Tagung zu ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekten der Forschung mit genetischen Datenbanken Groß angelegte Sammlungen genetischer Informationen mit den dazugehörigen persönlichen Daten der Spender, so genannte Biobanken, werden in Zukunft eine zentrale Rolle in der medizinischen Forschung spielen. Mit Hilfe solcher Biobanken können Zusammenhänge zwischen genetischen Veranlagungen und den weit verbreiteten Krankheiten wie Herz- und Demenzerkrankungen erforscht werden.
"Es liegt auf der Hand, welche Möglichkeiten sich dadurch für die Prävention und Therapie dieser Volkskrankheiten ergeben können: Biobanken werden immer mehr zu wissenschaftlich und auch wirtschaftlich interessanten Einrichtungen", erläutert Peter Dabrock, Junior-Professor für Sozialethik und Bioethik am Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität.
"Die Forschung mit Biobanken werfe aber auch eine Vielzahl an ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen auf, die letztlich alle auf ein Problem der Gerechtigkeit zuliefen, so Dabrock. Wie können die genetischen Informationen und persönlichen Daten unter Wahrung des Datenschutzes gewonnen werden? Sollen Spender für ihre Mitwirkung bezahlt werden? Wie werden die wirtschaftlichen Gewinne verteilt und wer profitiert vom medizinischen Fortschritt?
Diese und weitere Fragen werden vom 8. bis 14. Oktober Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler an der Philipps-Universität gemeinsam mit international anerkannten Experten wie Anne Cambon-Thomsen diskutieren. Die französische Wissenschaftlerin arbeitet im Auftrag der Europäischen Kommission und ist seit einigen Jahren federführend in der Entwicklung von Empfehlungen und Richtlinien zum politischen Umgang mit den modernen Biowissenschaften. Seit vor mittlerweile fast zehn Jahren das Pharmaunternehmen "DeCode" in Island auf der Basis eines eigens dafür beschlossenen Gesetzes mit dem Aufbau einer bevölkerungsweiten Biobank begonnen hat, rückt das Thema mehr und mehr in den Fokus der Politik.
Zurzeit werden europa- und weltweit, z.B. in Großbritannien, Estland und Kanada, ähnliche Projekte, zumeist unter Federführung öffentlicher Einrichtungen umgesetzt. In Deutschland werden gegenwärtig mit "PopGen" im norddeutschen und "KORA-gen" im süddeutschen Raum zwei größere, durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Biobanken eingerichtet. "Von einem Konsens in den Fragen der ethischen Standards sind wir zurzeit ebenso weit entfernt wie von international einheitlichen rechtlichen Regelungen", erklärt Dabrock. Jens Ried, Koordinator der Konferenz, ergänzt: "Wir wollen daher mit unserer Tagung die Diskussion voranbringen. Wir bringen junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit weltweit renommierten Fachleuten ins Gespräch, um gemeinsam eigene, innovative Empfehlungen zur Lösung der ethischen, rechtlichen und sozialen Herausforderungen durch Biobanken zu erarbeiten."
Auch die Öffentlichkeit soll an der Debatte beteiligt werden: Am Donnerstag, den 11. Oktober wird ab 19.00 Uhr in der Alten Aula der Mannheimer Jurist Jochen Taupitz, Mitglied des Nationalen Ethikrates in einer öffentlichen Veranstaltung über Freiheit und Grenzen im Handel mit menschlichen Körpersubstanzen und Organen referieren. Während der Veranstaltung und beim anschließenden Empfang besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen und zu diskutieren.
Kontakt:
Prof. Dr. Peter Dabrock, Juniorprofessor für Bioethik
Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Ev. Theologie
Lahntor 3, D-35032 Marburg
Tel.: 0 64 21 / 282 24 47, Fax: 0 64 21 / 282 24 62
E-Mail: peter.dabrock@staff.uni-marburg.de
Dipl.-Theol. Jens Ried
Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Ev. Theologie
Lahntor 3, D-35032 Marburg
Tel.: 0 64 21 / 282 37 88, Fax: 0 64 21 / 282 24 62
E-Mail: ried@staff.uni-marburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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