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Erster europaeischer Algenkongress in Koeln
Buendelung der Forschungsaktivitaeten
Zum ersten europaeischen Phykologie-Kongress werden sich vom 11.8.-18.8.1996 ca. 550 Algenforscher aus ueber 60 Laendern in der Universitaet zu Koeln treffen, um aktuelle Themen der Algenforschung zu diskutieren. Mehr als 425 wissenschaftliche Beitraege sind angemeldet. Der Kongress soll die Forschungsaktivitaeten in Europa buendeln und dazu beitragen, den Algen einen ihrer Bedeutung fuer den Menschen und seine Umwelt angemessenenen Platz im Forschungspektrum der Biowissenschaften zuzuweisen. Im Rahmen des Kongresses werden sich die europaeischen Algenforscher auch zu einer neuen europaweiten wissenschaftlichen Gesellschaft zusammenschliessen.
Algen geraten heute in erster Linie durch Negativschlagzeilen in die Presse: "Killeralgen", "Algenpest", "Phantom-Algen". Die weltweit zunehmenden Massenentwicklungen bestimmter Algenarten sind jedoch durch den Menschen verursacht. Durch vermehrten Eintrag von Naehrstoffen (vor allem Stickstoffverbindungen) in Grundwasser, Fluesse und kuestennahe Gewaesser werden Massenentwicklungen von Mikroalgen ermoeglicht, die oft giftige Substanzen produzieren und zum Beispiel Fischsterben verursachen. Inwieweit diese Algen auch krankheitserregenden Bakterien eine entsprechende Vermehrung und Verbreitung ermoeglichen, wird im Rahmen eines speziellen Symposiums waehrend des Kongresses behandelt.
Algen sind aber auch fuer nahezu 50 Prozent der weltweiten Photosynthese verantwortlich. Jedes zweite Molekuel Sauerstoff, das der Mensch einatmet, wurde zuvor von einer Alge produziert. In gleichem Umfang tragen Algen zur Verringerung des Treibhausgases Kohlendioxid bei und sind somit wichtige biogene Komponenten im Globalklima der Erde. In juengster Zeit gibt es UEberlegungen, Algen zur Verringerung der Kohlendioxidkonzentrationen in Rauchgasen aus fossilen Verbrennungsanlagen einzusetzen. Diese Konzepte werden durch internationale Experten waehrend des Kongresses diskutiert.
Algen werden auf verschiedenste Weise durch den Menschen genutzt, als Nahrungsmittel (ueberwiegend in Ostasien), aber auch in Produkten, die aus Algen gewonnen werden. Kaum jemand in Westeuropa weiss, dass er tagtaeglich mit Erzeugnissen aus Algen in Kontakt kommt, sei es in Form von Zahnpasta, Kosmetik, Eiscreme, Schuhputzmitteln, Limonade etc. Algen stellen ein noch weitgehend unerschoepftes Reservoir an (natuerlichen) Biosubstanzen dar: Von den etwa 40 000 bekannten Algenarten werden weniger als 1 Prozent kommerziell genutzt. Dabei schaetzen Algenforscher, dass nur etwa 5 Prozent der weltweit vorkommenden Algenarten ueberhaupt bekannt sind. Ob die uebrigen noch entdeckt werden koennen, muss bezweifelt werden. Zum einen fehlt es an Fachleuten (an vielen deutschen Universitaeten spielen Algen in der Ausbildung der Biologiestudenten ueberhaupt keine Rolle mehr), zum anderen mehren sich Hinweise, dass eine groessere Zahl von Algen vom Aussterben bedroht ist. Man muss sich nicht in den Regenwald begeben, um seltene Organismen zu finden: Von den ueber 500 Arten von Schmuckalgen, die in Deutschland vorkommen, sind in der gerade aktualisierten Roten Liste gefaehrdeter Pflanzen Deutschlands etwa 60 als gefaehrdet eingestuft. Warum die Veroeffentlichung der Roten Liste durch das Bundesamt fuer Naturschutz derzeit verzoegert wird, ist unbekannt.
Auch in der biologischen und biomedizinischen Grundlagenforschung stellen Algen wichtige Modellsysteme dar. Mechanismen der Photosynthese, der zellulaeren Bewegung, des Zellalterns, der Sekretion und viele andere Phaenomene werden in Hunderten von Labors weltweit an Algen untersucht. Themen der Symposien auf der Koelner Algentagung sind deshalb u.a. die molekulare Uhr der Algen als Modell der inneren Uhr des Menschen, die Algen der Polarregionen, Entwicklungen und Aussichten der Algen-Biotechnologie, die Zukunft der Algen in der Ostsee als einem gefaehrdeten Binnenmeer und die Rolle der Algen bei der Schadstoffreduktion der Atmosphaere. Auch ueber die Auswirkungen des Ozonloches auf das Meeresplankton werden die Algenforscher in Koeln sprechen. Gezeigt wird waehrend der Tagung in der "Galerie in der Universitaet" im Foyer des Hauptgebaeudes auch eine Ausstellung ueber Robert Lauterborn (1869 - 1952), den Nestor der deutschen Limnologie (Wissenschaft von den Binnengewaessern), der vor allem den Rhein und seine Nebengewaesser erforschte. Sie ist von Montag bis Freitag ausser Mittwoch in der Zeit von 12.00 bis 16.00 Uhr geoeffnet. Der Eintritt ist frei.
Eroeffnet wird die Tagung am Montag, dem 12. August 1996 um 8.30 Uhr in der Aula der Universitaet zu Koeln, Hauptgebaeude, Albertus- Magnus- Platz, 50923 Koeln (Lindenthal). Die Tagung selbst findet im Hoersaalgebaeude statt, das sich ebenfalls am Albertus- Magnus- Platz befindet.
Weitere Auskuenfte zu den Fragen, die auf dem Koelner Algenkongress behandelt werden, gibt Professor Dr. Michael Melkonian bis zum Beginn der Tagung unter der Telefon-Nummer O221/470-2475 und der Fax-Nummer O221/470-5181.
Fragen waehrend der Tagung sind an das Kongress-Buero im Hoersaalgebaeude, Raum F unter der Telefon-Nummer 0221/470-6292 oder der Fax-Nummer 0221/470-6293 zu richten.
Verantwortlich: Dipl.-Pol.Frank Krabbe
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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