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17.01.2006 13:24

Die neue Dynamik der Bio-Branche - Chancen und Herausforderungen

Dr. Andreas Zehm Öffentlichkeitsarbeit
Koordinationssekretariat Sozial-ökologische Forschung (SÖF)

    Verbundprojekt der sozial-ökologischen Forschung des BMBF präsentiert
    Ergebnisse zu den Auswirkungen der Agrarwende

    "Mit der Politik der 'Agrarwende' wurden Bio-Lebensmittel gesellschaftlich deutlich aufgewertet
    und haben damit endgültig die Nische verlassen. Dies eröffnet viele Chancen für die Bio-
    Branche, stellt sie jedoch vor zahlreiche neue Herausforderungen". Mit diesen Worten fasst
    Prof. Dr. Karl-Werner Brand die Ergebnisse des von ihm geleiteten BMBF- Projekts "Von der
    Agrarwende zur Konsumwende?" zusammen. Das Forschungsprojekt, an dem die TU
    München, die Universitäten Gießen und Göttingen, die Wirtschaftsuniversität Wien sowie die
    Münchner Projektgruppe für Sozialforschung beteiligt waren, untersuchte in den vergangenen
    drei Jahren die Wirkungen der von der früheren Verbraucherschutzministerin Renate Künast
    angestrebten "Agrarwende" auf den verschiedenen Ebenen der Bio-Wertschöpfungskette.
    Die quantitative Ausweitung des Öko-Landbaus und der Umsatz an Bio-Lebensmitteln bleiben
    zwar erheblich hinter der anvisierten Zielgröße zurück. Entscheidender ist aber die in Gang
    gesetzte Entwicklungsdynamik. Eine wesentliche Rolle spielt dabei das neue Bio-Siegel, das
    die Ausweitung und Europäisierung der Beschaffungsmärkte für Bio-Lebensmittel erheblich
    beschleunigt hat. Bio-Supermärkte verzeichnen ein rasantes Wachstum. Auch der
    konventionelle Lebensmittel-Einzelhandel, einschließlich der Discounter, ist verstärkt in das
    Bio-Segment eingestiegen und stellt inzwischen den wichtigsten Vertriebsweg für Bio-
    Lebensmittel dar. Auch Bio-Fertiggerichte sind auf dem Vormarsch. Mit der Ausdifferenzierung
    des Bio-Markts verschwimmen die bisherigen Grenzen zwischen der ganzheitlich orientierten
    Öko-/Naturkost-Szene und dem konventionellen Lebensmittelsektor.
    "Die beabsichtigte Ausweitung des Bio-Landbaus und Bio-Markts hat damit auch kritisch
    bewertete Nebenfolgen und bleibt in zentralen Aspekten hinter den eigenen Ansprüchen
    zurück" so Prof. Dr. Brand. Hierzu gehören beispielsweise:

    o Die rasche Ausweitung des Angebots und die Europäisierung des Bio-Handels erhöhen
    den Wettbewerbsdruck auf die Öko-Landwirte und erzwingen eine stärker ökonomischpragmatische
    Orientierung. Auch im Handel verschärft sich der Verdrängungswettbewerb
    im Naturkostbereich.

    o Die Anpassung an konventionelle Strukturen und eine verstärkte ökonomische
    Orientierung bedrohen die Glaubwürdigkeit und das spezielle Qualitätsprofil von Bio-
    Produkten. Ferner wird der mit ihnen verbundene Zusatznutzen in Bezug auf
    Umweltschutz, artgerechte Tierhaltung, Landschaftspflege und Förderung der regionalen
    Wirtschaft in Frage gestellt. Die Konventionalisierung des Bio-Bereichs gefährdet somit
    zugleich ihr anhaltendes Wachstum.

    o Das mit der Einführung des Bio-Siegels verknüpfte Ziel, die besonderen Qualitäten von
    Bio-Produkten klarer und glaubwürdiger zu kommunizieren, wurde bislang - aus Sicht der
    KonsumentInnen - nicht erreicht. Viele mögliche Anknüpfungspunkte und Motive für Bio-
    Konsum werden darüber hinaus in der Ernährungskommunikation zu wenig und nicht
    genügend zielgruppengerecht aufgegriffen. So ist von einer Konsumwende i. S. einer
    neuen Qualitätsorientierung und der Verbreitung nachhaltiger Ernährungsstile noch wenig
    zu bemerken.

    Um die unerwünschten Effekte zu minimieren und das Wachstum der Bio-Branche unter dem
    Leitbild nachhaltiger Entwicklung zu verstetigen, wurden im Rahmen des Forschungsprojekts
    die folgenden Optimierungsstrategien entwickelt:

    o Entlang der gesamten Wertschöpfungskette (von der Produktion über Verarbeitung
    und Handel bis zum Konsum) sollten differenzierte, auf die Bedürfnisse und
    Handlungsmöglichkeiten der jeweiligen Zielgruppen zugeschnittene Kommunikationsund
    Beratungsformen entwickelt werden;

    o Ein wichtiger Schritt in Richtung einer Konsumwende ist es, alltagsnahe Leitbilder
    nachhaltiger Ernährung öffentlichkeitswirksam zu vermitteln;

    o Die Vielfalt der verschiedenen Betriebstypen und Angebotsformen in der Bio-Branche
    sollte erhalten werden, um die Balance zwischen ideeller Orientierung und
    ökonomischer Pragmatik wahren und den Zusatznutzen, d.h. die besondere Qualität
    von Bio-Produkten, glaubwürdig kommunizieren zu können. Hierfür sollten geeignete
    Maßnahmen, wie finanzielle Förderung, Netzwerkbildung, Wertemanagement und
    Labelling, ergriffen bzw. verstärkt werden.

    Zentrale Ergebnisse des Verbundprojekts "Von der Agrarwende zur Konsumwende?" sind in
    einer Broschüre zusammengefasst, die während der Pressekonferenz vorgestellt wurde und
    ab sofort bei der Münchner Projektgruppe für Sozialforschung (MPS) bestellt werden kann.

    Ansprechpartner: Prof. Dr. Karl-Werner Brand & Astrid Engel, Münchner Projektgruppe für
    Sozialforschung, , Dachauerstr. 189, 80637 München, Tel.: 089-155760/14839713, E-Mail:
    astrid.engel@sozialforschung.org, Projekt-Homepage: http://www.konsumwende.de (mit download-
    Texten der einzelnen Teilprojekte)


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Gesellschaft, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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