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11.02.2000 13:16

Neuer Glanz für alte Madonnenfigur

Norbert Frie Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Sie sah Kriege und Friedensschlüsse, Niederlagen und Siege, Zerstörung und Aufbau. Jahrhundertelang schaute die Madonna milde lächelnd auf vorübereilende Passanten hinab, bis sie im letzten Jahr ihren angestammten Platz räumen musste. Nun ist die "Königin des Friedens" wieder in das münstersche Universitätsviertel zurückgekehrt, die jahrelangen Bemühungen um die Rettung der wertvollen Madonnenfigur am Haus Krummer Timpen 57 waren erfolgreich. Die aufwendige und langwierige Restaurierung der Statue, deren farbenfrohes Gewand im Lauf der Zeit immer mehr Löcher und Risse bekommen hatte, wurde möglich durch die finanzielle Unterstützung der Kulturstiftung der Sparkasse Münster.

    Als Relikt aus dem Friedensjahr 1648 besitzt die Madonnenfigur hohe kunst- und kulturgeschichtliche Bedeutung. Der spanische Gesandte Anton de Brun wohnte 1648 in dem münsterschen Renaissance-Haus und stiftete anlässlich des Friedensschlusses die Madonnenfigur, die auf dem ehemals vorhandenen Sockel die Inschrift "Regina Pacis" (Königin des Friedens) trug. Sie stand seit 1649 in einer Nische des Treppenhausturms am Gravenhorster Hof auf dem Honekamp, dem heutigen Krummen Timpen 57. Das nächste Mal wird das Haus einige Jahrhunderte später erwähnt, und zwar in dem Testament des Heinrich Johann von Droste-Hülshoff. Seit 1794 gehörte es zu dessen Familienbesitz. Von 1838 bis 1840 lebte die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff sogar selbst in diesem Haus. Inzwischen gehört es der Universität.

    Während alle umstehenden Häuser durch die Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges zerstört wurden, blieb die Figur bis auf ihren ursprünglich vorhandenen Strahlenkranz unbeschädigt. Es handelt sich bei der Figur um eine 120 Zentimeter hohe vollplastische Darstellung der Mutter Gottes mit dem Jesuskind auf dem linken Arm. Als Herrschaftsinsignien hält die Madonna ein Zepter in ihrer rechten Hand und das Jesuskind die Weltkugel in der linken Hand. Nach dem Krieg wurde die Figur durch eine Glasvitrine mit Eisenrahmung geschützt. Bei der Statue handelt es sich um eine aus einem Monolith gehauene Kalksandsteinfigur mit Holzanstückungen.

    Die gesamte Figur wies durch frühere, teilweise unfachmännische Restaurationsversuche sieben Farbschichten auf, die mittlerweile besonders im Gewand der Madonna und im Gesicht des Jesuskindes stark geschädigt waren. Darüber hinaus hatten sich Holzwürmer an den Holzanstückungen gütlich getan. Damit nicht genug, hatte sich zusätzlich auch noch Schimmel eingefressen. "Besonders schwierig war die Freilegung der diversen Farbschichten", so der Restaurator Thomas Lehmkuhl aus Steinfurt, "sie konnte nur mittels Skalpell und Mikroskop durchgeführt werden." Anderthalb Jahre brauchte der Restaurator, um der Madonna zu ihrem alten Glanz zu verhelfen.

    Bei der Restauration gab es fachmännische Unterstützung vom Westfälischen Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Neben der Berücksichtigung von finanziellen und historischen Aspekten war es unter anderem notwendig, dem Denkmalschutzgesetz gerecht zu werden. Das bedeutete, dass schon für die Untersuchung der Madonna eine denkmalrechtliche Erlaubnis bei der Denkmalbehörde der Bezirksregierung Münster beantragt werden musste.


    Bilder

    Die restaurierte Madonna aus dem Friedensjahr 1648. Foto: Sigried Zielke
    Die restaurierte Madonna aus dem Friedensjahr 1648. Foto: Sigried Zielke

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Die restaurierte Madonna aus dem Friedensjahr 1648. Foto: Sigried Zielke


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