upm-Pressemitteilung der Universitaet Muenster 58/97 - 03. Maerz 1997
Bekannter Lutherforscher Prof. Dr. Martin Brecht wird 65 Jahre alt
Prof. Dr. Martin Brecht, Direktor des Seminars fuer mittlere und neuere Kirchengeschichte an der Evangelisch-Theologischen Fakultaet der Universitaet Muenster, wird am 6. Maerz 65 Jahre alt. Der insbesondere als Lutherforscher international bekannte Kirchenhistoriker wird zum Ende des Wintersemesters 1996/97 emeritiert. Seine Abschiedsvorlesung widmete er dem Thema "Melanchthon und Luther".
Martin Brecht, geboren in Nagold als Sohn eines wuerttembergischen Pfarrers, wuchs in der Bildungswelt schwaebischer Kirchlichkeit auf: Gymnasium im alten Seminar Blaubeuren und Studium in Tuebingen als Mitglied des beruehmten Evangelischen Stifts, an dem er nach dem Examen zunaechst als Repetent, dann als Studieninspektor war und dessen Leitung er 1970 als Ephorus uebernahm. Er promovierte 1961 in Tuebingen als Schueler von Hanns Rueckert, einem der renommiertesten Lutherforscher. Seine Dissertation ueber das Thema "Die Alte Bibliothek des Tuebinger Stifts in ihrem theologie- und geistesgeschichtlichen Zusammenhang" bot eine detaillierte Untersuchung zur wuerttembergischen Theologie auf der Basis der Buecherbenutzung und -sammlung. Spaeter bewies Brecht die Fruchtbarkeit dieser Methodik z.B. anhand von Zwinglis frueher Lutherlektuere. Er konnte damit den Einfluss des Wittenberger auf den Zuericher Reformator plausibel machen.
Zur wuerttembergischen Kirchengeschichte im 16. bis 18. Jahrhundert hat Prof. Brecht viele Forschungsbeitraege, auch eine zusammenfassende Darstellung zur Reformation verfasst. Seit seiner Habilitationsschrift von 1965 "Die fruehe Theologie des Johannes Brenz" hat er sich mit dem Werk dieses bedeutenden schwaebischen Reformators beschaeftigt und eine entsprechende Textedition initiiert. 1971 in Tuebingen zum ausserplanmaessigen Professor ernannt, uebernahm er 1975 den Lehrstuhl fuer Kirchengeschichte (mit Schwerpunkt Reformation und fruehe Neuzeit) an der Universitaet Muenster. Seitdem widmete er sich auch der Erforschung der westfaelischen Kirchengeschichte, ausgehend von der Einsicht, dass erst die Beschaeftigung mit den territorialen Konkretionen das historische Verstehen grosser Zusammenhaenge ermoeglicht.
UEberragende Bedeutung hat der engagierte Lutherforscher Brecht durch seine monumentale dreibaendige Darstellung "Martin Luther" (1981-1987) gewonnen, die in seltener Vollstaendigkeit und Akribie das riesige Werk des grossen Reformators auswertet. Zu dem zweiten Forschungsschwerpunkt, der Geschichte des Pietismus, hat Brecht mancherlei Untersuchungen geleistet und eine umfassende Gesamtdarstellung als Herausgeber vorbereitet und in erheblichen Teilen selber geschrieben. Die ersten beiden Baende erschienen 1993 und 1995. Auch dies duerfte ein Standardwerk werden. Seine Forschungsleistungen wurden unter anderem mit der Verleihung von zwei Ehrendoktortiteln ausgezeichnet: 1990 durch die Valparaiso University in Valparaiso (Indiana/USA) und 1993 durch die Theologische Fakultaet Leipzig.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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