idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
09.02.2006 13:23

Vorstellung eines neuen Verfahrens zur Tiefenhirnstimulation für Parkinson-Patienten

Dr. Bärbel Adams Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Anlässlich des Tages der Gesundheitsforschung zum Thema "Die Welt im Gehirn" geben Wissenschaftler der Universität Leipzig Einblick in das breite Spektrum der Hirnforschung an der Universität. U.a. stellt der Neurochirurg Dr. Dirk Winkler eine neue Methode für die Behandlung der Parkinson Erkrankung vor.

    Zeit: 19. Februar 2006, 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr
    Ort: Institut für Anatomie
    Liebigstraße 13

    Der Vortrag von Dr. Winkler beginnt gegen 12:00 Uhr.

    Besucher unserer Veranstaltung haben die Möglichkeit, an Führungen durch die Lehrsammlung des Institutes für Anatomie teilzunehmen.


    Neues Verfahren der Tiefenhirnstimulation für Parkinsonpatienten

    An der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie des
    Universitätsklinikums Leipzig wurde erstmals in Deutschland bei einer an
    Parkinson erkrankten Patientin ein so genannter Hirnschrittmacher mit
    Hilfe einer neuen Technologie implantiert. Dabei kam eine so genannte
    "microTargeting* Platform" aus dem Hause FHC, Chemnitz, zum Einsatz.

    Dr. Dirk Winkler, Spezialist für Tiefenhirnstimulation erklärt den
    Unterschied des neuen Verfahrens zur alten Methode: "Bei der
    Tiefenhirnstimulation müssen wir in aller Regel inbeiden Gehirnhälften
    Elektroden implantieren und dabei sehr tief in das Gehirn eindringen.
    Einer hoch genauen Bildgebung und darauf aufbauender OP-Planung kommt eine
    entscheidende Bedeutung für den Erfolg des hoch riskanten Eingriffs zu. Im
    Vorfeld der Operation mussten bisher die Parkinsonpatienten ein etwas
    unangenehmes Verfahren über sich ergehen lassen. Ihnen wurde ein aus
    Metall bestehender stereotaktischer Rahmen angepasst. Diesen etwa 2,5 Kg
    schweren Rahmen musste der Patient während der CT- oder MR-Diagnostik, der
    OP-Planung und der Operation ununterbrochen auf dem Kopf tragen, denn der
    Rahmen gab uns Neurochirurgen das für die OP erforderliche
    Koordinatensystem. Hinzu kam, dass die Patienten während der ganzen Zeit
    die Medikamente nicht nehmen durften, die die Auswirkungen der Krankheit
    unterdrückten. Mit der "microTargeting* Platform" können wir unseren
    Patienten diese Prozedur ersparen. Unter örtlicher Betäubung werden dem
    Patienten sechs kleine Knochenanker implantiert, die mit Markerelementen
    versehen werden. Diese bilden das erforderliche Koordinatensystem und sind
    auf dem CT optimal zu erkennen. Zusammen mit den MRT-Daten wird auf der
    Basis dieser Bilder die OP geplant und die Trajektorie, also der Weg der
    Elektroden in das Zielgebiet festgelegt. Diese Informationen werden an FHC
    geschickt, die nun die beiden etwa handtellergroßen Kunststoffplattformen
    speziell für den Patienten herstellen. Die Plattformen werden auf den
    bereits implantierten Knochenankern befestigt. Sie enthalten darüber
    hinaus eine Führung für die Instrumente, so dass die Elektrode nur auf dem
    vorgeplanten Weg in das Gehirn eingebracht werden kann."

    Prof. Dr. Jürgen Meixensberger, Direktor der Klinik und Dekan der
    Medizinischen Fakultät Leipzig, sieht in dem neuen Verfahren einen
    entscheidenden Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit für den Patienten.
    "Durch die individuell angefertigten Plattformen wird der Operateur
    während der OP hinsichtlich der Gerätejustierung entlastet. Die
    Instrumente werden genau so fixiert, wie es für den Eingriff erforderlich
    ist. Somit werden Fehler beim Eingriff selbst reduziert. Schon bei der
    Planung können Fehler bei der Eintritts- und Zielpunktkoordination
    ausgeschlossen werden. Das sind enorme Vorteile gegenüber dem
    herkömmlichen Verfahren." Besonders hervorzuheben sei aber auch die
    erhebliche psychische und physische Entlastung des Patienten bei der
    OP-Vorbereitung.

    Die erste Operation verlief erfolgreich. Die Patientin hat die Klinik
    bereits verlassen und befindet sich in der Rehabilitation. Sie kann mit
    Hilfe des Hirnschrittmachers ihre Bewegungen wieder koordinieren und muss
    wesentlich weniger Medikamente als vorher einnehmen. Die Betreuung der
    Patienten vor und nach der Operation wird von der Klinik und Poliklinik
    für Neurologie des Universitätsklinikums übernommen.

    Hintergrund:

    Bei Morbus Parkinson erleiden die Betroffenen einen Verlust der
    Bewegungskontrolle, weil zunächst bestimmte Nervenbotenstoffe in
    ungenügender Menge vom Körper produziert werden. Im weiteren Verlauf wird
    durch das Fehlen dieser Botenstoffe der sonst normale Bewegungsablauf
    gestört und die Symptome der Krankheit treten immer stärker zu Tage. Im
    fortgeschrittenen Stadium können die Erkrankten ihre Bewegungen so gut wie
    gar nicht mehr kontrollieren und werden häufig Pflegefälle. Die
    konservative Therapie besteht in der Verabreichung von Medikamenten, die
    z. B. den Nervenbotenstoff Dopamin enthalten. Diese Therapie ist nicht nur
    teuer, sondern hat auch eine Reihe von unerwünschten Nebenwirkungen. Sie
    verliert im Laufe der Zeit auch an Wirksamkeit. Eine Alternative kann die
    Implantation eines Hirnschrittmachers sein (Tiefenhirnstimulation). Bei
    diesem Verfahren werden in beide Hirnhälften Elek­troden in das
    Bewegungszentrum eingebracht, die von einem kleinen Steuergerät
    elektrische Impulse erhalten und an die Hirnareale weitergeben. Die
    Patienten erlangen auf diese Weise die Kontrolle über ihre Bewegungen
    zumindest teilweise zurück. Die medikamentöse Therapie kann für mehrere
    Jahre ausgesetzt werden. Das erhöht die Lebensqualität der Erkrankten aber
    auch von deren Angehörigen erheblich. Trotz der relativ hohen Kosten für
    die OP ist diese Therapie preiswerter als die medikamentöse Therapie.

    Deutschlandweit leiden etwa 25.000 Menschen an einer schweren
    Parkinsonerkrankung.

    Heiko Leske/Dr. Bärbel Adams


    Bilder




    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).