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21.11.2005 17:34

Asthma - noch nicht zu heilen, aber immer besser zu beherrschen

Dr. Bärbel Adams Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Nächstes "Interdisziplinäres Leipziger Allergiegespräch" widmet sich pneumologischen Aspekten

    Die zu Jahresbeginn ins Leben gerufene Veranstaltungsreihe "Interdisziplinäres Leipziger Allergiegespräch", in der Mediziner aller Fachrichtungen in Erfahrungsaustausch treten, findet am 30. November 2005 ihre Fortsetzung. Schwerpunkt werden diesmal die allergologischen Krankheitsbilder der Lunge sein - Anlass für ein Gespräch mit Prof. Hubert Wirtz, Leiter der Abteilung Pneumologie am Zentrum für Innere Medizin der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig und einer der Moderatoren der Veranstaltung.

    Allergologische Krankheitsbilder der Lunge - ist das mehr als Asthma?

    Vorrangig ist es tatsächlich Asthma, wovon wir reden. Es wird wie andere Allergien auch ausgelöst von den Allergenen, also spezifische Reize verursachende Stoffe wie Pollen, Staub, Tierhaare, Schimmel und einige Lebensmittel. Aber auch unspezifische Reize, wie zum Beispiel körperliche Anstrengung oder Kälte, können einen Asthma-Anfall auslösen. Wir sprechen dann von nichtallergischem Asthma.

    Was genau passiert während eines Asthma-Anfalls?

    Die chronisch entzündlich gereizte Bronchialschleimhaut schwillt - angeregt durch die Allergene - an. Heftige Schleimproduktion verengt die Atemwege weiter. Zudem zieht sich die Muskulatur der kleineren Atemwege krampfartig zusammen. Diese Prozesse erschweren die Atmung, vor allem die Ausatmung, und verschlechtern die Sauerstoffversorgung der Lunge. Der Körper versucht deshalb, durch Luftstöße, also heftiges Husten, die Atemwege wieder zu befreien.

    Mal rein statistisch gesehen: Ist Asthma eine solche Volkskrankheit wie Diabetes oder so dramatisch wie einige Krebsformen?

    Mit Blick auf die Zahlen ist Asthma - die Ursache von etwa jedem vierhundertsten Todesfall - in der Regel keine lebensbedrohliche Krankheit. Hinzu kommt, dass glücklicherweise zwei Drittel der Asthmatiker nur mit leichten Formen zu tun haben. Dennoch belastet die Erkrankung die Lebensqualität der Betroffenen. Rund zehn Prozent aller Kinder und fünf Prozent aller Erwachsenen in Deutschland quälen mehr oder weniger häufig Atemnot und Hustenanfälle, in schwereren Fällen verbunden mit Erschöpfung bis hin zur Sprechunfähigkeit. Wir haben also allen Grund, uns dieser Krankheit zuzuwenden.

    An welchen Forschungsthemen in Sachen Asthma wird an der Universität Leipzig zur Zeit gearbeitet?

    Seit wenigen Wochen ist ein künstlich hergestellter Abwehrstoff gegen körpereigenes Ig E, also das Immunglobulin E, zugelassen. Immunglobuline sind Stoffe, die der Körper zur Abwehr fremder Substanzen - also auch der Allergene - bildet und ins Gefecht schickt. Wenn diese Stoffe besonders heftig in Aktion treten, entsteht eine allergische Reaktion. Die künstlichen Antikörper sollen sich mit dem körpereigenen Ig E verbinden und so die allergische Reaktion verhindern. Gemeinsam mit der Hals-Nasen-Ohren-Klinik der Universität startet unsere Abteilung jetzt eine Studie, die ermitteln soll, ob und inwieweit die bisher übliche Desensibilisierung - also stufenweise Gewöhnung an die Allergene - durch diesen Abwehrstoff beeinflusst wird. Möglicherweise ergänzen sich die beiden Methoden oder sie machen einander überflüssig.
    Auch in der Grundlagenforschung werden derzeit spannende Fragen behandelt. Wenn man sich ein haardünnes Glasröhrchen nimmt, so würde ein Wassertropfen dort nicht hindurchfließen, weil die Oberflächenspannung des Wassers dies verhindert. Bestünde der Tropfen jedoch aus einer Seifenlösung, wäre der Durchfluss möglich. Ähnlich muss man sich das Problem der kleinsten Atemwege vorstellen - manche Flüssigkeiten verstopfen sie, andere nicht. Durchlässig sind sie durch eine Surfactant genannte Substanz, die der Körper bildet. Wenn man etwas hätte, das körpereigenes Surfactant ersetzen oder seine Bildung im Körper anregen könnte, wären wir schon weiter.

    Ist Asthma heilbar?

    Derzeit noch nicht. Aber es wird für die Mehrzahl der Betroffenen immer leichter damit zu leben. In den vergangenen 15 Jahren hat die medizinische Forschung enorme Fortschritte gemacht. Insbesondere die zu inhalierenden Medikamente wirken immer präziser erst in der Lunge und belasten Mund und Rachen kaum noch mit Nebenwirkungen.

    Dennoch die Frage nach Prophylaxe: Gibt es Möglichkeiten das allergische Asthma zu verhindern?

    Fakt ist, dass Asthma in all seinen Formen ganz stark genetisch verursacht wird. Wenn ein Elternteil an Asthma erkrankt ist, wird das Kind mit etwa 25-prozentiger Wahrscheinlichkeit belastet sein. Betrifft es Vater und Mutter, beträgt die Wahrscheinlichkeit über 50 Prozent. Das Wichtigste in allen Fälle ist jedoch der frühzeitige Behandlungsbeginn. Wenn die Therapie schon zu einem Zeitpunkt ansetzt, an dem die chronische Entzündung der Atemwege leichter beherrschbar ist, wird sich auch die Entwicklung im Laufe der Jahre weniger dramatisch zeigen. Mit Blick auf die Umwelteinflüsse, auf Hygiene oder Abhärtung durch Nicht-Hygiene existieren zur Zeit mehrere Hypothesen. Unumstritten ist jedoch die Aussage, dass Passivrauchen für die Atemwege von Kindern, insbesondere Kleinkindern, enorm gefährlich ist.

    Marlis Heinz


    weitere Informationen:
    Prof. Hubert Wirtz
    Telefon: 0341 97-12600
    E-Mail: wirtzh@medizin.uni-leipzig.de


    Bilder

    Prof. Hubert Wirtz
    Prof. Hubert Wirtz

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Prof. Hubert Wirtz


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