 % der Macher auch weiterhin für überwiegend und sehr wichtig. Nun folgt aber auch schon eindeutig an zweiter Stelle etwas, was Nachrichtensendungen vermehrt leisten sollen: nämlich über Zusammenhänge aufklären, Hintergründe vermitteln (für 97 % ist das überwiegend und sehr wichtig).
    Aber auch dem Aufzeigen von Missständen (78 %) sowie dem emotionalen Ansprechen (76 %) wird herausragende Bedeutung beigemessen, während diese dem Unterhalten des Zuschauers nur 52 % zubilligen.
    Und: Die Mehrheit der Befragten glaubt, dass in Zukunft weniger Themen in einer Nachrichtensendung behandelt werden sollten, diese dafür aber gründlicher dargestellt werden.

    Die klassischen News-Themen geben den Ton an
    Die Themen, die in Zukunft die Nachrichten prägen werden, sind im Wesentlichen die Klassiker: Innenpolitik (sehr wichtig: 71 %), Soziales/Gesellschaft (45 %), internationale Politik (45 %), Unglücke (25 %), Wirtschaft/Verkehr (22 %). Weit nach vorn schiebt sich aber auch das Wetter (44 %) als sehr wichtiges Nachrichten-Thema. Ganz weit hinten rangiert bei Nachrichten-Machern das Thema Boulevard/Show, das nur von 2 % als sehr wichtig eingestuft wird.
    Was wird zum Aufmacher einer Sendung? Auch hier gilt die Tendenz in Richtung Tradition: Aktualität (87 %) und gesellschaftliche Relevanz (40 %) sind als Kriterien sehr wichtig. Mit Abstand spielen die zu erwartende Quote (13 %) oder der Sensationsgehalt (9 %) eine Rolle.

    Mehr Nähe zum Zuschauer in der Moderation
    Präsentiert werden sollten die Nachrichten der Zukunft von einer Moderatorin, einem Moderator, die den Zuschauer verbindlich erklärend durch die Sendung führen (sehr wichtig: jeweils 91 %). Dabei muss sich deren Aussehen keineswegs am gängigen Schönheitsideal orientieren. Im Gegenteil: Der unverwechselbare Typ ist hier gefragt (89 %). Und das Geschlecht des News-Anchors spielt für die überwiegende Mehrheit der Macher (75 %) überhaupt keine Rolle.

    Schneller, farbiger, emotionaler
    Emotionalisierung, Personalisierung - umstrittene Trends, die sich nach Einschätzung der befragten Profis noch verstärken werden. Wobei die Macher die zunehmende Personalisierung zu 68 % überwiegend bis sehr gut finden. Bei vermehrter Emotionalisierung sind nur noch 51 % dabei.
    Einig sind sich die Meisten, dass kürzere Sätze (78 %), farbigeres und optisch effektvolleres Design (70 %), aber auch die Reduzierung der Themen bei gründlicherer Hintergrundinformation (53 %) das Maß der Dinge sein werden. Umstritten sind dagegen schnellere Schnitte. Das wollen 45 % lieber nicht.
    Bei der Gewichtung der verschiedenen Elemente einer Nachrichtensendung erwartet die Mehrheit eine Zunahme der Live-Strecken. Von mehr Live-Schalten gehen 67 %, von mehr Live-Interviews 51 % aus. Keine Zukunft geben die Profis der klassischen Wortmeldung.
    Und zu guter letzt: 87 % wünschen sich, dass sie (auch) in Zukunft Nachrichtensendungen ohne Quotendruck machen können.


    Weitere Informationen:
    Martin Echterhoff
    Telefon: 0341 300-4522
    E-Mail: Martin.Echterhoff@mdr.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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