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26.11.1999 17:03

Die Alkoholkrankheit - eine therapeutische Herausforderung

Jutta Reising Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Die Alkoholkrankheit stellt ein großes gesundheitliches und gesellschaftliches Problem dar. Die Zahl der Alkoholabhängigen in Deutschland liegt zwischen 1,5 und zwei Millionen. Experten gehen davon aus, dass etwa jeder zehnte Patient in Krankenhäusern und Allgemeinarztpraxen Alkoholprobleme hat, bei den unter 65-jährigen Patienten soll der Anteil sogar doppelt so hoch sein. Alkoholabhängigkeit und Alhoholmissbrauch zählen nach Angaben von Prof. Dr.Volker Arolt, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Münster, zu den häufigsten psychiatrischen Störungen. Nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund einer nach wie vor sehr hohen Rückfallquote und der großen gesellschaftlichen Problematik stellt die Alkoholkrankheit damit eine große therapeutische Herausforderung dar. Unter dem Thema "Die Alkoholkrankheit - eine therapeutische Herausforderung" steht auch eine Tagung, die am Samstag, 4. Dezember 1999, an der Universität Münster stattfindet.

    Die Bedeutung dieses Themas kommt auch darin zum Ausdruck, dass fünf Einrichtungen in der Region, in denen Alkoholkranke behandelt werden, gemeinsam als Veranstalter der im Hörsaal der Psychiatrischen Universitätsklinik stattfindenden Tagung auftreten. Es sind dies neben der Universitätsklinik die Westfälische Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Münster, die Westfälische Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie in Lengerich, die Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Elisabeth-Krankenhauses in Gelsenkirchen sowie die gleichnamige Abteilung des Martin-Luther-Krankenhauses in Bochum-Wattenscheid.

    Körperliche und seelische Schäden durch Alkohol können schon durch den fortgesetzten Gebrauch vermeintlich geringer Alkoholmengen entstehen. Männer, die täglich einen Liter Bier oder einen halben Liter Wein trinken, riskieren bereits ihre Gesundheit. Und Frauen müssen noch vorsichtiger sein, denn bei ihnen genügt bereits die Häfte der Alhoholmenge, um Schäden auszulösen. Neuerdings gehen Wissenschaftler sogar eher noch von geringeren Mengen aus. Sprechen die Mediziner in solchen Fällen von Alkoholmissbrauch, so liegt eine Alkoholabhängigkeit nach Worten Arolts dann vor, wenn das Verlangen nach Alkohol übermäßig ist, andere Verhalternsweise, wie beispielsweise soziale Kontakte, dafür zurückgestellt werden, Kontrollverlust und Dosissteigerung zu beobachten sind und beim Absetzen des Alkohols Entzugserscheinungen auftreten.

    Ein großes Problem bei Alkoholabhängigen ist die hohe Rückfallquote nach dem Entzug. Erfolgt allein ein körperlicher Entzug, greifen 90 Prozent der Betroffenen erneut zur Flasche. Aber auch wenn sich eine Entwöhnungsbehandlung anschließt, liegt die Rückfallquote immer noch bei 50 bis 60 Prozent. Gründe für die hohe Rückfallquote werden unter anderem in einseitigen Konzepten und versorgungsstrukturellen Defiziten gesehen. Für unverzichtbar hält Prof. Arolt im Anschluss an den ein- bis zweiwöchigen körperlichen Entzug eine etwa dreiwöchige stationäre psychiatrische Spezialbehandlung, die er als "Motivationsbehandlung" bezeichnet. Idealerweise sollte sich daran wiederum eine im Schnitt drei Monate dauernde Entwöhnungsbehandlung in einer Fachklinik anschließen, die von den Rentenversicherungsträgern finanziert wird. Ziel dieses von Arolt favorisierten Behandlungskonzepts ist die Abstinenz, das heißt der künftige vollständige Verzicht auf Alkohol.

    Auf dem Programm der Tagung in Münster stehen zunächst Vorträge zur Epidemiologie der Alkoholkrankheit, zur Versorgung alkoholabhängiger Patienten, zur Neurobiologie der Alkoholkrankheit, zur Psychologie der Suchtentwicklung sowie zu psychiatrischen Begleiterscheinungen bei Alkoholkranken. Im zweiten Teil der von 9.30 bis 14.30 Uhr stattfindenden Veranstaltung geht es um die stationäre Akutbehandlung alkoholabhängiger Patienten sowie um psychologische Interventionen in der Akuttherapie. Durch die Auswahl der Beiträge soll ein modernes mehrdimensionales Krankheitskonzept der Alkoholkrankheit begründet und die therapeutischen Implikationen beschrieben werden.

    Hinweis an Redaktionen: Nähere Informationen zur Tagung bzw. zum Thema Alkoholkrankheit bei Prof.Dr.Volker Arolt, Tel. 0251/ 83 5 66 04 oder 83 5 66 64.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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