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31.08.2006 13:28

450.000 Euro für geisteswissenschaftlichen Forscherverbund in Marburg

Thilo Körkel Stabsstelle Hochschulkommunikation
Philipps-Universität Marburg

    Philosophen, Biologen und Informatiker arbeiten über informationswissenschaftliche Metaphern und ihre Relevanz für die Transformation von Menschenbildern - Als einziger hessischer Verbund bei BMBF-Förderinitiative erfolgreich

    Im Rahmen seiner Förderinitiative "Geisteswissenschaften im gesellschaftlichen Dialog" bewilligte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) insgesamt 450.000 Euro für den an der Philipps-Universität Marburg angesiedelten Forschungsverbund "Die forschungsleitende Funktion informationswissenschaftlicher Metaphern und ihre Relevanz für die Transformation von Menschenbildern", der seine Arbeit offiziell am 1. September 2006 aufnehmen wird. Er ist der einzige hessische Verbund, der bei der Ausschreibung erfolgreich war; insgesamt hatte das BMBF zehn von 95 beantragten Vorhaben zur Förderung ausgewählt.

    Sprecher des auf einen Zeitraum von 2,5 Jahren angelegten Verbunds ist der Biologe und Philosoph Professor Dr. Dr. Mathias Gutmann vom Institut für Philosophie der Philipps-Universität Marburg. Weitere Verbundpartner sind Professor Dr. Michael Bölker vom Fachgebiet Genetik des Marburger Fachbereichs Biologie sowie Professor Dr. Wolfgang Hesse vom Fachbereich Mathematik und Informatik. Ebenfalls beteiligt ist die "Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklung Bad Neuenahr-Ahrweiler", an die weitere 210.000 Euro fließen werden.

    Rolle der Geisteswissenschaften in der Diskussion um Menschenbilder

    Inhaltlich wird sich das Projekt mit einer Neubestimmung der Rolle der Geisteswissenschaften in den (öffentlichen) Diskussionen um Menschenbilder beschäftigen. "Das Bild vom Menschen wird durch immer neue Forschungsergebnisse der Naturwissenschaften immer mehr verändert", so Verbundsprecher Mathias Gutmann. "Die Geisteswissenschaften indessen reagieren auf diese Entwicklung weitgehend defensiv, während die Naturwissenschaften die Meinungsführerschaft übernommen haben." Gemeinsam mit seinen Kollegen will er nun dafür sorgen, dass die Geisteswissenschaften "aus der Umklammerung der Natur- und Informationswissenschaften im Hinblick auf Formulierung und Funktion von Menschenbildern" befreit werden.

    Dies könne gelingen, indem man die impliziten Vorannahmen der Meinungsführer in Frage stelle: "Deren Vermutung nämlich, dass die Rede vom Menschen vollständig in der lebenswissenschaftlichen Beschreibung als Exemplar der Art homo sapiens aufgeht, besteht zu Unrecht." Die Untersuchung einer solchen Präsupposition indessen könne nur Gegenstand geisteswissenschaftlicher Forschung sein. Mittels hermeneutischer Analyse, semantischer Arbeit und der Rekonstruktion von Geltungsfragen wollen die Verbundpartner nun einen Vorschlag für eine angemessene Arbeitsteilung zwischen Natur- und Geisteswissenschaften erarbeiten.

    Geschehen wird dies vor allem in drei Teilprojekten: "Anthropologie der Entwicklung und Evolution" (Mathias Gutmann), "Semantik des Informationsträgers 'Gen'" (Michael Bölker) und "Der Wandel des Menschenbilds unter Einfluss der Informationstechnik" (Wolfgang Hesse). Wolfgang Hesse etwa wird sich unter anderem kritisch mit der Vorstellung vom Menschen als informationsverarbeitendes System auseinandersetzen, Michael Bölker wird die Semantik des Ausrucks "Gen" innerhalb der Biowissenschaften rekonstruieren und die Rolle informationstheoretischer Metaphern in der Biologie analysieren und Mathias Gutmann schließlich will die forschungsleitenden Menschenbilder (und die damit zusammenhängenden Weltbilder) untersuchen, die in die "Beschreibung des Menschen als eines evolvierenden Wesens" eingehen.

    An dem Verbund teilnehmen werden überdies hochrenommierte internationale Gastwissenschaftler wie Assistant Professor Dr. Dr. Lenny Moss, Biochemiker und Philosoph, der kürzlich von der University of Notre Dame in Indiana an das Department of Sociology and Philosophy der University of Exeter, UK, wechselte, und Professor Dr. Marco Buzzoni, theoretischer Philosoph von der Università degli Studi di Macerata im italienischen Macerata.

    Kontakt

    Professor Dr. Dr. Mathias Gutmann: Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, Institut für Philosophie, Leiter der Arbeitsgruppe Anthropologie zwischen Biowissenschaften und Kulturforschung, Wilhelm-Röpke-Straße 6, 35032 Marburg,
    Tel.: (06421) 28 24713, E-Mail: gutmann@staff.uni-marburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-marburg.de/fb03/philosophie/institut/professorinnen/gutmann/index... - Homepage Professor Dr. Dr. Mathias Gutmann


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Gesellschaft, Informationstechnik, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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