Der Eintritt in die Grundschule hat eine besondere gesellschaftliche Bedeutung. Die zunehmende Heterogenität unter den Schulanfängern und das Fehlen einer einheitlichen Vorgehensweise zur Erfassung von Fähigkeiten und Fertigkeiten von Schulanfängern machen es notwendig, der Frage nachzugehen, was Schulanfänger eigentlich können müssen, wenn sie in die 1. Klasse eintreten. Das Zentrum für empirische pädagogische Forschung (zepf) der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau hat dazu eine zweistufige Delphi-Befragung unter Lehrkräften durchgeführt. Als Ergebnis liegen jetzt Listen mit kognitiven, sozialen und motorischen Kompetenzen, über die Schulanfängern verfügen sollten, vor.
In einer ersten Delphi-Runde wurde 169 Lehrkräften ein Fragebogen vorgelegt, der eine Semistrukturierung dadurch erhielt, dass Kompetenzen aufgelistet werden sollten, die Schülerinnen und Schüler aus der Sicht der Befragten zu Beginn der ersten Klasse vorweisen sollen. Die Kompetenzen wurden als kognitive, soziale und motorische spezifiziert. In der zweiten Befragung, an der 110 Lehrkräfte aus Grundschulen teilnahmen, wurde die im ersten Teil der Delphi-Befragung genannten Kompetenzen bewertet. Das Resultat dieser Bewertung liegt nunmehr vor. Hierbei wurde auch überprüft, ob die Bewertungen abhängig sind vom Geschlecht, dem Alter und der Berufserfahrung der befragten Lehrkräfte.
Die vorgelegten Listen enthalten bei den drei Kompetenzfeldern unter anderem folgende Forderungen an Schulanfänger:
Kognitive Kompetenzen: Aufträge merken und umsetzen, Unterschiede feststellen können, Laute hören und unterscheiden können etc.
Soziale Kompetenzen: eigene Meinung äußern und vertreten können, Tischmanieren kennen und einhalten können, Kritik ertragen und annehmen können etc.
Motorische Kompetenzen: ausschneiden können, Einbeinstand: vorwärts und rückwärts hüpfen, richtiges Treppensteigen beherrschen etc.
Der Leiter des Projekts, Prof. Dr. Reinhold S. Jäger, geht davon aus, dass nunmehr mit Hilfe dieser Liste, die bisherigen Vorstellungen überdacht und an die Jetztzeit angepasst werden müssen. "Wir verfügen nunmehr über ein umfängliches Wissen, das uns in die Lage versetzt, auch Eltern gegenüber deutlich zu machen, was ihre Kinder können sollten. Der Schulanfang ist keineswegs die Stunde Null. Vielmehr muss der Frage nachgegangen werden, was bereits vorher durch frühkindliche Erziehung und Förderung durch Eltern und Kindergarten unternommen werden kann, um diejenigen Vorläuferfähigkeiten und Kompetenzen anzugehen, die nicht nur für die Schulbeginn eine Bedeutung haben, sondern die weitere schulische Laufbahn mitbestimmen".
Die Erkenntnisse - so Jäger - sollen nunmehr genutzt werden, um neuartige diagnostische Instrumente zu entwickeln, die bereits im Kindergarten eingesetzt werden können, um frühzeitig Stärken und Schwächen von Kindern erkennen und folglich auch fördern zu können. Darüber hinaus sollen die Ergebnisse dieser Studie genutzt werden, um neue diagnostische Instrumente für den Zeitpunkt Schuleintritt anzugehen.
Die Studie steht als Download zur Verfügung unter
http://www.zepf.uni-landau.de/das-zepf/downloads/sonstiges/seite.html
Titel: Kompetenzen von Schulanfängern: Was sollten Schulanfänger können?
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Reinhold S. Jäger
Zentrum für empirische pädagogische Forschung
der Universität Koblenz-Landau (zepf)
Bürgerstr. 23, 76829 Landau
Tel. 06341/906-175
Fax: 06341/906-166
Email: jaeger@zepf.uni-landau.de
Internet: http://www.zepf.uni-landau.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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