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05.09.1996 00:00

Erfolgreicher Schritt zur Marktorientierung

Sigrid Herzog DFKI Kaiserslautern | Darmstadt
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH

    2/1996

    Jahresabschluss 1995

    Erfolgreicher Schritt zur Marktorientierung

    Kaiserslautern und Saarbruecken, den 20. August 1996

    Die "Deutsche Forschungszentrum fuer Kuenstliche Intelligenz (DFKI) GmbH" hat das abgelaufene Geschaeftsjahr 1995 in allen Belangen mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen. "Wir haben allen Grund zur Zufriedenheit", freut sich DFKI-Geschaeftsfuehrer Dr. Detlev Ruland. So konnte die DFKI GmbH, die weltweit einen ausgezeichneten Ruf im Bereich innovativer Softwaretechnologien geniesst, ihren Umsatz von 19,6 Millionen DM auf 22 Millionen Mark (1993: 16,9 Millionen DM) steigern. Trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes wuchs die DFKI GmbH mit durchschnittlich 14 Prozent pro Jahr. Die Anzahl der Mitarbeiter stieg auf ueber 110.

    Als ebenso erfolgreich wie der positive Geschaeftsverlauf erwiesen sich die Anstrengungen, die DFKI GmbH von einer im wesentlichen oeffentlich gefoerderten Forschungseinrichtung zu einem marktorientierten Competence Center auf dem Gebiet innovativer IT-Loesungen zu wandeln. So trugen in 1995 die Mittel aus dem Rahmenvertrag mit dem Bundesministerium fuer Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) nur noch die Haelfte zur Gesamtkapazitaet der DFKI GmbH bei. Gleichzeitig betrug der Leistungsanstieg im umsatzorientierten Bereich der gemeinnuetzigen GmbH 38 Prozent. Fast ein Drittel der Gesamtkapazitaet hat die DFKI GmbH im wesentlichen in der Wirtschaft akquiriert.

    Hintergrund der Neuorientierung: "Die Technologien der Kuenstlichen Intelligenz sind jetzt soweit ausgereift, dass sie aus der reinen Forschung nun in die wirtschaftliche Praxis einmuenden", betont Dr. Ruland. Die DFKI GmbH hat sich diesen Technologietransfer auf die Fahnen geschrieben und will auf dem europaeischen Markt zum erfolgreichsten Anbieter von Forschungs- und Entwicklungs-Dienstleistungen auf dem Gebiet der Kuenstlichen Intelligenz avancieren.

    Die Projekte, die im vergangenen Jahr bei der DFKI GmbH bearbeitet wurden, zielen genau in diese Richtung. So wurde mit dem Computersystem HyperBraille ein blindengerechter Bueroarbeitsplatz entwickelt, der sowohl sehbehinderten Menschen die Bearbeitung von Dokumenten oder das Nutzen des Internets ermoeglicht als auch die Ablaeufe im Buero automatisiert. Bestandteile dieses Systems ist eine intelligente Software fuer Dokumentenanalyse und -management (OfficeMAID) , Dokumentensuche (Office_ask) sowie ein blindengerechtes Frontend zur Steuerung des Computersystems (HyperBraille). Mit seinem komplexen Regelwerk und lexikalischem Wissen ist OfficeMAID in der Lage, Dokumente zu analysieren und zu klassifizieren, so dass Rechnungen, Mahnungen, Zeitungsartikel u.ae. unterschieden werden koennen. Anhand des typischen Aufbaus und bestimmter Schluesselworter erkennt OfficeMAID etwa eine Mahnung und ermittelt den Absender und den Betrag. Darauf aufbauend erlaubt Office_ask das schnelle Abspeichern und Auffinden von Dokumenten durch spontansprachliche Anfragen. Zusammen mit der speziellen Mensch-Maschine-Schnittstelle HyperBraille entsteht ein blindengerechter Bueroarbeitsplatz. Texte analysierter Dokumente werden Zeile fuer Zeile in Blindenschrift uebersetzt und auf einer Braillezeile angezeigt, die in eine spezielle Tastatur eingelassen ist. Aber auch ohne diese Kombination lassen sich mittels OfficeMAID und Office_ask die Bearbeitung von Dokumenten rationalisieren und beschleunigen: "Damit eroeffnen wir eine neue Dimension der Bueroautomatisierung", kuendigt DFKI-Leiter Dr. Ruland an.

    Auch andere Projekte der DFKI GmbH weisen in die kommerzielle Anwendung wissenschaftlicher Forschung. So wurde im abgelaufenen Geschaeftsjahr das im Auftrag des Bundesamtes fuer Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Bonn, entwickelte Software-Entwicklungswerkzeug VSE (Verification Support Environment) fertiggestellt, das in Kuerze auf dem Markt angeboten werden wird. Mit Hilfe von VSE lassen sich komplexe Computerprogramme im industriellen Umfang nachweisbar korrekt und zuverlaessig entwickeln. Angesichts der zunehmenden und nicht selten existentiellen Bedeutung, die Software im wirtschaftlichen oder privaten Alltag zukommt, erlangen Software-Tools wie VSE eine enorm hohe Relevanz. Durch VSE koennen entscheidende Fehler noch im Entwicklungsstadium vermieden werden, stellt DFKI-Chef Ruland fest.

    Trotz der forcierten marktorientierten Ausrichtung ist die DFKI GmbH bemueht, ihre wissenschaftliche Expertise weiter zu staerken. "Der richtige Mix aus Forschung und Anwendung ist entscheidend fuer unseren Erfolg", meint Ruland. Ansonsten sind zwar kurzfristige kommerzielle Erfolge moeglich, langfristig jedoch wuerde man sich seiner Zukunftsfaehigkeit berauben. Wichtig sind daher langfristig angelegte Projekte, in denen zunaechst die wissenschaftlichen Grundlagen erarbeitet und dann die kommerziellen Anwendungen entwickelt werden. Verbmobil, eines der zentralen Forschungsprojekte in der deutschen Informatik, faellt in diese Kategorie. 1993 vom Bonner Forschungsministerium ins Leben gerufen und auf insgesamt zehn Jahre angelegt, hat Verbmobil zum Ziel, spontan gesprochene Sprache simultan zu uebersetzen und diese elektronische Dolmetschhilfe in tragbaren Kleingeraeten verfuegbar zu machen. Dafuer muessen sowohl sprecherunabhaengige Spracherkenner als auch zuverlaessige Uebersetzungsprogramme geschaffen werden. Im vergangenen Geschaeftsjahr meldete die DFKI GmbH weitere Meilensteine in diesem Projekt: Das erstmals der Oeffentlichkeit praesentierte Experimentalsystem konnte 200 japanische Phrasen und 1200 deutsche Woerter erkennen und uebersetzen, betont Professor Dr. Wolfgang Wahlster, Verbmobil-Projektleiter und wissenschaftlicher Direktor der DFKI GmbH. Damit hat Deutschland eine internationale Vorreiterrolle uebernommen.

    Ein wichtiger Schritt in die unternehmerische Zukunft konnte Anfang des Jahres vereinbart werden. Das BMBF foerdert auch nach 1997 anwendungsorientierte Forschungsprojekte mit rund fuenf Millionen Mark jaehrlich. Die beiden Laender Rheinland-Pfalz und Saarland werden die DFKI GmbH in gleichem Umfang unterstuetzen und die Gesellschafter der DFKI GmbH haben zugesagt, die Leistungen des Unternehmens weiterhin zu nutzen.

    "Fuer die Pflege unserer wissenschaftlich-technischen Kernkompetenzen sind diese Mittel unbedingt erforderlich", sagt Ruland, "nur so koennen wir unseren weltweit anerkannten Ruf als Center of Excellence festigen und ausbauen". Im vergangenen Jahr wurde diese Spitzenstellung erneut mehrfach bestaetigt, unter anderem durch den begehrten ITEA-Forschungspreis "Information Technology European Award", mit dem die Multimedia-Software WIP (Wissensbasierte Informations-Praesentation) praemiert wurde. Die DFKI GmbH wurde dabei als einziges deutsches Unternehmen unter den 20 europaeischen Preistraegern ausgezeichnet worden.

    Mit WIP ist es moeglich, aus einer einzigen Datenbank mit Texten, Grafiken oder Videos fast 800 verschiedene multimediale Praesentationen aufzubauen. Grundlage dafuer ist ein komplexes Regelwerk, in dem das Wissen ueber den Aufbau solcher Darstellungen festgehalten ist. Je nach Vorgaben des Nutzers wie Sprache, Vorwissen oder Problemstellung baut die DFKI-Software die konkrete, situativ angepasste Praesentation zusammen. Die Herstellung und Verwendung von technischen Dokumentationen, Verkaufskatalogen oder Internet-Praesentationen wird dadurch wesentlich vereinfacht.

    Belegexemplar (Original oder Fax) erbeten!


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Informationstechnik
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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