Institut für Paläontologie der Universität Erlangen-Nürnberg veranstaltet 5. Internationalen Rudistenkongreß erstmals in Deutschland
Das Institut für Paläontologie der Universität Erlangen-Nürnberg (Geschäftsführender Vorstand: Prof. Dr. Richard Höfling) veranstaltet vom 26. bis 30. September 1999 den 5. Internationalen Rudistenkongreß in Erlangen und damit erstmals in Deutschland. Unter der Tagungsleitung von Prof. Dr. Richard Höfling werden 60 Wissenschaftler von Universitäten, Museen und Erdölfirmen aus 20 Ländern neueste Forschungserkenntnisse über Rudisten, eine seit 65 Millionen Jahren ausgestorbene Entwicklungslinie von Muscheln, austauschen.
Rudisten sind eigenartig spezialisierte Muscheln der Oberen Jura-, vor allem aber der gesamten Kreidezeit, bis zu 155 Millionen Jahre alt und damit ein spannendes Studienobjekt für Paläontologen. Ihren Namen haben sie vom lateinischen "rudis" für rauh, denn ihre Schalenoberfläche ist rauh ausgebildet. Im Gegensatz zu nahezu allen heute lebenden Muscheln umschlossen sie ihren Weichkörper nicht mit zwei gleichartigen Muschelschalen, die über ein Schloßsystem scharnierartig gegeneinander beweglich sind, sondern erinnern uns eher an eine Eistüte mit Mützchen. Beide Muschelklappen sind meist unterschiedlich groß und unterschiedlich gestaltet: rübenartig, kegelförmig, hörnerartig gekrümmt oder spiralig gedreht - immer mit passendem Deckel. Rudisten konnten bis zu zwei Meter groß werden, lebten liegend oder aufrecht am Boden und schlossen sich oft zu riffartigen Gebilden zusammen. Die Blütezeit der Rudisten, die sich von Südschweden bis Madagaskar verbreitet hatten, war während der Kreidezeit. Ihr Ende vor 65 Millionen Jahren fällt mit dem der Dinosaurier zusammen.
Rudisten sind vielfach in Schutt- und Trümmerkalken überliefert, an manchen Stellen bildeten sich in Millionen Jahren mehrere tausend Meter dicke Schichten Rudistenkalke, die wegen ihrer hohen Porosität seit geraumer Zeit von hohem wirtschaftlichen Interesse sind. So bilden zum Beispiel Rudistenriff-Gürtel, die von Saudi-Arabien über 1000 Kilometer bis in die Vereinigten Arabischen Emirate reichen, überaus reiche Erdöl-Speichergesteine mit enormer Erdölförderung. Hier treffen sich - und das bestimmt auch die Tagung in Erlangen - rein paläontologische mit angewandt wirtschaftlichen Interessen.
Bis heute ist nicht geklärt, warum ein Zeitintervall von 90 Millionen Jahren derartig spezialisierte Formen parallel zu den übrigen hervorbrachte. Hier gilt es noch manchen Kausalzusammenhang zu erforschen, dabei helfen interdisziplinäre Forschungsansätze auf internationaler Basis, bei denen geowissenschaftliche und biologische Teildisziplinen gestützt durch eine zunehmend verfeinerte Analytik ihre Erkenntnisse abstimmen.
Auf dem Erlanger Rudistenkongreß wird in mehr als 80 Vorträgen und Posterpräsentationen von 60 Wissenschaftlern aus 20 Ländern der derzeitige Wissensstand zusammengefaßt. In einzelnen Arbeitskreisen werden die bisherigen Ergebnisse und Datensätze verglichen, Datenbanken vervollständigt sowie neue Forschungsansätze formuliert.
Eine eintägige geologisch-paläontologische Exkursion in den Raum Ingolstadt und Kelheim/Donau, bei der die frühesten Rudisten der Erdgeschichte in kalkig-dolomitischen Gesteinen des Oberen Jura vorgeführt werden, ergänzt das Tagungsprogramm in Erlangen.
Die "International Rudist Working Group" traf sich erstmals 1988 in Belgrad zu einer Spezialkonferenz an der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Weitere Tagungsorte waren Rom (1990), Mexico City (1993) und Marseille (1996).
* Kontakt:
Institut für Paläontologie
Prof. Dr. Richard Höfling, Geschäftsführender Vorstand
Loewenichstraße 28, 91054 Erlangen
Tel. 09131/85 -22710, -22622, Fax. 09131/85 -22690
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geowissenschaften
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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