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14.12.1999 13:58

Erste Fachzeitschrift für Genozidforschung erschienen

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Nicht "Fälle, Aufzählungen von 'Megamördern' oder Zahlen von Toten" auflisten", sondern die Entscheidungen und Formen der Durchführung von Genoziden analysieren will die neue "Zeitschrift für Genozidforschung", dessen erstes Heft vor wenigen Tagen erschienen ist. Die Fachzeitschrift wird herausgegeben vom Institut für Diaspora- und Genozidforschung (IDG)an der RUB.

    Bochum, 14.12.1999
    Nr. 316

    Nicht Megamörder auflisten ...
    ... aber Völkermorde wissenschaftlich analysieren
    Neue RUB-Fachzeitschrift für Genozidforschung erschienen

    Nicht "Fälle, Aufzählungen von 'Megamördern' oder Zahlen von Toten" auflisten", sondern die Entscheidungen und Formen der Durchführung von Genoziden analysieren will die neue "Zeitschrift für Genozidforschung", dessen erstes Heft vor wenigen Tagen erschienen ist. Die Fachzeitschrift wird herausgegeben vom Institut für Diaspora- und Genozidforschung (IDG)an der RUB und versammelt Beiträge aus Geschichtswissenschaft, Soziologie, Sozialpsychologie, Literaturwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte, die sich wissenschaftlich mit dem Völkermord beschäftigen. Die Zeitschrift will außerdem Studien zu Trauma, Migration und Erinnerung einen Raum geben.

    Genozid ist eigenständiges Phänomen

    "Eher unwohl" fühlen sich Sozialwissenschaftler in Deutschland bei der Beschäftigung mit Genozid, stellt der Herausgeber der Zeitschrift und Geschäftsführer des IDG, Dr. Mihran Dabag, im einleitenden Beitrag zu "Genozidforschung" fest. Als positivistische Wissenschaft spricht sie Opfern die wissenschaftliche Objektivität ab und nimmt diesen einen wichtigen Raum, indem sie Emotionen und Ethik zu umschiffen versucht. Statt dessen suche sie die Auseinandersetzung mit dem Täter. Auch bisherige Ansätze zu einer "Soziologie" der Gewalt seien da, weil verallgemeinernd, kritisch zu betrachten. Eine soziologisch fundierte Genozidforschung müsse deshalb mit den überlieferten Vorstellungen brechen und den Genozid als eigenständiges soziales Phänomen erkennen.

    Feminisierung des Genozids

    Die irische Soziologin und Professorin für Soziologie, Ronit Lentin, vertieft solche Forschung, indem sie den Genozid als "vergeschlechtlicht" analysiert, was einerseits seinen Ausdruck in den Massenvergewaltigungen und Ermordungen von Frauen und Mädchen findet wie andererseits ihrer Typisierung als Trägerin nationaler Ehre oder Schande. Schließlich werden, so Lentin, Mädchen und Frauen als universelle Opfergruppe beschrieben und ihre Rolle als Aggressoren verwischt, wo männliche Tutsi wie beim Völkermord in Rwanda die eigentlichen Opfer sind.

    Der Kosovo-Konflikt im Focu

    Ein regelmäßiger "Focus" des Heftes bietet mit Kurzbeiträgen Diskussionsstoff zu Schwerpunktfragen. In der ersten Nummer steht der "Kosovo" im Mittelpunkt.

    Weitere Beiträge sind:

    Helen Fein: Genozid als Staatsverbrechen - Rwanda und Bosnien

    Omer Bartov: Widerschein der Zerstörung - Krieg, Genozid und moderne Identität

    Ronit Lentin: Geschlecht und Genozid - Feminisierung der Katastrophe

    Otto Luchterhandt: Völkerrecht und Genozid

    Seit 1994 Institut für Genozidforschung

    Das Institut für Diaspora- und Genozidforschung wurde 1994 in Erweiterung des 1989 entstandenen interdisziplinären Arbeitsschwerpunkts an der RUB-Fakultät für Sozialwissenschaft gegründet und wurde im Juni 1998 als Institut an der Ruhr-Universität Bochum anerkannt.

    Titelaufnahme

    Zeitschrift für Genozidforschung. Verlag Leske + Budrich, Opladen. Erscheint halbjährlich, je ca. 150 Seiten, Jahresabo: DM 68,- (Studiernde 54,-; Einzelheft 40,-) ISSN 1438-8332

    Weitere Informationen

    Institut für Diaspora- und Genozidforschung an der RUB, Tel.: 0234/707978, Fax: 0234/708095, Redaktion: E-Mail: Zfgbochum@aol.com


    Weitere Informationen:

    http://www.ruhr-uni-bochum.de/idg/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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