Die Tagebücher des Romanisten Victor Klemperer (1881-1960) über die Zeit des Dritten Reiches werden erstmals als kommentierte Gesamtausgabe auf CD-ROM präsentiert. Die Vorstellung der digitalen Edition findet am Montag, dem 2. Juli 2007, um 18 Uhr, an der Freien Universität Berlin im Hörsaal 1 a, Habelschwerdter Allee 45 in Berlin-Dahlem statt. Der Herausgeber Walter Nowojski und der Redakteur Martin Mertens stellen die Ausgabe vor. Die digitale Edition ist Ergebnis eines Projektes, das mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurde und von Professor Dr. Jürgen Trabant von der Freien Universität Berlin betreut wurde. Die Präsentation ist öffentlich, der Eintritt ist frei.
Bei der neuen Edition handelt es sich um die vollständige Transkription der handschriftlichen Tagebuchaufzeichnungen mit einem umfassenden Kommentar. Mit der digitalen Ausgabe wird erstmals auch das Faksimile der kompletten Handschrift veröffentlicht. Die CD-ROM-Ausgabe hat mit rund 15.000 Seiten etwa den dreifachen Umfang der in Buchform erschienenen Auswahl-Edition, die Walter Nowojski 1995 im Aufbau-Verlag Berlin herausgegeben hatte.
Victor Klemperer wurde mit seinen inzwischen weltbekannten Tagebüchern und philologischen Untersuchungen zum Chronisten der Verfolgungen und Pressionen während der nationalsozialistischen Diktatur. Der Sohn eines Rabbiners kam mit den Eltern aus Landsberg a. d. Warthe nach Berlin und wählte die Universitätslaufbahn als Germanist und Romanist. Er begeisterte die Hörer seiner Vorlesungen in München und seit 1920 in Dresden, wo er 1935 wegen seiner jüdischen Herkunft seiner Funktion als Universitätsprofessor enthoben wurde.
Victor Klemperer intensivierte die seit seiner Jugendzeit geführte Tagebucharbeit, als das Verbot der Bibliotheksbenutzung folgte. Er beschrieb die Vertreibung aus seinem Haus in Dölzschen, die Zwangseinweisung ins "Judenhaus", die Demütigung durch den Davidstern, die Zwangsarbeit und die Misshandlung. Diese Arbeit an seinem Tagebuch, das ihm zugleich Materialsammlung für sein späteres Buch "LTI - Lingua Tertii Imperii" über die Sprache des Dritten Reiches war, half ihm zu überleben. In der Nacht des Bombenangriffs auf Dresden wagte er mit seiner Frau die Flucht, die ihn bis nach Bayern führte.
Nach 1945, wieder zurückgekehrt nach Dresden, versuchte Victor Klemperer, an seine wissenschaftliche Arbeit und Universitätslaufbahn anzuknüpfen, geriet jedoch mit seiner humanistischen Haltung sehr oft zwischen alle Stühle in der DDR. Seine Notate über die Sprache des Dritten Reiches machten seine Leser sensibel für sprachliche Auswüchse und politische Fehlentwicklungen der Nachkriegsordnung in diesem Teil Deutschlands.
Ort und Zeit:
- Freie Universität Berlin, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin-Dahlem, Hörsaal 1 a
- Montag, 2. Juli 2007, Beginn 18 Uhr
Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Professor Dr. Jürgen Trabant, Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften
der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-52037, E-Mail: trabant@zedat.fu-berlin.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht
überregional
Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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