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26.06.2006 12:47

Leipziger Universitätschor feiert mit "Carmina" seinen 80. Geburtstag

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Der Leipziger Universitätschor (LUC) wird vom 14. bis 16. Juli 2006 seinen 80. Geburtstag mit einem musikalischen Festwochenende feiern. Den Auftakt bildet am 14. Juli die Aufführung von Carl Orffs "Carmina Burana" im Bundesverwaltungsgericht in Leipzig (19.30 Uhr), am 15. Juli findet die eigentliche Festveranstaltung in der Reformierten Kirche statt (19 Uhr), und am 16. Juli steht in der Nikolaikirche die musikalische Ausgestaltung des Universitätsgottesdienstes (11.15 Uhr) an.

    Die "Carmina Burana" gehört zu den Meisterwerken der Chorliteratur und deshalb zum festen Repertoire des Universitätschores. "Auch wenn man das Stück gut kennt, kann man sich immer wieder für die rhythmische Energie und die geniale Einfachheit begeistern. Es gibt viele Gemeinsamkeiten mit der Rock- und Popmusik - das erklärt die hohe Popularität bei allen Generationen", meint Universitätsmusikdirektor (UMD) David Timm. Für ihn selbst war dieses Werk 1989 der erste Kontakt mit dem Universitätschor. Als Assistent seines Vorgängers UMD Prof. Wolfgang Unger studierte er das Stück damals für Plattenaufnahmen mit dem LUC ein.

    Als "Madrigalkreis Leipziger Studenten" wurde der Leipziger Universitätschor 1926 von Friedrich Rabenschlag gegründet. Etwa ein Dutzend Studenten der Universität und der Musikhochschule hatte sich das Ziel gesetzt, die Werke, die sie nur aus Vorlesungen kannten, praktisch aufzuführen. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten etablierte sich der Chor als wichtige Institution des Leipziger Musiklebens. Er arbeitete mit namhaften Solisten, Ensembles und internationalen Gastdirigenten zusammen, war eingeladen zu bedeutenden Musikfestivals und auf Konzertreisen in Europa und den USA unterwegs. Heute singen im Chor rund 100 Studentinnen und Studenten der verschiedensten Fakultäten.
    Das Repertoire des LUC beinhaltet Chormusik aller Stile und Epochen, vom Volkslied bis zu den großen Oratorien, A-cappella-Konzerte und zeitgenössische Werke. Für die Einspielung der "Liturgischen Sätze" von Hugo Distler erhielt der Chor 2001 den Echo-Klassik-Preis.

    "Das Besondere ist die Gemeinschaft" - ein Interview mit David Timm

    80 Jahre Universitätschor - betrachten Sie dies als Last oder als Herausforderung?

    80 Jahre Universitätschor - das kann ich in keiner Weise als Last betrachten, weil die Leitung des Chores eine sehr schöne Aufgabe ist und weil der Chor eine bedeutende Tradition entwickelt hat. Ich bin stolz darauf, in dieser Tradition weiter arbeiten zu können. Eine Herausforderung besteht nicht erst mit diesem Jubiläum darin, dieser Tradition und dem hohen Anspruch des Chores gerecht zu werden.

    Ehemalige und heutige Chormitglieder beschreiben immer wieder die ganz besondere Atmosphäre der Chorgemeinschaft. Empfinden Sie als Leiter des Chores diese Besonderheit auch?

    Das Besondere ist tatsächlich die Gemeinschaft, das Sich-Kennen und Sich-Mögen, das vor allem durch das häufige Zusammensein - durch die Proben am Montag und Mittwoch - sehr stark ist. Die musikalische Besonderheit des Chores besteht zum einen in seiner Größe, die mit fast 100 Mitgliedern im nichtprofessionellen Bereich für Leipzig eher etwas Außergewöhnliches darstellt, und zum anderen in der hohen Qualität, mit der er regelmäßig große Werke singen kann.

    Wie sehen Sie den Bildungsauftrag des Chores und welche Funktion kommt Ihnen dabei zu?

    Immer weniger junge Leute lernen während der Schulzeit die großen Werke der Vergangenheit kennen. Viele erleben im Universitätschor zum ersten Mal, wie es ist, eine Matthäus- oder Johannespassion, ein Weihnachtsoratorium, ein Brahms- oder Mozart- Requiem zu singen. Und auch das Publikum soll immer wieder an diesen Werken teilhaben, wobei ich mich nicht auf diese fünf Werke beschränken möchte: Dieses Jahr beispielsweise singt der Chor das Verdi-Requiem, nächstes Jahr die Markuspassion in der Erweiterung von Volker Bräutigam. So wird der Zyklus, in dem sich Werkaufführungen wiederholen, etwas länger, ich denke, zu Gunsten des Chores und der Hörer.

    Wie verstehen Sie Ihre Funktion als Universitätsmusikdirektor bezüglich der anderen Ensembles der Universitätsmusik? Sind diese Ensembles sehr selbständig oder fühlen Sie sich für diese auch verantwortlich?

    Meine Absicht und Aufgabe ist es zunächst nicht, die Universitätsmusik ständig durch Direktiven anzuleiten, zugleich habe ich sie zu verantworten und ihr zu bestimmten Zeiten eine Richtung vorzugeben. Diese Richtungsvorgabe tritt zum Beispiel dann in Erscheinung, wenn die Universitätsmusiktage in Planung sind oder ein Jubiläum vorbereitet wird. So wird beispielsweise zum nächstjährigen Festival "Leipziger Romantik" den Ensembles nahegelegt, dass sie sich Leipziger Komponisten des 19. Jahrhunderts, die mit der Universität etwas zu tun haben, zuwenden sollen. Meine Funktion ist somit ein Wechselspiel zwischen Wahrnehmen, Begleiten und manchmal auch direktem Anleiten.

    Inwiefern wird im Universitätschor stimmliche Fortbildung, einzeln oder in Gruppen, angeboten?

    In der Gesamtgruppe wird durch meine Assistentin Johanna Franke ein ausführliches Einsingen zu Beginn jeder Probe durchgeführt. Einsingen heißt ja nicht nur, die Stimme warm zu machen, sondern auch ein Stück Chorerziehung zu leisten. Darüber hinaus gibt es für die Männerstimmen ein Angebot zur persönlichen Stimmbildung, da ich ein Ungleichgewicht zwischen einem sehr starken Frauenchor und einem nicht so starken Männerchor vorgefunden habe. Dieses Angebot wird durch den Förderkreis des Universitätschores dergestalt mitfinanziert, dass der Einzelne nur die Hälfte einer Gesangsstunde zu ohnehin schon günstigen Tarifen bezahlt.

    Welchen Wert legen Sie auf A-cappella-Gesang?

    A-cappella-Gesang ist die Schule des Chorsingens schlechthin. Selbst wenn wir keine A-cappella-Werke einstudieren, muss in der Probe immer wieder ein A-cappella-Durchlauf des entsprechenden Teiles stattfinden, damit der Chor sich als Klangkörper in sich findet und sich zuhören lernt. Zudem ist es uns gelungen für diesen Sommer zwei A-cappella-Konzerte zu organisieren. Wir haben durch verschiedene Aufführungen bei Universitätsgottesdiensten und anderen Gelegenheiten ein Programm mit Werken u. a. von Bach, Mendelssohn, Schütz und auch einer Jazzbearbeitung von mir aufgebaut, welches wir jetzt zum Semesterschluss zusammenfassen. Und so hätte ich es eigentlich gern jedes Jahr. Dieses Jahr fahren wir übrigens nach Görlitz (Peterskirche) und nach Naumburg (Wenzelskirche).

    Interview: Manuel Bärwald
    (Student der Musikwissenschaft)

    Weitere Informationen:

    Büro des Leipziger Universitätschores
    Christina Balciunas
    Telefon: 0341 97-30190
    E-Mail: unichor@uni-leipzig.de
    www.uni-leipzig.de/unichor


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Kunst / Design, Musik / Theater
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches
    Deutsch


     

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