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28.09.1999 14:12

Darstellung des Christentums in Schulbüchern islamisch geprägter Länder

Gertraud Pickel Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Auch moderne Schulbücher werden nicht immer dem Auftrag gerecht, Vorurteile abzubauen und Verständnis zwischen Kulturen zu schaffen, die sich nach wie vor recht fremd gegenüberstehen. Nachdem islamische und christliche Wissenschaftler gemeinsam die Bücher an deutschen Schulen danach durchforscht haben, ob der Islam angemessen behandelt wird, wird nun die entgegengesetzte Blickrichtung nachvollzogen. Die Untersuchungen zur Darstellung des Christentums in Schulbüchern islamisch geprägter Länder unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Lähnemann am Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Evangelischen Religionsunterrichts der Universität Erlangen-Nürnberg werden seit März 1999 von der DFG gefördert.

    In einer Welt, in der die Völker mit ihren Kulturen und Religionen immer enger zusammenleben müssen, kommt der Erziehung zur Kultur- und Religionsbegegnung ein besonderes Gewicht zu. Gerade die jüngsten Konflike zwischen Völkerschaften, die religiös-kulturell mitbedingt sind, zeigen, daß es für eine Erziehung zur Begegnung und Verständigung noch große Aufgaben gibt, daß Vorurteile, Stereotype und Abwehrhaltungen zugunsten eines besseren gegenseitigen Verstehens abgebaut werden müssen.

    Die Schulen sind hierfür neben Familie und Gemeinde der wichtigste Ort, und die Schulbücher stellen innerhalb des Unterrichts das wichtigste Medium dar, um sachgemäße und förderliche Kenntnisse und Vorstellungen zu vermitteln. Auf der anderen Seite können falsche, unzureichende und vorurteilsgeladene Informationen in Schulbüchern problematische Vorstellungen in den Schülern fixieren. Zugleich sind die Schulbücher ein deutlicher Indikator schulbezogener wissenschaftlicher Arbeit sowie des pädagogischen Diskussionstandes eines Landes.

    Angesichts der gerade zwischen Christentum und Islam bestehenden Vorbehalte, Vorurteile und Gegnerschaften war das Forschungsprojekt "Der Islam in Schulbüchern der Bundesrepublik Deutschland" ein erster wichtiger Schritt. Unter der Federführung eines muslimischen Wissenschaftlers - Prof. Dr. A. Falaturi - und der Islamischen Wissenschaftlichen Akademie in Köln, sowie des christlichen Religionswissenschaftlers und Religionspädagogen Prof. Dr. Udo Tworuschka beteiligten sich Religionspädagogen, Theologen, Religionswissenschaftler und Fachdidaktiker an dem Projekt, das inzwischen auf alle europäischen Länder ausgeweitet wurde. Dabei wird sowohl geprüft, ob der Islam sachgemäß behandelt wird, als auch, ob er in angemessenem Umfang in den Schulbüchern vorkommt.

    Verzerrungen beseitigt

    Bei der Untersuchung der deutschen Schulbücher wurden - neben vielen guten Bemühungen - Verzerrungen, einseitige, pauschale und verkürzte Darstellungen entdeckt. Diese Beobachtungen wurden gründlich ausgewertet. Die Projektmitarbeiter entwickelten Verbesserungsvorschläge, die sich bei den jüngsten Schulbüchern in Deutschland bereits positiv ausgewirkt haben. Die wichtigsten Ergebnisse wurden in einer Informationsbroschüre für Lehrer zusammengefaßt.

    Der Erfolg dieses Projekts legte eine Untersuchung mit umgekehrtem Ansatz nahe, also die Analyse der Darstellung des Christentums in Schulbüchern islamisch geprägter Länder. Die Inititative ging diesmal vom Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Evangelischen Reliogionsunterrichts an der Universität Erlangen-Nürnberg aus - allerdings von Anfang an ebenfalls in Zusammenarbeit mit islamischen Kollegen und Institutionen. Das Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung in Braunschweig beteiligt sich hier ebenso wie an dem vorangegangenen Projekt.

    Über die Nürnberger Foren zur Religions- und Kulturbegegnung in der Erziehung und über die Arbeit der Weltkonferenz der Religionen für den Frieden (World Conferenz on Religion and Peace, WCRP) hat der Lehrstuhl von Prof. Lähnemann Kontakte zu islamischen und christlichen Wissenschaftlern und Pädagogen in verschiedenen islamisch geprägten Ländern geknüpft. Auf dieser Basis soll das Forschungsprojekt aufgebaut werden.

    1994 hat die WCRP die "Peace Education Standing Commission" (PESC), die Ständige Kommission für Friedenserziehung, ins Leben gerufen. Die PESC, mit Sitz in Nürnberg, steht unter dem Vorsitz von Prof. Lähnemann und widmet sich der religiösen und interreligiösen Erziehung, der Erziehung zu gewaltfreier Kommunikation und Konfliktlösung sowie der Umwelterziehung und Erziehung zu sozio-ökonomischer Entwicklung. Sie hält Informationen zu diesem Themenkreis bereit und stellt Ansprechpartner für alle, die in der Friedenserziehung aktiv sind oder werden wollen.

    * Kontakt:
    Prof. Dr. Johannes Lähnemann
    Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Evangelischen Religionsunterrichts
    Regensburger Straße 160, 90478 Nürnberg
    Tel.: 0911/5302 -549, -548, Fax: 0911/5302 -502
    E-mail: jslaehnemann@ewf.uni-erlangen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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