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11.02.2000 10:00

Mehr Lebensqualität für Patienten mit Gedächtnisstörung

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Universität Leipzig mit zwei Projekten auf der Cebit 2000 (Halle 16, Stand B23)

    Mehr Lebensqualität für Patienten mit Gedächtnisstörung
    Therapie, Betreuung und Training mittels eines neuentwickelten Mobilgerätes

    Auf der Cebit 2000 in Hannover (24.2. bis 1.3.) stellt die Universität Leipzig zusammen mit Partnern in Medizin und Informationstechnik ein Projekt mit dem Namen MOBTEL vor, das Patienten mit Gedächtnisstörungen mehr Lebensqualität zu geben und sie in ein halbwegs normales, eigenständiges Leben zurückzuführen vermag. Gleichzeitig kann damit der Betreuungsaufwand verringert bzw. auf Familienmitglieder verlagert werden. Es handelt sich bei diesem Projekt nach den Worten von Projektleiter Prof. Dr. Klaus Irmscher (Institut für Informatik) um eine "interdisziplinäre Anwendung von Methoden der neuropsychologischen Therapie und der Telematik wie Internet, Mobilfunktechnik und Verteilungsplattformen, also modernen Softwarekonzepten für auf mehrere Rechner verteilte Anwendungen". Konkrete Gestalt gewinnt es in einem neu entwickelten, weltweit einmaligen Gerät in der Art eines "Handys", das die Kommunikation zwischen Arzt, Betreuungsstationen, Familienangehörigen und dem Patienten ermöglicht.
    Im Gegensatz zu den bisher gebräuchlichen Einwegsystemen der Verständigung in der Telerehabilitation zeichnet sich das neue Gerät durch eine bidirektionale interaktive Arbeitsweise aus. Patienten, die nach einem Unfall, einer Operation oder durch Erkrankungen des Gehirns unter Gedächtnisstörungen leiden, können durch das Wechselspiel von Steuerung durch Betreuer und ständige, einfach zu handhabende "Rückmeldung" per Knopfdruck durch den Tagesablauf begleitet und geführt werden und auf diese Weise ihr Gedächtnis auffrischen. Das betrifft beispielsweise die Erinnerung an die Medikamenteneinnahme oder an die Abfolge der vielen kleinen Schritte im Zusammenhang mit einem Arztbesuch oder einem Einkauf, die sich der Patient allein nicht merken kann. Erprobt wird die Nutzung des Mobilgeräts an der Tagesklinik für kognitive Neurologie des Universitätsklinikums Leipzig, gebaut wird es durch die Leipziger Firma RBM elektronik-automation.
    Das Verbundprojekt, an dem neben der Universität Leipzig auch das Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung in Leipzig beteiligt ist, wird von den sächsischen Staatsministerien für Wissenschaft und Kunst sowie Wirtschaft und Arbeit gefördert. Nachdem das Projekt jetzt auf der Cebit "im Prinzip" dargestellt wird, ist die Premiere für das Mobilgerät selbst und dessen Erprobung für den Sommer angekündigt.

    Volker Schulte

    Kostengünstiges Modell des "Distance Learning"

    Distance Learning, Multimedia und Teleteaching, diesen Schlagworten sollen an der Universität Leipzig weitere Taten folgen. Mit Hilfe eines von Informatikern der Universität Leipzig entwickelten Audio-/Video-Systems können die Studenten "über Draht" an Vorlesungen und Übungen teilnehmen. Dabei können sie nicht nur verbal miteinander kommunizieren, sie können sich auch sehen "wie im Fernsehen", erklärt Dr. Klaus Hänßgen vom Institut für Informatik. Durch eine stereoskopische, drei-dimensionale Darstellungsmöglichkeit können darüber hinaus Medizinstudenten etwa an Operationen teilnehmen, so als wären sie mit dabei. Die Entwicklung dieser Audio-/Video-Kommunikation und ihre praktischen Einsatzmöglichkeiten stellt die Universität Leipzig unter dem Titel "Distance Learning in der Region Leipzig auf Breitband- Netzwerken" auf der Computermesse Cebit vom 24.2. bis 1.3.2000 in Hannover vor.

    Was bisher nur mit teuren Spezialgeräten möglich war, erreichen die Leipziger Wissenschaftler mit einem relativ geringen Kostenaufwand und unter Einsatz eines normalen, IBM-kompatiblen PC. Notwendig ist neben der von den Leipzigern entwickelten speziellen Software eine Zusatzausstattung des PC mit bereits im Handel erhältlichen Komponenten: Videoschnittkarten, die eine Videoaufnahme und -wiedergabe ermöglichen, Audiokarten für Tonaufnahme und - wiedergabe sowie eine Komponente für die Datenübertragung. Die von den Wissenschaftlern unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Irmscher vom Institut für Informatik entwickelte Software braucht man, damit die durch die Schnittkarten ermöglichten Funktionen gleichzeitig und in der notwendigen Qualität erfüllt werden können.

    Ein entscheidender Punkt ist ferner, daß die normalen Endgeräte, die PC, die für die Übertragung von Fernsehsignalen erforderliche hohe Übertragungsgeschwindigkeit von 250 Megabit (Mbit) pro Sekunde nicht umsetzen können. Zum Vergleich: herkömmliche ISDN-Leitungen haben eine Übertragungskapazität von 64 Kilobit (Kbit) pro Sekunde. Die erforderliche Leitungskapazität ist durch Glasfaserleitungen gegeben, die im Leipziger Raum bereits in großem Stil verlegt worden sind. Das Problem für die Geräte haben die Wissenschaftler über Software gelöst: die hohe Übertragungsgeschwindigkeit wird soweit reduziert, daß die Geräte sie verarbeiten können und die Qualität gleichzeitig erhalten bleibt.

    Das erste "große Praktikum", wie Irmscher es nennt, wird im nächsten Wintersemester starten, wenn das sogenannte Telematik-Labor mit 28 Arbeitsplätzen fertig sein wird. Dann werden zunächst Studenten der Wirtschaftswissenschaften und der Informatik gemeinsam an Vorlesungen und Übungen teilnehmen können, ohne im selben Raum sein zu müssen. In kleinerem Maße werde dieser Unterrichtsstil aber bereits im kommenden Sommersemester praktiziert, erklärt Irmscher, der bereits ein weiteres Vorhaben im Kopf hat: Auch Schüler und Lehrer möchte er in einem gemeinsamen Projekt mit sächsischen Firmen "schneller an die neuen Techniken und Möglichkeiten heranführen".

    Dr. Bärbel Teubert-Seiwert


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Informationstechnik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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