Die Fakultät für Physik und Geowissenschaften der Universität Leipzig würdigt das Schaffen von Prof. Dr. Christian Kleint, der in den letzten 25 Jahren intensiv zu berühmten Leipziger Physikern historisch geforscht hat, mit einem Ehren-Kolloquium anlässlich seines 80. Geburtstages (23. Mai 2006, 16:15 Uhr, Hörsaal für Theoretische Physik, Linnéstraße 5). In Zusammenarbeit u.a. mit Prof. Dr. Gerald Wiemers (Universitätsarchiv Leipzig) hat er dabei bisher unbekannte Details ans Licht gebracht, Zusammenhänge aufgehellt und nach wie vor brisante Sachverhalte wie z.B. die Position Werner Heisenbergs im Rahmen der deutschen Entwicklung an der Atombombe einer aktuellen, von der internationalen Fachwelt als gültig anerkannten Bewertung zugeführt.
Zunächst sammelte Prof. Kleint Informationen über den Personenkreis der Leipziger Physik und zur Vergangenheit des Physikalischen Instituts bis zu dessen Anfängen 1835. An der Aufstellung aller Leipziger Physikprofessoren hat er mitgearbeitet und dafür sorgfältig recherchiert. Damit wurde eine Arbeit von Otto Wiener und Theodor Des Coudres fortgesetzt, die beide 1909 zum 500-jährigen Jubiläum der Universität begonnen hatten. Diese exakte Zusammenstellung stellt spätere Physiker-Lexika in den Schatten. Der Schwerpunkt seiner Nachforschungen zur Geschichte der Leipziger Physik betrifft den Schülerkreis von Peter Debye, Werner Heisenberg und Friedrich Hund, aber auch von Erich Marx, August Karolus und vor allem von Robert Döpel. Dazu hat Prof. Kleint weltumspannend in Archiven und bei Privatpersonen recherchiert. In der mit Dr. Dietmar Lehmann gemeinsam erstellten grundlegenden Schrift "Das Leipziger Uranmaschinenprojekt" werden die Leipziger Arbeiten von Döpel und Heisenberg zur Kernspaltung historisch aufgearbeitet. Es ist das große Verdienst von Prof. Kleint, dass er den in Privathand befindlichen Nachlass von Robert Döpel gesichert und nach Leipzig gebracht hat. Ausführlich hat er in mehreren wissenschaftshistorischen Arbeiten den Lebensweg und die wichtigsten Schaffensperioden seines Lehrers und Chefs, Nobelpreisträger Gustav Hertz, bis zu dessen Tode im Jahr 1975 dargestellt.
Hervorzuheben ist auch Prof. Kleints englischsprachige Arbeit zum Leben und Schaffen von Julius Edgar Lilienfeld, die bis heute die einzige Darstellung zu Lilienfeld überhaupt ist. Vor drei Monaten ist schließlich gleichsam als Summe seiner langjährigen physikgeschichtlichen Arbeiten das Buch "Werner Heisenberg im Spiegel seiner Leipziger Kollegen und Studenten" erschienen. Es kann als eine kleine Geschichte der Leipziger Physik im 20. Jahrhundert gelten. Gegenwärtig arbeitet er an einer Biographie von Johann Heinrich Winkler (1703-1770), dem Begründer der Leipziger Physik. Seine Bibliographie zur Leipziger Physikgeschichte umfasst nunmehr 20 Titel bzw. Beiträge.
In ganz besonderem Maße zu danken ist Prof. Kleint für die beeindruckende Dauerausstellung im Physikalischen Institut, in der die Geschichte des Institutes auf gültige Weise festgehalten ist.
Angesichts der nahenden 600-Jahr-Feier der Universität Leipzig hat sich Prof. Kleint mit diesen Arbeiten ein einzigartiges, bleibendes Verdienst um die lebendige Erinnerung und Würdigung der traditionsreichen Geschichte der Physik an der Universität Leipzig in den letzten fast 300 Jahren erworben.
Im eingangs genannten Kolloquium wird auf seine Leistungen zur Physiker-Historie eingegangen. In einem Fachvortrag wird über aktuelle Forschungen zur Adsorption auf Metall-Oberflächen berichtet, auf einem Gebiet, auf dem Prof. Kleint früher selbst viele Jahre sehr erfolgreich tätig war.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Bernd Rheinländer
Telefon: 0341 97-32653
E-Mail: rheinlae@physik.uni-leipzig.de
Dr. Gerald Wiemers
Telefon: 0341 99 04 920
E-Mail: wiemers@uni-leipzig.de
www.uni-leipzig.de/~archiv
Das Heisenbergsche Seminar 1930/31
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Mathematik, Physik / Astronomie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Personalia, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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