Sauberes Trinkwasser soll hohe Kindersterblichkeit in Afrika senken / Forscher des Universitätsklinikums Heidelberg engagieren sich in Burkina Faso
Forschung kann ganz praktische Konsequenzen haben: Die Abteilung Tropenhygiene und öffentliches Gesundheitswesen, Sektion Epidemiologie und Biostatistik (Leiter: Professor Dr. Heiko Becher), hat den Bau eines Brunnens im afrikanischen Land Burkina Faso initiiert. Durch die besseren hygienischen Verhältnisse erhofft man sich positive Auswirkungen auf die hohe Kindersterblichkeit.
Seit mehr als zwanzig Jahren betreiben die Heidelberger Wissenschaftler Gesundheitsforschung in der Provinz Kossi im Nordwesten des Landes Burkina Faso in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum vor Ort, dem "Centre de Recherche en Santé de Nouna (CRSN)". Ihren Daten entnahmen sie, dass die Sterblichkeit, insbesondere von Kindern, ähnlich hoch wie in den anderen Ländern südlich der Sahara lag, nämlich bei etwa 70 pro 1000 im ersten Lebensjahr.
Auffällig war jedoch, dass das 900-Einwohner-Dorf Cissé eine extrem hohe Kindersterblichkeit aufwies. Fast 300 von tausend Kindern erlebten ihren 5. Geburtstag nicht. Genauere Untersuchungen deuteten darauf hin, dass verschmutztes Trinkwasser die Ursache sein könnte. "Das Dorf besitzt zwei Brunnen, bei denen erst in 40 Meter Tiefe Grundwasser erreicht wird", erläutert Professor Dr. Heiko Becher von der Abteilung Tropenhygiene und Öffentliches Gesundheitswesen des Universitätsklinikums Heidelberg. "Weil das Wasser nur unter großen Anstrengungen hoch zu holen ist, werden oft Esel dazu eingesetzt. Die Verschmutzung der Brunnenumgebung durch die Tiere beeinträchtigt auch das Wasser."
"Freunde von Nouna e.V." finanziert Hilfsprojekte
Da es die Heidelberger Wissenschaftler nicht bei der Ursachenforschung belassen wollten, wurde der Verein der "Freunde von Nouna e.V." gegründet, der im Jahr 2004 den Bau eines neuen Brunnens für rund 5.000 Euro mit Hilfe von Sponsoren finanzierte. Auch der zweite Brunnen bekam eine Betonumrandung, so dass er besser sauber gehalten werden kann. Noch können die Heidelberger Forscher die Auswirkungen auf die Kindersterblichkeit nicht sehen. Doch die Wasserverschmutzung selbst, so Professor Becher, sei schon deutlich zurückgegangen.
Inzwischen hat der Verein "Freunde von Nouna" weitere Entwicklungshilfeprojekte rund um Nouna begonnen. So wird eine Fraueninitiative unterstützt, die in einer Hühnerfarm preisgünstige Eier produzieren will. Als nächstes soll eine Schule für jugendliche Analphabeten ausgestattet werden.
Ursachen von Krankheit und Tod auf der Spur
Die Forschungen der Heidelberger Experten in Burkina Faso beschäftigen sich mit unterschiedlichen Themen. So wurde beispielsweise in einem von Privatdozent Dr. Olaf Müller geleiteten Projekt untersucht, ob die Gabe von Zink Einfluss auf die Malariahäufigkeit hat. "Wir konnten jedoch keinen positiven Effekt feststellen", erklärt Professor Becher. Ein anderes Projekt, geleitet von Professor Dr. Rainer Sauerborn, Direktor der Abteilung Tropenhygiene und öffentliches Gesundheitswesen, beschäftigt sich mit der Frage, ob in Ländern wie Burkina Faso ein Krankenversicherungssystem eingerichtet werden kann. Oder es geht darum, zuverlässige Zahlen über Geburten und Todesfälle zu bekommen: 30.000 Personen stehen unter demografischer Überwachung. "Alle drei Monate gehen Personen von Haus zu Haus und befragen die Bewohner", berichtet Professor Becher. Die "verbale Autopsie" bringe relativ zuverlässige grobe Aussagen zu den Todesursachen. Finanziert werden die meisten Projekte der Heidelberger von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Heiko Becher
Abteilung für Tropenhygiene und öffentliches Gesundheitswesen
Hygieneinstitut des Universitätsklinikums Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 50 31
E-Mail: heiko.becher@med.uni-heidelberg.de
Freunde von Nouna e.V.
Vorsitzender
Ulrich Ronellenfitsch
Czernyring 12
69115 Heidelberg
www.freunde-von-nouna.de
Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 45 36
Fax: 06221 / 56 45 44
E-Mail: Annette_Tuffs@med.uni-heidelberg.de
Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/press
Aus dem neuen Brunnen in Cissé, Burkina Faso, kann sauberes Trinkwasser geschöpft werden.
Foto: Prof. Dr. Heiko Becher, Hygieneinstitut Heidelberg
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches
Deutsch
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