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21.10.2005 13:43

Erdöl, Widerstand und Tod

Dr. Ralf Breyer Public Relations und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

    Veranstaltung mit Unterstützung des Außenministeriums zum 10-jährigen Todestag von Ken Saro-Wiwa

    FRANKFURT. Vor zehn Jahren ließ Militärdiktator Sani Abacha in Nigeria einer Gruppe von Bürgerrechtlern aus dem Volk der Ogoni den Prozess machen, weil sie es gewagt hatten, lautstark und effektiv gegen die Zerstörung ihrer Heimat durch die Ölindustrie zu protestieren. Die herausragende Figur des Widerstands und Hauptangeklagter war der Schriftsteller Ken Saro-Wiwa. Allen Protesten zum Trotz wurden Saro-Wiwa und acht seiner Mitstreiter wegen angeblichen Mordes an mehreren traditionellen Ogoni-Führern zum Tode verurteilt. Die neun hatten gewaltfrei gegen die korrupten Militärmachthaber protestiert und den "ökologischen Krieg" angeprangert, den Shell und andere Ölkonzerne seit 1958 im Niger-Delta führen. Allen weltweiten Protesten zum Trotz ließ Abacha die Ogoni-Bürgerrechtler am 10. November 1995 aufhängen.

    Der Justizmord im Niger-Delta führte der ganzen Welt die Zustände vor Augen, unter denen internationale Konzerne, allen voran Shell, in Nigeria Öl förderten: Lecks und Gasfackeln haben Gewässer, Luft und Äcker verseucht und die Lebensgrundlagen der Menschen - Landwirtschaft und Fischfang - zerstört. In Europa und Nordamerika formierten sich nach Saro-Wiwas Tod Protestbewegungen gegen Shell. Organisationen wie die Gesellschaft für bedrohte Völker, die das Schicksal der Ogoni schon lange angeprangert hatten, fanden endlich Gehör.

    Heute ist es wieder relativ still geworden um das Niger-Delta. Nur wenn mal wieder ein paar europäische oder nordamerikanische Ölarbeiter bei Protesten als Geiseln genommen werden, finden sich einige Zeilen in der internationalen Presse. Die Umstände der Ölförderung, die Armut im Delta, der Streit um eine gerechte Verteilung der Öleinnahmen - all das sind nach wie vor Themen in Nigeria, die das bevölkerungsreichste Land Afrikas immer wieder an den Rand seiner Integrationskraft bringen und auch Gewalt hervorrufen. Nigeria ist seit rund 20 Jahren eines der Schwerpunktländer der Afrikaforschung an der Universität Frankfurt, die mit der dortigen Universität Maiduguri eine Partnerschaft unterhält. Vor allem die Archäologie Afrikas und das Frobenius-Institut sind im Nordosten des Landes aktiv. Aber auch die Abteilung Neue Englischsprachige Literaturen und Kulturen (NELK) des Instituts für England- und Amerikastudien beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit der Literatur Nigerias und mit Saro-Wiwa.

    Die Initiative Pro Afrika e.V. hat mit Unterstützung des Außenministeriums deshalb hochkarätige ReferentInnen aus Nigeria zu einer Rundreise durch Deutschland eingeladen. An der Universität Frankfurt veranstaltet das Zentrum für interdisziplinäre Afrikaforschung (ZIAF) zusammen mit der Initiative Pro Afrika e.V. und dem Dritte Welt JournalistInnennetz e.V. am Montag, den 31. Oktober einen Abend mit den nigerianischen Gästen, die zu unterschiedlichen Aspekten in Leben und Werk von Ken Saro- Wiwa und der aktuellen Lage im Niger-Delta Nigerias sprechen sprechen.

    o Prof. Frank Schulze-Engler, Institut für England- und Amerikastudien der
    Universität
    Überblick über Leben und literarisches Werk Saro-Wiwas

    o Ibiba DonPedro, Redakteurin Daily Independant, Lagos,
    Preisträgerin des CNN-Preises als beste afrikanische Journalistin 2003
    Das Nigerdelta und seine leidvolle Geschichte

    o Dr. Ben Naanen, Historiker, Universität von Port Hartcourt
    Überblick über die Geschichte des Ogoni-Konflikts.

    o Isaac Osuoka, Aktivist der Environmental Rights Action, Port Hartcourt,
    Afrika-Repräsentant von Oilwatch, einem weltweiten Zusammenschluss von
    Organisationen, die die Interessen der von Ölförderung betroffenen Menschen
    vertreten
    Rolle der multinationalen Öl-Gesellschaften im Niger-Delta.

    Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt und beginnt um 18 Uhr in Raum 1.802, Casino des IG Hochhauses, Campus Westend, Grüneburgplatz 1. Der Eintritt ist frei.

    Kontakt: Dr. Stefan Schmid, Geschäftsführung, Zentrum für Interdisziplinäre Afrikastudien; Tel.: 069/798-32097; Fax: 069/798-32098; E-Mail: s.schmid@em.uni-frankfurt.de


    Weitere Informationen:

    http://www.afrikaforschung.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Gesellschaft, Meer / Klima, Politik, Recht, Sprache / Literatur, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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