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13.06.2000 14:11

Neues Graduiertenkolleg Mathematik in Münster

Norbert Frie Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Wo der Laie nur eine Ansammlung von wahllos aneinandergereihten Ziffern und Sonderzeichen erkennt, öffnet sich für den Mathematiker eine Welt, ebenso real und ebenso greifbar wie die sichtbare - doch dafür um einiges logischer. Die Wege durch diese Welt bleiben dem Laien unsichtbar, für Mathematiker ist es eine Herausforderung, abseits der gewohnten Pfade neue Wege zu finden. Hilfestellung dabei soll das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 1,5 Millionen Mark in drei Jahren geförderte Graduiertenkolleg "Analytische Topologie und Metageometrie" geben, das im Oktober seine Arbeit an der Universität Münster aufnehmen wird. Sprecher ist Prof. Dr. Wolfgang Lück, Direktor am Mathematischen Institut.

    Das neue Graduiertenkolleg nutzt Ansätze aus unterschiedlichen Bereichen der Mathematik. Noch vor einigen Jahren waren sie sich ebenso fremd wie der Molekularbiologe dem Verhaltensforscher. "Es gibt eindeutig einen Trend hin zur Globalisierung der Mathematik", erläutert Prof. Lück. "Unsere Doktoranden sollen lernen, verschiedene Methoden aus verschiedenen Gebieten einzusetzen". Wie es der Titel verheißt, sind dies die vor allem die Topologie und Geometrie, dazu kommen die Analysis und die Algebra.

    Die Topologie untersucht die Eigenschaften von Körpern, und zwar jene, die einem Körper unverändert anhaften. Diese Eigenschaften, die Ähnlichkeiten und Unterschiede lassen sich durch Zahlen und Formeln beschreiben. Doch dafür gibt es verschiedene Wege und Methoden. Im neuen Graduiertenkolleg sollen vor allem Erkenntnisse aus der Algebra und der Analysis verwendet werden. In der Algebra wird die Möglichkeit genutzt, durch kombinatorische Manipulationen kompliziert erscheinende Sachverhalte in einfachere aufzulösen. Die Analysis mag manch einem noch aus der Schule als Intregal- und Differenzialrechnungen bekannt sein. Sie ist beispielsweise für das Minimieren einer Kostenfunktion unabdingbares Hilfsmittel in der Betriebswirtschaftslehre und tritt als Differenzialgleichung in anderen Naturwissenschaften auf.

    Das sind erfreuliche, aber nicht zwingende Folgen der mathematischen Forschung. "Wir überlegen zunächst nicht, was wir für die anderen Wissenschaften leisten können. Wir haben einfach eine Fragestellung und versuchen, sie zu beantworten", erklärt Prof. Lück. Oft stelle es sich erst nach Jahren heraus, dass die Antworten auch in ganz anderen Bereichen nützlich sind. "Wenn man beginnt, weiß man nicht, wo es hingeht und was wichtig werden wird." Als Beispiel nennt Lück die Untersuchung von Knoten. Entwickelt wurden die Methoden dafür vor 100 Jahren, um Atommodelle zu beschreiben. Es stellte sich heraus, dass der Ansatz dafür unbrauchbar war. Doch für die Beschreibung verknoteter DNA-Stränge, deren Struktur wiederum erst in der Mitte dieses Jahrhunderts entdeckt wurde, und andere Fragestellungen in der Mathematik ist diese Theorie äußerst hilfreich.

    Im Kolleg sollen nicht nur neue Wege in der Forschung, sondern auch in der Lehre beschritten werden: Die Stipendiaten, die auf verschiedenen Gebieten arbeiten, sollen lernen, Informationen auszutauschen und schwierige Sachverhalte jemandem zu erklären, der kein Experte ist. Die Fähigkeit zur Teamarbeit und zur Interaktion, die durch neue Seminarformen, Vorlesungszyklen und Kolloquien vermittelt werden soll, ist sowohl im Berufsleben als auch in der modernen Forschung von großer Bedeutung.

    Nur ein Teil der Doktoranden wird später eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen, vermutet Prof. Lück, denn Wissenschaftler-Plätze sind rar. Doch die Berufsaussichten für Mathematiker sind hervorragend. Allerdings ist dafür nicht mehr das erlernte Fachwissen entscheidend, sondern die Fähigkeit, sich in neue Bereiche schnell einzuarbeiten und schwierige Probleme selbstständig zu lösen. Vor allem bei Banken, Software-Firmen und Versicherungen sind Diplom-Mathematiker heiß begehrt. Die Absolventen des Graduiertenkollegs werden noch bessere Chancen haben als andere Promovierte, denn im Kolleg ist die Promotionsdauer auf drei Jahre angelegt.


    Weitere Informationen:

    http://wwwmath.uni-muenster.de/math/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsprojekte, Organisatorisches
    Deutsch


     

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