Wissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg haben mit dem modernsten Großteleskop der Europäischen Südsternwarte in Chile - dem Very Large Telescope - einen Stern entdeckt, der mit fast drei Millionen Stundenkilometern aus der Milchstraße entflieht und schon 200.000 Lichtjahre entfernt ist. Seine Geschwindigkeit ist so groß, dass er durch die Anziehungskraft der Milchstrasse nicht mehr festgehalten werden kann und in den intergalaktischen Raum entweichen wird. An der Entdeckung waren unter anderem die Astronomen Prof. Dr. Ulrich Heber und Dr. Heinz Edelmann von der Dr. Remeis-Sternwarte Bamberg der Universität Erlangen-Nürnberg beteiligt.
Es handelt sich um einen für astronomische Verhältnisse jungen, massereichen Stern, der achtmal so schwer ist wie die Sonne und nur 30 Millionen Jahre alt. (Die Sonne ist bereits 4,5 Milliarden Jahre alt.) Solche Sterne finden sich normalerweise nur in der Milchstraße. Er ähnelt den Trapez-Sternen, die den Orion-Nebel zum Leuchten bringen.
Wie kann der Stern an einen so entlegenen Ort gelangt sein? Computersimulationen haben schon Ende der 1980er Jahre gezeigt, dass massereiche Schwarze Löcher, die mehrere Millionen mal schwerer sind als die Sonne, Sterne aus ihrer Umgebung herauskatapultieren können. Nähert sich ein Doppelstern einem solch massereichen Schwarzen Loch, so kann einer der beiden Sterne in das Schwarze Loch hineinfallen, während der andere weggeschleudert wird. Vor drei Jahren wurde zweifelsfrei nachgewiesen, dass sich im Zentrum der Milchstraße ein Schwarzes Loch befindet, das 2,5 Millionen mal so schwer ist wie die Sonne. Kann der flüchtende Stern also aus dem Zentrum der Milchstrasse stammen? Berechnungen ergeben, dass der Stern 100 Millionen Jahre bräuchte, um von Zentrum der Milchstrasse zu dem Ort zu gelangen, an dem er sich heute befindet. Er ist aber nur 30 Millionen Jahre alt. Betrachtet man seine Position am Himmel, so fällt auf, dass er einer Nachbargalaxie, der so genannten Grossen Magellanschen Wolke, näher steht als der Milchstrasse. In der Tat zeigt sich, dass der Stern aus der Nachbargalaxie stammen könnte. Dann müsste sie aber ebenfalls ein massereiches Schwarzes Loch in ihrem Zentrum beherbergen. Das ist bisher nicht gefunden worden. Der neu entdeckte Stern könnte also als ein indirekter Hinweis auf ein solches Schwarzes Loch in der Großen Magellanschen Wolke angesehen werden.
Es kann bisher aber nicht ausgeschlossen werden, dass der flüchtende Stern doch aus dem Zentrum unserer Milchstrasse stammt. Dann müsste er allerdings älter sein, als er erscheint. Dies wäre nur möglich, wenn es sich nicht um einen normalen Stern handelt, sondern um ein Objekt, das durch Verschmelzung zweier masseärmerer entstand - zum Beispiel aus zwei Sternen von vier Sonnenmassen. Genauere Beobachtungen am Very Large Teleskop sollen diese Frage klären.
Ausführliche Informationen zu der Entdeckung und Bilder vom Stern finden sich im Internet unter: www.eso.org/outreach/press-rel/pr-2005/pr-27-05.html
Weitere Informationen für die Medien:
Prof. Dr. Ulrich Heber
Tel.: 0951/95222-10
heber@sternwarte.uni-erlangen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Mathematik, Physik / Astronomie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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