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19.01.2007 11:31

"Freiwillige Ausreise" - 16. "Unwort des Jahres" aus historischem Anlass in Köthen (Anhalt) verkündet

Stephan M. Hübner Marketing und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

    FRANKFURT/KÖTHEN. Der Begriff "freiwillige Ausreise" ist das Unwort des Jahres 2006. Dies gab heute die an der Universität Frankfurt angesiedelte "Sprachkritische Aktion Unwort des Jahres" bekannt.

    "Freiwillige Ausreise" ist nach Meinung der Unwort-Jury eines der leider zahlreichen Unwörter im Zusammenhang mit der Behandlung von Asylbewerbern. In diese Liste reihen sich bereits Unwortkandidaten aus den Jahren 1992 ("aufenthaltsbeendende Maßnahmen" im Grundgesetz Art. 16a) und 2002 ("Ausreisezentrum" für Abschiebehaftanstalten) ein, ebenso wie die Behördenformulierung "kindgerechte Abschiebung". "Freiwillige Ausreise" meint in Abgrenzung zum amtlichen Begriff Abschiebung, der Zwangsmaßnahmen beinhaltet, die Konsequenz aus der "intensiven Beratung" abgelehnter Asylbewerber in den sogenannten Ausreisezentren, die Bundesrepublik doch lieber von selbst wieder zu verlassen. Die Freiwilligkeit einer solchen Ausreise darf bezweifelt werden.

    Daneben rügte die Jury ausdrücklich zwei weitere Unwörter:
    - "Konsumopfer": Damit umschrieb 2006 der Modemacher Wolfgang Joop jene Models, die zu Lasten ihrer Gesundheit für das Schönheitsideal der Konsumgesellschaft (extrem schlanke, letztlich magere Figuren) hungern müssen.
    - "Neiddebatte": Mit diesem Wort wurde 2006 durch den ehemaligen Bundesbankchef Ernst Welteke die ernsthafte Diskussion um die Angemessenheit von Millionenbezügen bestimmter Spitzenmanager auf die Stufe eines kleinkarierten Neides herabgewürdigt.

    Die öffentliche Bekanntgabe des "Unwort des Jahres" erfolgte diesmal ausnahmsweise nicht in der Universität Frankfurt, sondern aus historischem Anlass in Köthen (Anhalt). Dort hatte die erste deutsche Sprachgesellschaft ihren Sitz, nämlich die 1617, also vor 390 Jahren, gegründete "Fruchtbringende Gesellschaft" (auch "Palmenorden" genannt).

    Begründet wurde die "Sprachkritische Aktion Unwort des Jahres" 1991. 2006 hatten sich 2.247 EinsenderInnen aus dem In- und Ausland mit 1.130 verschiedenen Vorschlägen beteiligt. Die Jury für das "Unwort des Jahres 2006" bestand aus den vier ständigen Mitgliedern Prof. Margot Heinemann (Görlitz-Zittau), Prof. Nina Janich (Darmstadt), dem Sprecher der Jury Prof. Horst Dieter Schlosser (Frankfurt am Main) und Prof. Martin Wengeler (Düsseldorf). Die beiden jährlich wechselnden Vertreter der Sprachpraxis waren dieses Mal die Journalisten Dr. Mario Scalla (Hessischer Rundfunk) und Dr. Michael Sommer (ZDF).

    Informationen: Prof. Horst Dieter Schlosser, Institut für Deutsche Sprache und Literatur II, Campus Westend, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt; Tel.: (069) 798-33106, Fax: (069) 798-32675, E-Mail: schlosser@lingua.uni-frankfurt.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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