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08.07.1999 12:21

Wie die Alten sprachen: "Indogermanische Konkurrenz-Syntax"

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Jena. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat ein Projekt über "Indogermanische Konkurrenz-Syntax: Der Nebensatz und seine Konkurrenten in der Indogermania" an die Universität Jena vergeben. Das Vorhaben am Lehrstuhl für Indogermanistik wird zunächst für zwei Jahre mit rund 100.000 Mark gefördert. Vorangegangen war eine zweijährige Förderung durch das Thüringer Wissenschaftsministerium. Die Jenaer Wissenschaftler um Prof. Dr. Rosemarie Lühr haben in der ersten Arbeitsphase schon eine 800seitige Materialsammlung über die iranische, armenische, lateinische, griechische und anatolische Nebensatzsyntax erstellt, die nun nahtlos in der zweiten Projektphase erweitert und ausgewertet werden soll.

    Fraglos hätten diese Vorarbeiten für die positive Entscheidung der DFG die ausschlaggebende Rolle gespielt, kommentiert Prof. Lühr, das "Anschubprojekt" durch das Wissenschaftsministerium des Landes zahle sich nun glänzend aus.

    "Es ist noch umstritten, ob es im Indogermanischen eigentlich schon Nebensätze gegeben hat und wenn ja, welche", erläutert Lührs Mitarbeiterin Dr. Susanne Zeilfelder. Aber sicher sei, daß die Sprecher indogermanischer Sprachen zu allen Zeiten diejenigen Inhalte ausdrücken konnten, die man im Deutschen oder in anderen modernen Sprachen durch Nebensätze wiedergibt: temporale, kausale, finale oder konzessive Verknüpfungen von Inhalten dürften ein elementares Bedürfnis der Sprecher nach syntaktischer Ordnung spiegeln.

    Ein höchst interessantes, aber bis jetzt noch nicht wirklich erforschtes Phänomen ist die Tatsache, daß in allen Sprachen mehrere konkurrierende Ausdrucksmöglichkeiten bestehen, z. B. im Neuhochdeutschen: "Joachim geht zur Erholung in den Garten" oder "Joachim geht in den Garten, um sich zu erholen." Was steuert nun die Auswahl? Altindogermanische Sprachen haben z.T. andere, aber immer auch mehrere Ausdrucksmöglichkeiten, Partizipial- oder Absolutivkonstruktion, Nebensatz und Infinitivkonstruktion, Gerundium, Gerundiv und anderes.

    Im Gegensatz zur bisherigen Forschung, die schwerpunktmäßig die Bedeutung der Konjunktionen oder Modalwörter untersucht hat, also vom sprachlichen Ausdruck her den Inhalt untersuchte, soll bei dem Jenaer Projekt erstmals systematisch der umgekehrte Weg versucht und gefragt werden, welche Inhalte vorkommen und wie sie sprachlich ausgedrückt werden können. Am Ende wird ein mehrbändiges Handbuch vorliegen, das nicht nur inhaltlich, sondern auch methodisch neue Wege geht.

    Ansprechpartnerin:
    Prof. Dr. Rosemarie Lühr
    Tel.: 03641/944380, Fax: 944382
    e-mail: G5ROLU@rz-uni-jena.de

    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Wolfgang Hirsch
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931031
    Fax: 03641/931032
    e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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