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26.09.1997 00:00

Umweltverträgliche Abfallwirtschaft

Norbert Frie Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    upm-Pressemitteilung der Universitaet Muenster 364/97 - 26. September 1997

    Umweltvertraegliche Abfallwirtschaft Studie der Universitaet Muenster zeigt Loesungen fuer eine umweltvertraegliche Abfallwirtschaft

    Die Abfallwirtschaft kommt nicht zur Ruhe. Noch Anfang der 90er Jahre wurde allerorten der Entsorgungsnotstand ausgerufen, weil man erwartete, die vorhandenen Muellverbrennungsanlagen und Deponien koennten die jaehrlich entstehenden Abfallmengen nicht mehr lange aufnehmen. Seit einigen Jahren kann davon keine Rede mehr sein: Der Branche machen nunmehr UEberkapazitaeten ihrer Anlagen zu schaffen. Diesem Phaenomen ist das Institut fuer Verkehrswissenschaft der Universitaet im Auftrage des Bundeswirtschaftsministeriums auf den Grund gegangen. Die Forscher machen die strenge Regulierung der Abfallwirtschaft fuer die Schwankungen des Abfallaufkommens und die oekonomischen Probleme seiner Entsorgung verantwortlich.

    Mit immer neuen marktwidrigen Eingriffen habe die Politik bisher versucht, selbstverantwortete Fehlentwicklungen zu korrigieren. Diese im Ergebnis erfolglose "Interventionsspirale" fuehre zu kostspieligen Anpassungsproblemen und verhindere, dass sich die jeweiligen Knappheiten der Entsorgungskapazitaeten in den Preisen widerspiegeln. Auf diese Weise kaemen weder fuer die Verwertung und Vermeidung von Abfall noch fuer Kapazitaetserweiterungen der Entsorgungsanlagen notwendige Anreize zum Tragen. Daher schlagen die muensterschen Wissenschaftler eine "marktkonforme Re-Organisation der Abfallwirtschaft" vor und fordern neben einer verursachergerechten Anlastung externer Umweltkosten umfassende Deregulierungs- und Privatisierungsmassnahmen.

    Was seinerzeit als Entsorgungsnotstand apostrophiert wurde, habe zum einen seine Ursache darin, dass der Ausbau der Kapazitaeten nicht zuletzt wegen des heftigen Widerstands vorgesehener Standortgemeinden politisch kaum noch opportun erschien. Zum anderen schlugen sich Kapazitaetsengpaesse nicht in steigenden Entsorgungspreisen nieder, die Vermeidungs- oder Verwertungsanstrengungen zu einer profitablen Angelegenheit gemacht und so das Problem gar nicht erst haetten aufkommen lassen. Verantwortlich hierfuer sei der Rahmen fuer die kommunale Gebuehrenpolitik, denn die Orientierung an durchschnittlichen Entsorgungskosten erlaube es nicht, bei steigender Auslastung Knappheitszuschlaege zu kalkulieren.

    Die heutigen UEberkapazitaeten sehen die Wissenschaftler zum Teil als Folgeproblem: Um dem drohenden Entsorgungsnotstand zu begegnen, wurden auf der Seite der Abfallentstehung Massnahmen wie die Verpackungsverordnung ergriffen, welche in relativ kurzer Zeit die zu entsorgenden Abfallmengen reduziert und der Verwertung zugefuehrt haben. Zudem schreibe der geltende Rechtsrahmen faktisch eine oekonomisch und oekologisch unsinnige Entsorgungsunabhaengigkeit auf kleinraeumiger Ebene fest. Dies habe dazu gefuehrt, dass Landkreise teure Entsorgungsanlagen bauten, obwohl die der Nachbarkreise noch gar nicht ausgelastet waren.

    Als Folgen dieser Entwicklungen sehen die OEkonomen der Universitaet Muenster steigende Entsorgungspreise trotz sinkender Entsorgungsmengen, weil kommunale Entsorgungsunternehmen ihre Preise auf der Basis von Durchnittskosten kalkulierten. Die hohen Fixkosten der Anlagen fuehrten mit zunehmenden Entsorgungsmengen zu anteiligen Kostensenkungen und damit zu fallenden Preisen. Sinke dagegen die Auslastung wie gegenwaertig der Fall , fuehre diese Praxis unausweichlich zu steigenden Preisen. Die von der Abfallpolitik immer wieder favorisierte Abfallhierarchie des Vorrangs von Vermeidung vor Verwertung und vor Beseitigung koenne wiederum in vielen Faellen zu einem uebermaessigen Ressourcenverbrauch fuehren, "so dass von administrativen Vorgaben unbedingt abzuraten ist."

    Entscheidend fuer eine marktkonforme Re-Organisation der Abfallwirtschaft sei, "dass die Entsorgungspreise jederzeit die richtigen Knappheitssignale ueber alle Entsorgungsstufen hinweg aussenden." Auf diese Weise lassen sich nach Ansicht der Autoren der Studie, die vom auftraggebenden Bundeswirtschaftsministerium als "umfassende und kenntnisreiche Analyse der Abfallpolitik aus oekonomischer Sicht" bewertet worden ist, Anpassungsschwierigkeiten vermindern und die Anteile der drei Verhaltensalternativen "Vermeiden, Verwerten und Entsorgen" dezentral optimieren. Als wichtigste Massnahmen schlagen sie unter anderem vor eine verursachergerechte Anlastung der externen Umweltwirkungen, einen ueberregionalen, EU-weiten Wettbewerb im Entsorgungsbereich und nicht zuletzt die Privatisierung oeffentlicher Entsorgungsunternehmen.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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