idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
09.01.2007 10:22

Nur die Waldspitzmaus geriet in Vergessenheit

Dr. Bärbel Adams Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Leipzig

    Die meisten anderen Tiere sind heutigen Kinder so bekannt wie ihren Eltern vor 25 Jahren - Studie der Universität Leipzig untersucht, wie bekannt einheimische Tierarten bei Kindern sind

    Deutschlands Schüler erfahren im Fach Biologie - so bestimmen es die Lehrpläne - viel über die Natur im Allgemeinen, über Ökologie oder Gentechnik; aber sie müssen kaum lernen, was denn die Amsel vom Star oder den Laubfrosch von der Erdkröte unterscheidet. Derartige Unwissenheit wird von Lehrern und Wissenschaftlern zwar schon seit Jahrhunderten beklagt. Aber keiner wusste genau, inwieweit die Kinder denn tatsächlich (nicht) im Bilde sind. Aus diesem Grunde initiierte Prof. Christoph Randler vom Institut für Biologie I der Universität Leipzig eine entsprechende Studie und publizierte deren Ergebnisse kürzlich in der Zeitschrift "Natur und Landschaft".

    Knapp 900 Schülerinnen und Schülern zwischen neun und neunzehn Jahren wurden Bilder von Wirbeltieren gezeigt. Sie sollten die Tiere so genau wie möglich bezeichnen. Erkannten sie beispielsweise eine Kohlmeise oder eine Stockente als solche, gab es einen Punkt. Wurde nur Meise oder Ente gesagt, einen halben. Bei der Zusammenstellung der abgefragten Tiere blätterten die Wissenschaftler nicht einfach im Lexikon der deutschen Fauna, sondern versuchten eine repräsentative Auswahl zu treffen. Also wurden die häufiger in der Natur anzutreffenden Geschöpfe bevorzugt abgebildet, die ganz seltenen weniger.

    "Das Artenwissen steigt bis zum Alter von 14 Jahren an, sinkt danach wieder ab. Gymnasiasten schnitten signifikant besser ab als Realschüler und die besser als Grundschüler", fasst Randler die Ergebnisse zusammen. "Dass das Artenwissen nur bis zur siebten Klasse ansteigt, mag zum einen mit den Interessen zusammenhängen, die besonders in den Klassen fünf und sechs besonders stark auf Tierarten fokussiert sind, zum anderen mit außerschulischen Aktivitäten wie Besuchen in Tierparks, Zoos und Naturschutzzentren. Ab der siebten Klasse hingegen sinkt das Interesse am Biologieunterricht insgesamt deutlich ab. Und die Kenntnisse schwinden wieder."

    Was aber ist dran an der Meinung, früher, als die Kinder Tiere nicht nur am PC erlebten, sei das anders, besser gewesen. Um seine heutigen Umfrageergebnisse mit denen einer Studie aus dem Jahre 1981/82 zu vergleichen, musste sich Randler - wie seine Kollegen damals - auf die Fünftklässler beschränken. Sein Fazit: "Heutige Schülerinnen und Schüler besitzen dieselbe Wirbeltierartenkenntis wie ihre Eltern damals. Dies verweist die Klagen vieler Naturschützer und Lehrer in den Bereich der 'folkloristischen' Falschaussagen der Umwelterziehung."

    Von den 21 Wirbeltierarten, nach denen schon 1981 gefragt wurde, waren sieben heutzutage weniger bekannt und 14 besser. Wesentlich mehr der elfjährigen Mädchen und Jungen nannten beispielsweise den Namen des Teichmolches (von 5 auf 24 Prozent), des Stars von 8 auf 42 Prozent), des Dachses (von 43 auf 79 Prozent) oder der Erdkröte (von 58 auf 75 Prozent). Weniger sicher als ihre Altersgenossen vor 25 Jahren waren die Kinder, als es beispielsweise galt, die Wanderratte zu benennen (von 40 auf 27 Prozent), den Buntspecht (von 70 auf 58 Prozent) oder den Grasfrosch (von 71 auf 61 Prozent). Die meisten der Unterschiede waren jedoch kaum der Rede wert. Damals wie heute zählten übrigens Ringeltaube, Maulwurf und Stockente mit einer Bekanntheit von 90 und mehr Prozent zu den VIPs der Tierwelt. Bleibt jedoch die Frage, wo sich die Waldspitzmaus verkrochen hat. Kannten sie 1982 noch etwa zwei Drittel der befragten Fünftklässler, sind es heute nur noch rund 15 Prozent.

    Marlis Heinz

    weitere Informationen:

    Prof. Dr. Christoph Randler
    Telefon: 0341 97-36651
    E-Mail: randler@uni-leipzig.de
    www.uni-leipzig.de/~instbota


    Bilder

    Kinder heute kennen Waldtiere genauso gut (oder schlecht) wie Kinder vor 25 Jahren
    Kinder heute kennen Waldtiere genauso gut (oder schlecht) wie Kinder vor 25 Jahren

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Kinder heute kennen Waldtiere genauso gut (oder schlecht) wie Kinder vor 25 Jahren


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).