Die Zahl der Sozialhilfeempfänger hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht, offene und verdeckte Armut ist damit auch zu einem Problem für die Schule geworden. Am Ende einer Tagung über "Armut und Armutsprävention in Deutschland" in Münster waren sich die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einig, dass Alltagsbewältigung und Haushaltsführung zum Pflichtangebot aller Schulen gehören müssen.
Im Verlauf der Tagung, die gemeinsam vom Verband Haushalt in Bildung und Forschung und vom Institut für Haushaltswissenschaft und Didaktik der Haushaltslehre der Universität Münster veranstaltet wurde, zeigte sich, dass es für Haushalte zunehmend schwieriger wird, in finanziellen Notlagen frühzeitig Hilfe zu finden. Familie und Nachbarschaft fallen immer häufiger als "soziales Netz" weg, ohne dass andere Bereiche an ihre Stelle treten. Armut bedroht nach den Beobachtungen der Armutsforscher inzwischen alle gesellschaftlichen Gruppen, auch bislang gutsituierte Mittelschichthaushalte könnten zum Beispiel durch Arbeitslosigkeit verarmen. Die Menschen seien jedoch immer weniger in der Lage, die Krisen des Lebens zu bewältigen, es fehlten oft grundlegendes Wissen und das "Handwerkszeug", mit knappen Mitteln umzugehen und trotzdem die Bedürfnisse angemessen zu befriedigen.
Bei der Verhinderung von "Armutskarrieren" sind Schule und Unterricht zunehmend gefordert. Die in Münster versammelten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kritisierten, dass in der aktuellen Bildungspoltiik vorrangig die Ausbildung für das Erwerbsleben diskutiert werde. Fächer wie Haushaltslehre oder Arbeitslehre würden unter dem Druck leerer öffentlicher Kassen in Frage gestellt. Dabei werde übersehen, "dass eine gelungene Gestaltung des privaten Lebens und die Bewältigung von Krisen Voraussetzungen für eine ökonomisch und sozial stabile Gesellschaft sind".
Kinder und Jugendliche müssten schon früh lernen, in der Warenwelt mit ihren verführerischen Konsum- und Kreditangeboten klarzukommen. Dabei sei das Umgehen mit öffentlichen Einrichugenn genauso wichtig wie ein kritisches Verbraucherverhalten und hauswirtschaftliche Fähigkeiten. Die in der Tagung in Münster diskutierten Beiträge mündeten deshalb in die Forderung: Alltagsbewältigung und Haushaltsführung als Pflichtangebot in allen Schulen, ergänzt durch breite Angebote in der Jugend-, Erwachsenen- und Familienbildung und in verschiedenen Beratungsformen, um Kompetenzen für die private Krisenbewältigung zu vermitteln!
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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