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03.04.2006 11:32

Weihnachten unter Ährenkranz, Hammer und Zirkel

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Ab April 2006 eröffnet die Edition Kirchhof & Franke in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Klaus Fitschen (Institut für Kirchengeschichte der Universität Leipzig) eine neue wissenschaftliche Publikationsreihe unter dem Titel ''Leipziger Theologische Beiträge'' (LThB). Ziel dieser Reihe ist es, an der Leipziger Theologischen Fakultät entstandene und außerordentlich hochwertige Forschungsbeiträge junger Akademikerinnen und Akademiker zu veröffentlichen. Begonnen wird die Herausgabe mit einem Vortrag: Frau Friederike Lepetit spricht zum Thema ''Weihnachten - ein sozialistisches Friedensfest? Christliche Motive und Traditionen im Musikunterricht der DDR am Beispiel des Weihnachtsfestes''. (6. April 2006, 20:00 Uhr, Theologische Fakultät, Otto-Schill-Straße 2, Raum 414).

    Im Anschluss daran wird es die Möglichkeit zur Diskussion geben sowie zur Einsichtnahme in die gerade erschienenen Bände der von Klaus Fitschen herausgegebenen ''Leipziger Theologischen Beiträge''. Nachfolgend eine Übersicht hierzu:

    Band 1: Jenny Lagaude: Die Konversion des Friedrich Leopold Graf zu Stolberg - Motive und Reaktionen.
    Friedrich Leopold Graf zu Stolberg (1750-1819), Dichter und Staatsmann, konvertierte im Jahr 1800 zur römisch-katholischen Kirche und löste eine Welle der Empörung im deutschen Geistesleben aus. Größen ihrer Zeit wie Goethe, Herder und Jacobi reagierten in Briefen und Schriften auf dieses Ereignis. Die vorliegende Arbeit beleuchtet quellennah die Motivationen Stolbergs und seiner Zeitgenossen und zeigt Entwicklungstendenzen zu einem neuen konfessionellen Bewusstsein in einer Epoche auf, die Vernunft und Toleranz ihr Eigen nannte.

    Band 2: Friederike Lepetit: Weihnachten - ein sozialistisches Friedensfest? Christliche Motive und Traditionen im Musikunterricht der DDR am Beispiel des Weihnachtsfestes.
    Anknüpfung trotz grundlegender Kritik am Christentum, Vereinnahmung trotz offiziellen Bruchs mit religiösen Traditionen, Fortführung trotz gewollter Abschaffung 'kirchlicher' Ideen - so lässt sich der Umgang der sich als atheistisch und areligiös verstehenden sozialistischen Machthaber mit dem Weihnachtsfest zusammenfassen, denn offensichtlich konnte das ''Fest der Feste'' und die damit verbundene Identität nicht abgeschafft, sondern nur ersetzt werden. Aus diesen Beobachtungen scheint das doppeldeutige Rezeptionsverhalten zu resultieren, das Friederike Lepetit am Beispiel christlicher Motive und Traditionen in Schul- und Schulliederbüchern, weihnachtlichen Feiermaterialien sowie Pionier- und FDJ-Liederbüchern beschreibt. Besondere Aufmerksamkeit erhält dabei die Religions- und Bildungspolitik der DDR und die Entwicklungslinien, die das unbequeme Thema in den untersuchten Quellen hinterlassen haben. Diese spiegeln insgesamt das Anliegen der DDR-Staatsführung wider, Weihnachten als ein ''sozialistisches Friedensfest'' zu etablieren, um die Basis für eine neue Erinnerungskultur und Gruppenidentität zu legen.

    Band 3: Luise Schramm: Das Verhältnis von Religion und Individualität bei Georg Simmel.
    Die vorliegende religionssoziologische Untersuchung erschließt die Religionstheorie Georg Simmels vor dem Hintergrund seines Individualitätsverständnisses. Im Anschluss an die Skizze des Simmelschen soziologischen und kulturwissenschaftlichen Ansatzes wird sein Verständnis von Individualität und ihre Problematik in der Moderne erläutert. Schließlich untersucht die Verfasserin Simmels Religionstheorie - vor allem wie er sie in der Schrift ''Die Religion'' von 1912 niedergelegt hat - im Hinblick darauf, was sie zur Lösung dieser Problematik beiträgt. Aus dem so bestimmten Verhältnis von Religion und Individualität werden in einem Ausblick mögliche Konsequenzen für die gegenwärtige Theologie aufgezeigt.

    Band 4: Torsten Morche: WELTALL ohne Gott, ERDE ohne Kirche, MENSCH ohne Glaube. Zur Darstellung von Religion, Kirche und ''wissenschaftlicher Weltanschauung'' in ''Weltall, Erde, Mensch'' zwischen 1954 und 1974 in Relation zum Staat-Kirche-Verhältnis und der Entwicklung der Jugendweihe in der DDR.
    Jugendweihe vs. Konfirmation. An kaum einer anderen Stelle ging die DDR derartig in Frontstellung gegen die Kirchen und rang ihrer Bevölkerung ein Bekenntnis nicht nur zum sozialistischen Staat, sondern auch zu seiner materialistischen und atheistischen Weltanschauung ab. ''Weltall, Erde, Mensch'' war über Jahrzehnte das offizielle Begleit- und Geschenkbuch der Jugendweihe. In seinen ständig veränderten Auflagen spiegelt sich exemplarisch das Verhältnis von Staat und Kirche wider. Torsten Morche hat in einer umfassenden Analyse der mehr als zwanzig Auflagen von ''Weltall, Erde, Mensch'' die offiziellen Perspektiven auf Kirche und Religion herausgearbeitet und in einem detaillierten Dokumentenanhang erschlossen.


    Weitere Informationen:
    Tobias Kirchhof
    Telefon: 0341 65 24 900
    E-Mail: kirchhof@editionkirchhofundfranke.de
    www.editionkirchhofundfranke.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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