Universitätsfrauenklinik vermittelt mit der "Leipzig School of Radical
Pelvic Surgery" innovative Methoden / Prof. Höckel: Radikal gegen den
Krebs und schonend für die Patientinnen
Leipzig - Ab heute gehen in Leipzig erfahrene internationale
Spitzenmediziner wieder in die Schule. In der "Leipzig School of Radical
Pelvic Surgery" (Leipziger Schule für radikale Beckenchirurgie) lernen und
trainieren sie ein neues Operationskonzept, das an der
Universitätsfrauenklinik unter Leitung von Prof. Dr. rer. nat. Dr. med.
Michael Höckel entwickelt wurde. "Die totale mesometriale Resektion (TMMR)
steht als neues Radikalitätsprinzip in der Behandlung des
Gebärmutterhalskrebses im Mittelpunkt der Intensivkurse", so Prof. Höckel,
Direktor der Universitätsfrauenklinik (Triersches Institut) Leipzig. "Sie
geht radikal gegen den Krebs vor und ist zugleich schonend für die
Patientinnen. Unsere innovative Methode beruht auf einer ganz neuen
Erkenntnis darüber, wie sich Tumoren ausbreiten. Und ich möchte behaupten,
es ist eine Erkenntnis, die die gesamte gynäkologische Onkologie verändern
wird."
Die "Leipzig School of Radical Pelvic Surgery" findet jetzt zum zweiten
Mal statt. "Wir haben im Frühjahr mit einem ersten Kurs begonnen, der
großes Interesse fand. Auch der heute beginnende Herbstkurs ist komplett
ausgebucht. Künftig wollen wir zweimal im Jahr solche Intensivkurse für
internationale fortgeschrittene Operateure anbieten", kündigt Prof. Höckel
an. Eine Hälfte der Teilnehmer kommt jeweils aus Deutschland, die andere
aus dem Ausland. Dazu gehören diesmal Operateure aus Hongkong, Irland und
den Niederlanden.
Die Idee dieser Kurse entstand daraus, dass zu fast jeder Operation, die
nach dem neuen Verfahren ausgeführt wird, Gäste aus dem In- und Ausland in
die Universitätsklinik Leipzig kommen. "Wir dachten, wenn unser Konzept
ein solch starkes Interesse findet, können wir das auch konzentrieren und
- über die Demonstration hinaus - zu einem Training ausweiten", so Prof.
Höckel. "Zum Kursinhalt gehören also die Vermittlung der Grundlagen
unseres Operationskonzepts in Seminaren, die praktische Übung der
Operationstechnik an Leichnamen und die Live-Demonstration einer
Operation. Wir haben ohnehin fast jede Woche eine solche OP. Mit
Zustimmung der Patientin wird dann die anstehende Operation im Rahmen der
Leipzig School vorgenommen."
Hintergrund TMMR
An der Leipziger Universitätsfrauenklinik wurde unter Leitung von Prof.
Höckel mit der totalen mesometrialen Resektion (TMMR) eine neue
Operationsmethode entwickelt, die auf neuen Erkenntnissen über die lokale
Tumorausbreitung beruht, die aus der Embryonalentwicklung abgeleitet
werden. Prof. Höckel: "Wir haben erkannt, dass ein Tumor nicht wild
wuchert. Er wächst eben nicht in jene Gewebe hinein, die wenig Widerstand
bieten oder die räumlich nahe sind. Vielmehr folgt der Tumor in seiner
lokalen Ausbreitung über einen langen Zeitraum dem Weg der
Embryonalentwicklung." Als Beispiel nennt der Leipziger Mediziner die
unmittelbar vor dem Gebärmutterhals liegende Harnblase. "Sie ist nur einen
Millimeter vom Tumor entfernt. Und trotzdem wird ein Gebärmutterhalskrebs
über einen sehr langen Zeitraum diesen Abstand nicht überwinden. Und zwar
nicht wegen des Abstandes, sondern weil die Harnblase eine andere
embryonale Struktur, ein anderes Kompartiment, darstellt als die
Gebärmutter."
Beim bisherigen Operationskonzept wird der Tumor zuzüglich einer rundum
liegenden Sicherheitszone entfernt. Dadurch sind oft auch Harnblasen- und
Enddarmfunktionen betroffen. "Unsere neue Methode besagt: Der
Sicherheitsabstand zu einem benachbarten Kompartiment kann schon mit einem
Millimeter groß genug sein. Innerhalb des vom Tumor befallenen
Kompartiments reicht unter Umständen selbst ein Sicherheitsabstand von
mehreren Zentimetern nicht aus", so Prof. Höckel. "Das heißt: Bei TMMR
wird das vom Krebs betroffene embryonale Kompartiment vollständig
entfernt. Dagegen kann man durchaus Kompartimente anderen embryonalen
Ursprungs trotz unmittelbarer Nähe zum Tumor zurücklassen."
weitere Informationen:
Prof. Dr. Dr. Michael Höckel
Tel.: 0341 97 23400
Fax: 0341 97 23409
E-Mail: Michael.Hoeckel@uniklinik-leipzig.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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