idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
15.06.2006 13:27

Gehirngebrauchs-Ethik

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Das nächste öffentliche SONNTAGSGESPRÄCH der Universität Leipzig wendet sich unter der Überschrift "Gehirngebrauchs-Ethik" der Herausforderung zu, die der menschlichen Gesellschaft durch die Fortschritte in den Neuro- und Kognitionswissenschaften und der damit verbundenen Steuermöglichkeiten des menschlichen Gehirns erwächst. Was bedeutet das für Moral und Recht? Den einführenden Vortrag hält der Mainzer Philosophie-Professor Thomas Metzinger, zugleich Präsident der Gesellschaft für Kognitionswissenschaft. Die Moderation liegt bei seinem Leipziger Kollegen Prof. Dr. Georg Meggle (18. Juni 2006, 11:00 Uhr, Großer Hörsaal des Carl-Ludwig-Instituts, Liebigstraße 27).

    Viele sagen: Das neue Jahrhundert wird das Jahrhundert der Biowissenschaften. Man denke an die Genetik, aber auch die Fortschritte in den Neuro-, Informations- und Kognitionswissenschaften werden unser Menschenbild tiefgreifend verändern. Das neue Wissen über uns selbst ist einerseits wertvoll - zum Beispiel in der Medizin -, aber es bringt qualitativ neue Risiken mit sich. Das Gehirn wird steuerbar - und zunehmend auch durch Dritte. Erwähnt sei die militärische Umsetzung der Robotik und der Künstliche-Intelligenz-Forschung oder der Einsatz neurotechnologischer Verfahren bei der Rehabilitation von Straftätern.
    Diese rasanten Entwicklungen fordern die traditionellen Geisteswissenschaften wie Philosophie und Ethik heraus. Sind nicht die Hirnforschung und die Kognitionswissenschaft schon längst die eigentlichen Wissenschaften vom Geist geworden? Der Philosoph Thomas Metzinger gehört zu jenen, die sich dieser Herausforderung stellen. Dazu gehört, Antworten zu finden auf "politisch nicht korrekte" Hypothesen aus den naturwissenschaftlichen Entwicklungen, wo beispielsweise der Unterschied zwischen biologischer und kultureller Evolution, die Autonomie des menschlichen Subjekts oder die Rationalität der menschlichen Handlungssteuerung in Frage gestellt werden.
    Um den auf emotionaler und auf soziokultureller Ebene liegenden Gefahren - Verunsicherung in Bezug auf das Bild von uns selbst und unerwünschte Nebenwirkungen in Bezug auf das gesellschaftliche Zusammenleben - begegnen zu können, plädiert Metzinger für eine neue Bewusstseinsethik als Kernstück einer Bewusstseinskultur. Sie will der Frage nachgehen, was zu Zeiten erweiterter Handlungsmöglichkeiten bei der direkten Beeinflussung des Gehirns "eigentlich eine moralisch richtige Handlungsweise" ist. Welche Gehirnzustände dürfen erzeugt und genutzt werden, welche Bewusstseinszustände sollen in der Gesellschaft illegal sein, welche wollen wir - etwa in der Pädagogik oder in der Gestaltung der Medienwelt - verstärkt fördern? Welche Bewusstseinszustände wollen wir unseren Kindern zeigen? In welchem Bewusstseinszustand wollen wir selbst einmal sterben? Wie reagieren wir darauf, dass die mediale Einbettung des menschlichen Gehirns dieses selbst zu verändern beginnt?
    Fragen also von höchster Aktualität und Brisanz stehen im nächsten SONNTAGSGESPRÄCH der Universität Leipzig zur Erörterung an.

    Weitere Informationen:

    Das Sonntagsgespräch
    E-Mail: sonntagsgespraech@uni-leipzig.de
    www.uni-leipzig.de/sonntag


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Gesellschaft, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).