Auch in Rostock sind einige ihrer Werke
Jahrzehntelang vergessen, verstaubt, zerbrochen dämmerten sie vielerorts dahin, heute werden sie wieder liebevoll und wahrhaft strahlend präsentiert - die gläsernen Kunstwerke der Glashandwerker Leopold und Rudolf Blaschka. Glitzernde Strahlentierchen aus feinsten Glasfäden, zarte durchsichtige Quallen in Pastellfarben, aber auch lebensecht anmutende Tintenfische oder Schnecken sind noch in mancher zoologischen Sammlung zu finden. In den Jahren zwischen 1863 bis 1890 entstand eine Kollektion von mehr als 700 verschiedenen gläsernen Nachbildungen von schwer zu konservierenden einzelligen und wirbellosen Meerestieren. Sie dienten weltweit zu Lehrzwecken für wissenschaftliche Museen und Institute. Heute werden sie registriert (Naturkundemuseum Utrecht) und zunehmend als Kunstwerke in Ausstellungen gezeigt, einzigartig in ihrer Kombination von Naturtreue und Ästhetik.
Leopold Blaschka (1822-1895) arbeitete als Glasbläser in Dresden-Hosterwitz. Er spezialisierte sich seit 1863 auf die Nachbildung in Glas von wirbellosen Tieren, deren natürliches Aussehen getrocknet oder im Alkoholpräparat nicht ausreichend anschaulich erhalten werden kann, wie z. B. von Quallen, Polypen, Schwämmen, Weichtieren sowie von mikroskopisch kleinen einzelligen Organismen (Radiolaria: Strahlentierchen). Aus der Idee wurde bald ein florierendes Geschäft, in das 1876 sein Sohn Rudolf eintrat, der es später weiterführte. Nach wissenschaftlichen Zeichnungen, später auch nach Originalmaterial, fertigten sie naturgetreue gläserne Tiermodelle, die schon bald in allen größeren Museen Europas, selbst in den USA und in Neuseeland vertreten waren. Ursprünglich aus farbigem Glas gefertigt, entwickelten sie mit der Zeit kompliziertere Methoden der Glasverarbeitung und der Gestaltung von Oberflächen, um den Strukturen und Farben der Vorbilder so nahe wie möglich zu kommen. Korrespondenz mit namhaften Wissenschaftlern jener Zeit wie Prof. Franz Eilhard Schulze (Rostock, später Berlin) und Prof. Ernst Haeckel (Jena) diente der Perfektion der Objekte.
Im Jahre 1890 stellten die Blaschkas ihre Fertigung zoologischer Präparate ein und schlossen mit der Harvard-Universität in Cambridge/Mass. einen Exklusivvertrag. Für das dortige botanische Institut sollte eine Ausstellung von gläsernen Pflanzenmodellen geschaffen werden. Dank einer wohlhabenden Sponsorin entstand eine einzigartige Kollektion von fast 900 Pflanzenarten in Lebensgröße und dazu mehr als 3.000 kleinere Objekte, wie Details von Blüten, vergrößerte mikroskopische Präparate, Entwicklungszyklen von Pilzen und Flechten, Insekten bei der Bestäubung von Blüten - alles völlig naturgetreu. Diese eindrucksvolle Ausstellung ist nur an ihrem Heimatstandort zu besichtigen.
Zurzeit können 64 zoologische Glaskunstwerke der Blaschkas in einer Wanderausstellung bewundert werden, die vom Design Museum London und dem National Glass Center Sunderland veranstaltet wird. Ihre derzeitige Station ist das Düsseldorfer NRW-Forum. Im Frühjahr 2006 ist eine Blaschka-Ausstellung in Tübingen geplant, für 2007 in Dresden, am Entstehungsort der gläsernen Raritäten.
Die Zoologische Sammlung der Universität Rostock besitzt noch neun (ursprünglich weit mehr) Glasmodelle von wirbellosen Tieren und liegt damit gut im Durchschnitt der europäischen Institutionen. Sie werden als Leihgaben zunächst in Tübingen präsentiert.
Norma Schmitz & Ragnar Kinzelbach
Prof. Dr. Ragnar Kinzelbach
Allgemeine & Spezielle Zoologie
Zoologische Sammlung
Institut für Biodiversitätsforschung
Universitätsplatz 2
18055 Rostock
Tel. xx49 (0)381 498 6260
Fax xx49 (0)381 498 6262
http://www.biologie.uni-rostock.de/zoologie/zoologie.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Informationstechnik
überregional
Organisatorisches, Personalia
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).