Den Zusammenhang von gesellschaftlichen Wertesystemen und symbolischer Kommunikation untersucht ein neuer Sonderforschungsbereich an der Universität Münster für den Zeitraum vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zum Jahresanfang 2000 eingerichtete und im ersten Jahr mit rund 2,2 Millionen Mark geförderte geisteswissenschaftliche Forschungseinrichtung wird am 4. Februar in Münster feierlich eröffnet, gemeinsam mit einem neuen Graduiertenkolleg zu einem benachbarten Thema und einer von der VW-Stiftung geförderten Nachwuchsgruppe "Kulturgeschichte und Theologie des Bildes im Christentum".
Über Wertvorstellungen kann man sich mündlich oder schriftlich verständigen oder streiten. Werte kommen aber auch in Gesten, Gebärden, rituellen und symbolischen Handlungen zum Ausdruck. Dies gilt für die moderne Gesellschaft, stärker aber noch für die Vormoderne, auf die sich der zum Jahresanfang an der Universität Münster neu eingerichtete Sonderforschungsbereich 496 "Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur französischen Revolution" konzentriert. Am 4. Februar wird die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im ersten Jahr mit rund 2,2 Millionen Mark unterstützte fachübergreifende Forschungseinrichtung offiziell eröffnet.
Vertreterinnen und Vertreter der Fächer Ethnologie/Volkskunde, Germanistik, Geschichte, Mittellateinische Philologie, Kunstgeschichte, Philosophie, Rechtsgeschichte und Theologie haben sich in Münster zusammen geschlossen, um den Zusammenhang von gesellschaftlichen Wertesystemen und Akten symbolischer Kommunikation zu untersuchen. Sprecher des neuen Sonderforschungsbereichs mit der DFG-Nummer 496 ist der Historiker Prof. Dr. Gerd Althoff. Gegenstand der Forschung ist vor allem die Gesellschaft des Mittelalters und der frühen Neuzeit, in der Status und Rang eine eminente Bedeutung zukam. Folgerichtig entwickelte diese Gesellschaft eine Fülle ritueller und symbolischer Kommunikationsformen, mit denen Anforderungen des Ranges Rechnung getragen, aber auch differenzierte andere Botschaften transportiert wurden. Medien der Philosophie, Kunst und Literatur reflektierten solche Formen der Kommunikation, idealisierten, überhöhten oder karikierten sie auch.
In Angriff genommen wird damit in Münster die Erforschung komplexer Phänomene, die der untersuchten Epoche ein charakteristisches Gepräge gaben. Um Ordnung in die Vielfalt der Erscheinungen zu bringen, binden Leitfragen die Bemühungen der verschiedenen Disziplinen zusammen. Eine vorrangige Frage lautet: Wie bewusst waren sich die Menschen der Vormoderne, dass sie mithilfe von Symbolen kommunizierten, wieviel Verständnis und Einsicht besaßen sie für den Sinn dieser Akte? Diese Frage stellt herrschende Meinungen auf den Prüfstand, die ein Defizit an Reflexion und Rationalität in der Vormoderne nicht zuletzt dadurch diagnostizierten, dass sie die Menschen an "dumpfe" Gewohnheiten gekettet sahen. Erst in jüngster Zeit registriert man dagegen ein verstärktes Interesse in den Geistes- und Kulturwissenschaften, das sich auf die Produktionsbedingungen von Zeremoniell und Ritual, Ritus oder Brauch der fraglichen Epoche richtet. Je gezielter solche Aufführungen geplant und durchgeführt wurden, desto einschlägiger sind sie als Indikatoren für Wertevorstellungen und ihren Wandel zu nutzen.
Die beteiligten Wissenschaftler versprechen sich neue Erkenntnisse in verschiedenen Bereichen: Eine verbesserte Deutungskompetenz von Akten symbolischer Kommunikation unter Berücksichtigung aller ihrer Medien, neue Einsichten in die Überführung von Wertevorstellungen in Kommunikation, sozusagen von der Theorie in die Praxis, sowie ein neuartiges Verständnis für die Zusammenhänge von Aufführung, Diskurs und Schrift.
Neben dem neuen Sonderforschungsbereich haben an der Universität Münster in den vergangenen Monaten auch ein thematisch benachbartes Graduiertenkolleg über "Gesellschaftliche Symbolik im Mittelalter" sowie eine von der VW-Stiftung geförderte Nachwuchsgruppe "Kulturgeschichte und Theologie des Bildes im Christentum" ihre Arbeit aufgenommen. Die neuen Forschungseinrichtungen wollen sich mit der Eröffnungsfeier am 4. Februar um 16 Uhr im Hörsaal "Auditorium Maximum" an der Johannisstraße 12-20 gemeinsam der Öffentlichkeit vorstellen. Den Festvortrag hält Prof. Dr. Otto Gerhard Oexle, Direktor des Max-Planck-Instituts für Geschichte in Göttingen, über "Die Entstehung der Werte. Mittelalterforschung als Historische Kulturwissenschaft".
http://www.uni-muenster.de/SFB496
Krönung eines Königs: Symbolische Handlungen im Mittelalter zeigt der 1000 Jahre alte Warmund-Sakram ...
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
Krönung eines Königs: Symbolische Handlungen im Mittelalter zeigt der 1000 Jahre alte Warmund-Sakram ...
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