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03.04.2000 14:41

25 Jahre Lehrstuhl für Elektrische Energieversorgung

Ute Missel Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Mit einem Festkolloquium feiert der Lehrstuhl für Elektrische Energieversorgung der Technischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg am Freitag, 7. April 2000, sein 25jähriges Jubiläum. Das Festkolloquium beginnt um 14.00 Uhr im Hörsaal H9 der Technischen Fakultät, Erwin-Rommel-Straße 60, in Erlangen. Bereits ab 10 Uhr besteht die Möglichkeit, die Versuchshalle und die Laboreinrichtungen des Lehrstuhls zu besichtigen und sich über die aktuellen Forschungsarbeiten zu informieren.

    Nach Grußworten von Rektor Prof. Dr. Gotthard Jasper, Dekan Prof. Dr. Harald Meerkamm und Prof. Dr. Heiner Ryssel, Sprecher des Vorstands des Instituts für Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik, stellt Prof. Dr. Gerhard Herold Forschung und Lehre am Lehrstuhl für Elektrische Energieversorgung vor. Daran an schließen sich vier Festvorträge.

    Dr. Rainer Bitsch und Dipl.-Ing. Werner Feldmann (Siemens AG, Erlangen) werden über "Wandel in der Energiewirtschaft - Ressourcenoptimierung durch intelligente Energieversorgungskonzepte" referieren. "Technische, wirtschaftliche und ökologische Aspekte bei der Projektierung, dem Bau und der Instandhaltung von Hoch- und Höchstspannungsleitungen" behandelt Dr. Martin Waeber (EnBW Regional AG, Stuttgart). Prof. Dr. Dietmar Retzmann und Dr. Rainer Krebs (Siemens AG, Erlangen) informieren über "Mikroelektronik in der Energietechnik - Vom Chip zum System". "CE-Kennzeichen - Sinn und Unsinn bei der Produktzertifizierung" ist der Vortrag von Dr. Wilhelm Schubert (Landesgewerbeanstalt, Nürnberg) und Dr. Elmar Zeitler (KRIWAN Testzentrum, Forchtenberg) überschrieben.

    Der Lehrstuhl für Elektrische Energieversorgung hat 1975 als siebter elektrotechnischer Lehrstuhl unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Gerhard Hosemann seine Arbeit an der Technischen Fakultät aufgenommen. Er war zunächst in den Gebäuden Egerlandstraße 9/11 auf dem Südgelände der Universität untergebracht und konnte erst 1990, also 15 Jahre später, sein neues Gebäude in der Cauerstraße 4 beziehen. Nach der Emeritierung von Prof. Hosemann übernahm Prof. Dr.-Ing. Gerhard Herold im Januar 1993 die Leitung. Seit 1978 ist Prof. Dr.-Ing. habil. Ralf Gretsch am Lehrstuhl. Sieben nichtwissenschaftliche und zehn wissenschaftliche Mitarbeiter sind am Lehrstuhl tätig, außerdem drei Promotionsstudenten.

    Der Lehrstuhl ist von Beginn an in der Erlanger Elektrotechnik sehr gut angenommen worden, da er zur Ausbildung von Absolventinnen und Absolventen beigetragen hat, die in der Energieregion Erlangen/Nürnberg stets ein weites Betätigungsfeld gefunden haben und finden. Er beteiligt sich im Hauptstudium mit Vorlesungen über Grundlagen, Betriebsmittel und Netze der elektrischen Energieversorgung, Kraftwerke und Hochspannungstechnik, weiterhin mit Praktika und Exkursionen. Ein Lehrauftrag über Nationale und Internationale Elektrizitätswirtschaft ergänzt das Angebot. In 25 Jahren wurden 536 Studien- und 652 Diplomarbeiten betreut. Durch die drastisch gesunkenen Studienanfängerzahlen wird jedoch in Zukunft der Bedarf der Wirtschaft nicht mehr gedeckt werden können. Aus der Lehrtätigkeit entstanden zwei Lehr- und zwei Handbücher.

    Um Forschungsarbeiten in einem breiten Spektrum durchführen zu können, ist die Einwerbung von Drittmitteln unabdingbar. Der Lehrstuhl konnte 54 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Vorhaben erfolgreich abschließen, zwei werden noch bearbeitet. Der Arbeitskreis industrieller Forschungsvereinigungen (AiF), Energieversorgungsunternehmen und Industrie ermöglichen durch Kooperationsverträge Forschungsprojekte am Lehrstuhl. Hierdurch können zusätzliche Mitarbeiter beschäftigt werden, angemessene Sachmittel stehen zur Verfügung.

    Die Forschungsergebnisse lassen sich auch durch Zahlen belegen: Seit 1975 wurden 45 Diplom-Ingenieure promoviert und zwei Habilitationen abgeschlossen, über 400 Publikationen erschienen und 22 Patente wurden angemeldet. Neun Veröffentlichungen und eine Habilitation wurden mit Preisen ausgezeichnet.

    Im Zeitalter der Informationstechnik entsteht sehr schnell der Eindruck, daß alle in technischen Gebilden ablaufenden Vorgänge, deren Kenntnis für ihren Aufbau, ihre Bemessung und ihren Betrieb von Bedeutung ist, berechnet werden könnten und somit Experimente und Rückkopplungen aus der Praxis überflüssig sind. Wie für die meisten technischen Disziplinen trifft das gleichermaßen für die elektrische Energietechnik nicht zu. Die größten Schwierigkeiten eines Projektes liegen häufig in der Erarbeitung eines Modells, das den zu untersuchenden Sachverhalt realistisch wiedergibt. Berechnungsergebnisse müssen daher immer wieder mit Hilfe von Experimenten und Messungen an in Betrieb befindlichen Anlagen verifiziert werden. Seit 1978 hat der Lehrstuhl ein dreiphasiges Demonstrationsmodell mit Kraftwerk, Leitungen und Verbrauchern, um Vorgänge in elektrischen Energieversorgungsnetzen zu untersuchen und Forschungsergebnisse praktisch zu erproben. Mit dem Bezug des Neubaus 1990 konnte eine Versuchshalle und die entprechenden Einrichtungen in Betrieb genommen werden, die Experimente mit hohen Spannungen bis über 1 Million Volt und hohen Strömen bis 40000 Ampère ermöglichen. Die Versuchsanlagen und Labors des Lehrstuhls für Elektrische Energieversorgung sind für den Forschungs- und Lehrbetrieb unverzichtbar.

    Die gegenwärtigen Forschungsschwerpunkte des Lehrstuhls für Elektrische Energieversorgung belegen, daß die Verknüpfung von Energie- und Informationstechnik sowie der Einsatz leistungselektronischer Stellglieder in Netzen der elektrischen Energieversorgung, der unter dem Begriff FACTS (Flexible Alternating Current Transmission Systems) in der internationalen Forschung eine große Bedeutung besitzt, das Hauptbetätigungsfeld darstellen. In seinem Rahmen werden Projekte zur Netzschutztechnik, zur Diagnose von Betriebszuständen in Drehstromsystemen bearbeitet. Eine große Bedeutung besitzt die Berechnung von Betriebsvorgängen in Drehstromsystemen mit leistungselektronischen Stellgliedern, die Untersuchung neuer FACTS-Betriebsmittel, die Kompensation von Blindleistungen und Netzrückwirkungen von Abnehmern und die Optimierung des Betriebes elektrischer Netze mit FACTS-Betriebsmitteln unter den Bedingungen der Deregulierung der Elektrizitätswirtschaft.

    Aber auch die Entwicklung von Berechnungsverfahren für die Dimensionierung elektrischer Betriebsmittel im Hinblick auf ihre Dauer- und Kurzschlußstromtragfähigkeit wird in langjähriger Tradition betrieben. Als theoretische Klammer für alle diese Themen dient die Beschreibung und Berechnung von Dreiphasensystemen und Drehstromnetzwerken mit Hilfe von Raumzeigern und Nullgrößen, die unter anderem besondere Vorteile bieten, wenn Ströme und Spannungen von der Sinusform abweichen. Sie hat sich bereits vielfach als wirkungsvolles Hilfsmittel erwiesen und so neue Problemlösungsansätze in mehreren Projekten erlaubt. Besonders unter dem Aspekt der Zunahme leistungselektronischer Betriebsmittel in elektrischen Energieversorgungsnetzen und der damit einhergehenden Verzerrung der Ströme und Spannungen hat es sich inzwischen als vorteilhaft erwiesen, Raumzeiger und Nullgrößen auch als Basis für die Lehre zu verwenden, um so den sich ändernden Bedingungen in der Praxis Rechnung zu tragen.

    Eine lebensnahe und zugleich zukunftsorientierte wissenschaftliche Arbeit verlangt außerdem enge Verbindungen zur fachlichen Praxis. Sie wird am Lehrstuhl sowohl in Form von engen Kooperationen mit Betreibern elektrischer Netze und Herstellern elektrischer Betriebsmittel bzw. Planern und Errichtern elektrischer Anlagen als auch durch Mitarbeit in nationalen und internationalen technischen Gremien gepflegt.

    Die bedeutendsten Innovationen auf dem Gebiet der elektrischen Energietechnik erwachsen heute aus der Verknüpfung mit der Informationstechnik. Sich mit elektrischer Energietechnik zu beschäftigen bedeutet aus diesem Grund, Wissen aus dem breiten Spektrum der gesamten Elektrotechnik anzuwenden und außerdem über gute Fähigkeiten zur Software-Entwicklung zu verfügen. Der Lehrstuhl hat daher stets vom Erlanger Konzept des Elektrotechnikstudiums mit seiner breiten und natur- und ingenieurwissenschaftlich fundierten Ausrichtung profitiert.

    * Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Gerhard Herold, Lehrstuhl für Elektrische Energieversorgung
    Cauerstraße 4, 91054 Erlangen
    Tel.: 09131/85 -29511, Fax: 09131/85 -29541
    E-Mail: ee@eev.e-technik.uni-erlangen.de
    Internet: http://www.eev.e-technik.uni-erlangen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.eev.e-technik.uni-erlangen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Elektrotechnik, Energie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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