Mykobakterium tuberculosis, der Erreger der Tuberkulose, fordert mehr als ein Jahrhundert nach seiner Entdeckung durch Robert Koch noch immer weltweit drei Millionen Todesopfer im Jahr. Auch in Deutschland erkranken jährlich weit über 10.000 Personen an dieser schweren Form der Lungenentzündung. Nun wird in Europa der Versuch unternommen, das menschliche Immunsystem für den Kampf mit Tuberkeln zu schulen. Den Weg zur Entwicklung eines wirksamen Impfstoffs weisen Mechanismen der körpereigenen Abwehr, die auf Bestandteile der Bakterien-Zellwand ansprechen. An der Universität Erlangen-Nürnberg ist Dr. Steffen Stenger vom Institut für Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene (Direktor: Prof. Dr. Martin Röllinghoff) an dem ehrgeizigen Vorhaben beteiligt.
Daß die Ausrottung der Tuberkulose im Gegensatz zu anderen klassischen Infektionskrankheiten bisher nicht gelungen ist, hat mehrere Ursachen. Zum einen gibt es keine Schutzimpfung, die eine Infektion mit Tuberkelbakterien zuverlässig verhindert. Zum anderen ist die Therapie sehr aufwendig und muß monatelang mit mehreren nebenwirkungsreichen Medikamenten durchgeführt werden. Eine zusätzliche Bedrohung stellt die zunehmende Anzahl von Stämmen dar, die resistent gegen Antibiotika sind. Diese Situation hat die Europäische Union veranlaßt, ein Programm ins Leben zu rufen, das gezielt die Entwicklung neuer Impfstoffe gegen die Tuberkulose fördert. Das jetzt angelaufene Projekt vereinigt Biochemiker, Genetiker, Mikrobiologen und Immunologen aus ganz Europa.
In bereits abgeschlossenen Arbeiten an der Universität von Los Angeles konnte Dr. Stenger einen neuen Abwehrmechanismus des menschlichen Immunsystems charakterisieren, mit dessen Hilfe die Bakterien, die die Tuberkulose verursachen, wirksam bekämpft werden können. Körpereigene Abwehrzellen erkennen demnach Teile der bakteriellen Zellwand und setzen dann Botenstoffe frei, die die Tuberkel abtöten. Gelingt es nun, diejenigen Bestandteile der Bakterien aufzureinigen, die diesen Mechanismus in Gang setzen, könnte daraus eine Impfung entwickelt werden.
Die Identifizierung und Aufreinigung der Substanzen erfolgt durch Biochemiker an den Universitäten von Toulouse und Rom. In Basel und Erlangen wird dann untersucht, ob diese Stoffe in der Lage sind, das körpereigene Abwehrsystem gegen die Tuberkulose zu stärken. Dazu arbeitet Dr. Stenger eng mit den Lungenfachabteilungen des Städtischen Klinikums Nürnberg (Chefarzt: Prof. Dr. Bölcskei) sowie dem Bezirksklinikum Kutzenberg (Chefarzt: Dr. Habich) zusammen.
Ein Erfolg des Projekts könnte nicht nur bei der Entwicklung vom Impfstoffen gegen die Tuberkulose einen Durchbruch bedeuten, sondern auch richtungsweisend für die Bekämpfung weiterer bedrohlicher Infektionserreger sein.
* Kontakt:
Dr. Steffen Stenger
Institut für Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene
Wasserturmstraße 3/5, 91054 Erlangen
Tel.: 0931/85 -23647, Fax: 09131/85 -22573
E-Mail: steffen.stenger@mikobio.med.uni-erlangen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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