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06.04.2000 14:08

Musik macht Kinder intelligenter und sozial kompetent

Regina Höltkemeier Public Relations und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

    Frankfurter Musikwissenschaftler stellt Ergebnisse einer Langzeitstudie vor

    FRANKFURT. Musik macht Kinder intelligenter und sozial kompetenter. Zu diesem und weiteren bemerkenswerten Ergebnissen kommt eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Langzeitstudie, die von einem Forscherteam unter Leitung des Frankfurter Musikpädagogen Prof. Dr. Hans Günther Bastian an mehreren Berliner Grundschulen durchgeführt wurde. Die Studie mit dem Titel "Musik(erziehung) und ihre Wirkung" ist bei Schott Musik International verlegt worden und wird auf der Frankfurter Musikmesse vorgestellt.

    Die Untersuchung fand in den Jahren 1992 bis 1998 als Langzeitstudie an Berliner Grundschulen mit musikbetonten Zügen (zweistündiger Musikunterricht, Erlernen eines Instruments, Musizieren im Ensemble) und an zwei Vergleichsschulen mit konventionellem einstündigen Musikunterricht statt. Die Ergebnisse dieser sechsjährigen Langzeitstudie sind frappierend:

    Soziale Kompetenz und soziale Reflexionsfähigkeit werden nachhaltig durch Musikerziehung verbessert. In musikbetonten Grundschulen ist die Zahl von völlig ausgegrenzten Schülern nachweislich geringer. Umgekehrt ist der Anteil der Kinder, die keine einzige Ablehnung von ihren Klassenkameraden erhalten ("Den Schüler mag ich nicht"), sensationell hoch, im allgemeinen doppelt so hoch wie an den konventionellen Schulen. Kinder mit Musikerziehung verfügen über Vorteile in ihrer sozialen Urteilsfähigkeit, sie sind besser in der Lage, aus Erfahrungen zu lernen und Situationen des Alltags adäquat zu erfassen und zu beurteilen.

    Bereits bei 6-7jährigen Kindern stellte die Forschungsgruppe um Prof. Bastian einen monoton-steigenden Zusammenhang zwischen musikalischer Begabung und Intelligenz fest - der IQ-Wert steigt mit zunehmender Musikalität. Damit werden frühere Forschungsergebnisse bestätigt, die einen Zusammenhang von Musikalität und Intelligenz in den Randbereichen der Streuung des Intelligenzniveaus konstatieren. Mehrjährige "erweiterte" Musikerziehung führt nachweisbar bei Kindern aus musikbetonten Grundschulen zu einem signifikanten IQ-Zugewinn. Sozial benachteiligte und in ihrer kognitiven Entwicklung wenig geförderte Kinder profitieren eindeutig von einer "erweiterten" Musikerziehung.

    Verstärkte Musikerziehung hilft vor allem Schülern mit hohen Konzentrationsdefiziten. Kreativität und Leistungsvermögen steigen bei Kindern aus musikbetonten Grundschulen signifikant. Positive Transfereffekte für die Persönlichkeitsbildung sind somit eindeutig nachzuweisen.

    Musikbetonte Erziehung bedeutet zusätzliche Zeitinvestition. Doch der vermehrte Zeitaufwand geht ganz eindeutig nicht zulasten der allgemeinen schulischen Leistungen. Zu keinem Zeitpunkt der Studie waren die Leistungen der Kinder aus der musikbetonten Grundschule in den so genannten "Hauptfächern" schlechter als in der konventionellen Grundschule. Der prozentuale Anteil der Kinder mit überdurchschnittlich guten Leistungen ist in der musikbetonten Grundschule sogar oft höher als in der herkömmlichen Grundschule. Dies gilt für die Fächer Mathematik, Deutsch, Englisch.

    Prof. Bastian zieht aus seiner Studie eindeutige Konsequenzen: "Unsere Ergebnisse und Erkenntnisse verlangen eine engagiertere Kultur-, Bildungs- und Schulpolitik, die in unseren allgemein bildenden Schulen das Fach Musik vom Rand in die Mitte rücken". Er fordert, dass in allen Bundesländern die Grundschüler die Chance erhalten, neben einem mindestens zweistündigen Musikunterricht in der Schule ein Instrument zu erlernen und in einem Ensemble zu musizieren. Die Vorteile liegen für ihn auf der Hand: Kreativität, Konzentration, Teamfähigkeit, Extraversion, emotionale Stabilität und Intelligenz werden eindeutig durch verstärkte musikalische Erziehung verbessert. Diese für ihn teils sensationellen Ergebnisse seiner vom Bundesministerium für Bildung und Forschung maßgeblich unterstützten Studie müssten bei den für die Bildungspolitik Verantwortlichen künftig Gehör finden.

    Nähere Informationen: Prof. Dr. Hans Günther Bastian, Institut für Musikpädagogik, Fachbereich Sprach- und Kulturwissenschaften (09), Telefon 069/798-28931 oder -23589

    Pressekonferenz
    Zeit: Mittwoch, 12.4., 15 Uhr
    Ort: Musikmesse Frankfurt,
    Messestand Schott Musik International,
    Halle 8.0 G 25


    Weitere Informationen:

    http://www.rz.uni-frankfurt.de/presse/presse.htm


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Kunst / Design, Musik / Theater
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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