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23.05.2006 11:05

Geschichtsrevisionen und Versöhnungspolitik in Ostasien

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Ein von der Japanologie der Universität Leipzig geleitetes und von der Volkswagen-Stiftung gefördertes Forschungsprojekt widmet sich seit November 2003 dem Verhältnis zwischen politisch brisanten Geschichtsrevisionen und der Neufundierung von Identitäten in Ostasien in den letzten drei Jahrzehnten. Dabei werden in Kooperation mit der Universität Erlangen-Nürnberg und dem Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung (Braunschweig) drei Ebenen - wissenschaftliche Geschichtsschreibung, Massenmedien und Schulbücher - anhand von Fallstudien beleuchtet. Die internationale Abschlusstagung des Projekts mit dem Titel "Contesting Views on a Common Past: Revisions of History in Contemporary East Asia" und Referenten aus Japan, Australien, China, Taiwan, Korea, USA, Großbritannien, Österreich und Deutschland wird eine Bilanz der Forschungsarbeit ziehen. Gastgeber ist das Ostasiatische Institut/Japanologie der Universität Leipzig (8. bis 11. Juni 2006, Universität Leipzig, Ritterstraße 26 und Burgstraße 21).

    Geschichte ist in Ostasien seit den 1980er Jahren zu einer heftig umkämpften Ressource geworden. Nationale, regionale und globale Entwicklungen wie die Reform- und Öffnungspolitik in China, die Demokratisierung Südkoreas und Taiwans, die Auflösung der bipolaren Weltordnung und der Beginn des Internetzeitalters haben das Spektrum möglicher Perspektiven auf die Vergangenheit deutlich erweitert. Dadurch rückte auch die bislang im regionalen Kontext wenig aufgearbeitete japanische Kriegs- und Kolonialvergangenheit stärker in den Blick. Die damit verbundenen Auseinandersetzungen, zum Beispiel um kriegsbeschönigende japanische Schulbücher oder um Territorien mit ungeklärtem Status, haben in den letzten Jahren wiederholt zu teils gewaltsamen Protesten geführt und das politische Klima in der Region allgemein stark abkühlen lassen.

    Die Abschlusstagung wird neben der Darstellung der Projektergebnisse auch ein Forum bieten, die neueren Entwicklungen aus nationalen, transnationalen und regionalen Perspektiven zu analysieren und auf diese Weise internationale Diskussionen darüber anzuregen sowie Impulse für neue Denk- und Handlungsmuster zu liefern. Eingeladen wurde daher eine Reihe international renommierter Wissenschaftler aus verschiedenen akademischen Fachrichtungen (Geschichte, Kulturstudien, Soziologie, Ostasien-, Medien-, Politik- und Erziehungswissenschaften) und mit unterschiedlichen Forschungsschwerpunkten. Dies soll gewährleisten, dass die Problematik sowohl interdisziplinär als auch intermedial betrachtet werden kann. Besonderer Wert wurde darauf gelegt, vor allem auch Wissenschaftler aus der Region selbst einzuladen: So wird der Historiker und Schulbuchautor Narita Ryuichi (Japan Women's University) gemeinsam mit Iwasaki Minoru (Tokyo University of Foreign Studies) über die Herausforderungen sprechen, denen sich sowohl die Verfasser japanischer als auch nationenübergreifender Materialien für den Geschichtsunterricht stellen müssen. Umdeutungen der Qing-Dynastie (1644-1911) in der chinesischen Geschichtswissenschaft (Lei Yi, Chinese Academy of Social Sciences) und den Massenmedien (Li Fan, Beijing Normal University) stehen im Zentrum zweier chinesischer Beiträge. Yang Daqing (George Washington University), Mitorganisator des Forschungs- und Policy-Projekts "Memory and Reconciliation in East Asia" wird sich mit Perspektiven der Versöhnungspolitik in Ostasien auseinandersetzen.

    Das Spektrum der Vorträge reicht von Historikerstreits über die koreanische und taiwanesische "koloniale Moderne", japanische Comics (Manga) und ihre koreanischen Entsprechungen bis hin zu historischen Fernsehserien in der V.R. China. Besonders verwiesen sei auch auf die Eröffnungs- und Abschlussvorträge - "Lost Memories: Recovering History in an Age of Global Media" (Tessa Morris-Suzuki, Australian National University) und "Historical Narratives and Transnationalism in East Asia" (Prasenjit Duara, University of Chicago). Sie werden die Einzelbeiträge kenntnisreich kommentieren und kontextualisieren und das Zusammenspiel von nationalen und globalen Entwicklungen, aber auch von vergangenen und aktuellen Konflikten analysieren.

    Die Tagung ist öffentlich, aufgrund der beschränkten Platzkapazitäten ist jedoch eine vorherige Anmeldung notwendig.

    Weitere Informationen:

    Dr. Yonson Ahn
    Telefon: 0341 97-37137
    E-Mail: ahn@rz.uni-leipzig.de
    www.uni-leipzig.de/~oarev/download/programm_homepage.pdf
    Projekthomepage: www.uni-leipzig.de/~oarev


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Politik, Recht
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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