Mit dem Ria Freifrau von Fritsch-Preis wird Dr. Robert Slany vom Institut für Genetik der Universität Erlangen-Nürnberg(Naturwissenschaftliche Fakultät II) für seine Arbeiten über Hochrisikoleukämien ausgezeichnet. Der Preis ist mit 50.000 Mark zur Unterstützung eines onkologischen Forschungsprojektes dotiert. Seit Januar 1998 ist Dr. Slany Wissenschaftlicher Assistent und Leiter einer selbständigen Arbeitsgruppe am Lehrstuhl für Genetik und arbeitet am leukämogenen Potential von Bruchpunktsonkogenen der Translokation t(11;19), welche mit akuten Leukämien assoziiert ist.
Die Stifterin Ria Freifrau von Fritsch (1874 - 1934), die zusammen mit ihrem Mann ein großes Gut in der Nähe von Dresden bewirtschaftete, kam in den 30er Jahren zu einer Tumorbehandlung an die Medizinische Fakultät der Universität Erlangen. Hier wurde sie mit Röntgenstrahlen therapiert, ein damals hoch innovatives Verfahren. Das Ehepaar hielt den Kontakt zum behandelnden Arzt aufrecht und gründete ein Stiftung zugunsten der Medizin. In den Wirren des zweiten Weltkrieges ging die ursprüngliche Stiftungsurkunde verloren. Der die Stiftung betreuende Rechtsanwalt brachte jedoch in den siebziger Jahren bei seiner Flucht in den Westen die restlichen Aktien mit nach Nürnberg. Hier wurde 1983 die Stiftung neu gegründet, mit dem Ziel, Krebsforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg zu fördern.
Robert Slany hat nach seinem Studium der Biologie an der Universität Erlangen-Nürnberg unter Anleitung von Prof. Dr. Helga Kersten über die "Reinigung und Charakterisierung tRNA-modifizierender Enzyme" promoviert. In dieser Arbeit entdeckte und beschrieb Robert Slany eine bis dahin unbekannte Funktion des Co-Faktors S-Adenosyl-Methionin. Die sehr innovative Arbeit fand große Beachtung und wurde mit "summa cum laude" bewertet.
Robert Slany verbrachte weitere eineinhalb Jahre als Leiter einer selbständigen Arbeitsgruppe im Labor von Frau Prof. Kersten und produzierte dort eine weitere Erstautorarbeit und eine Mitautorpublikation zum Thema "tRNA-Erkennung durch Proteine". In dieser Zeit reinigte und charakterisierte er die Eukaryonten-Homologen der in der Promotion entdeckten prokaryontischen Enzyme. Diese Arbeiten wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und von Dr. Slany unabhängig publiziert.
Im Frühjahr 1994 entschloß Herr Slany sich zu einer Änderung seines Arbeitsgebietes mit dem Ziel der Habilitation. Er äusserte starkes Interesse an einem immunologisch-molekulargenetischen Arbeitsgebiet und in Koordination mit Prof. Dr. Georg H. Fey (Lehrstuhl für Genetik) entschloß er sich, als Postdoktorand an die Stanford Universität zu gehen, einer Hochburg der Leukämieforschung.
Er verbrachte zweieinhalb Jahre mit einem DFG-Stipendium im Labor von Dr. Michael Cleary im Department für Experimentelle Pathologie und hat dort weitgehend unabhängig gearbeitet. Aus dieser Zeit resultieren vier exzellente wissenschaftliche Publikationen, davon eine Erstautorarbeit in Mol.Cell. Biol. und Mitautorschaften in Nature Genetics, EMBO J. und Blood. In diesen Arbeiten gelang es Herrn Slany und Mitautoren erstmals zu zeigen, daß Bruchpunktsgene der Translokation t(11;19), die man in akuten Leukämien findet, transformierendes Potential in einem Zellkultursystem hatten. Er hat diese aus kindlichen Leukämiezellen isolierten vermuteten Onkogene in retrovirale Vektoren inseriert und damit primäre Knochenmarkszellen der Maus transfiziert. Dabei waren zunächst stammzell-nahe Vorläufer aus dem Knochenmark der Mäuse präparativ angereichert worden, und dieser Schritt war der Schlüssel zum Erfolg. Die in Kultur transfizierten Zellen bildeten charakteristische Foci in Weichagar, und Zellen aus diesen Foci entwickelten nach Rücktransfer in Mäuse analoge Leukämien wie bei den Kindern, aus deren leukämischen Blasten die Kandidaten-Onkogene stammten. Dies war ein erster formal schlüssiger Kausalitäts-Beweis für das lange vermutete maligne transformierende Potential von Bruchpunktsgenen, die aus dem ALL-1/MLL Gen auf Chromosom 11q23 entstehen. Diese "Erzeugung einer Leukämie in Zellkultur" ist eine große wissenschaftliche Leistung, sowohl weil sie akademisch das ätiologische Prinzip etabliert als auch weil dadurch eine rationale, ursachen-gerichtete Therapieforschung möglich wird.
Seit Januar 1998 ist Dr. Slany Wissenschaftlicher Assistent und Leiter einer selbständigen Arbeitsgruppe am Lehrstuhl für Genetik und arbeitet weiter am leukämogenen Potential von Bruchpunktsonkogenen der Translokation t(11;19), welche mit akuten Leukämien assoziiert ist. Er hat in dieser Zeit bereits eine weitere interessante Arbeit produziert, die in der angesehenen Fachzeitschrift "Leukemia" zum Druck angenommen wurde und eine weitere Arbeit, die gerade zur Veröffentlichung eingereicht wurde. Er hat Drittmittel von der Johannes und Frieda Marohn- Stiftung und der DFG eingeworben. Sein bewilligtes DFG Einzelprojekt wurde in den SFB 466 übernommen, und ein weiterer Antrag im SFB 473 ist in Vorbereitung und wurde von der Projektleiterversammlung zur Aufnahme ausgewählt.
Dr. Slany hat eindeutig eindrucksvolle wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Leukämieforschung erbracht und in kurzer Zeit ein Labor aufgebaut, neue Mitarbeiter eingearbeitet und zur wissenschaftlichen Produktivität geführt. Die Erstellung eines Leukämie-Modells in Kultur, welches er inzwischen in Erlangen reproduziert und weiter verbessert hat, ist eine herausragende wissenschaftliche Leistung, welche richtungsweisend für die Forschung an unserem Lehrstuhl ist und auch auf die Forschung in der Medizinischen Fakultät über unsere Verbundprojekte ausstrahlt. Herr Slany ist Mitantragsteller in einer neuen fakultätsübergreifenden Forscherinitiative "Experimentelle Hämatopoiese: Differenzierung und Onkogenese B-lymphoider Zellen", die bei der DFG eingereicht wurde und zur Begutachtung ansteht. In diesem Verbundprojekt sind Teilprojekte aus der Medizinischen Fakultät (Profs. Gramatzki, Jäck, Hauber; Dr. Valerius) und aus der Naturwissenschaftlichen Fakultät (LS für Genetik) enthalten. Auch das dort formulierte Teilprojekt von Dr. Slany ist sehr originell und hat gute Erfolgsaussichten.
Dr. Slany trägt durch seine innovativen und kreativen Arbeiten und Projekte maßgeblich zur Verstärkung der fakultätsübergreifenden Forschungsszene auf dem Gebiet der Lymphoproliferation und Hämato-Onkogenese in Erlangen bei. Er wirkt auch in fakultätsübergreifenden Ausbildungsveranstaltungen mit (Graduiertenkolleg GRK 40) und ist daher ein guter Kandidat für die weitere Förderung seiner Arbeiten durch die Medizinische Fakultät. Die Medizinische Fakultät hat deshalb beschlossen, ihn mit dem Ria Freifrau von Fritsch Preis auszuzeichnen. Sie würdigt damit die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Medizinern und Naturwissenschaftlern und hofft dadurch weitere junge Studenten der Naturwissenschaften zu stimulieren und zu motivieren, auf biomedizinischem Sektor zu forschen.
Prof. Dr. Georg H. Fey
* Kontakt:
Institut für Genetik, Prof. Dr. Georg H. Fey
Tel.: 09131 / 85-28493 Fax: 09131 / 85-28526 E-Mail: gfey@biologie.uni-erlangen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Personalia
Deutsch
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