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01.09.2000 09:27

Die Kontinente der Erde - eine Spätgeburt?

Jutta Reising Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    01. September 2000

    Die Kontinente der Erde -
    eine Spätgeburt?

    Geowissenschaftler der Universität Münster
    über die Entstehung der frühen Erdkruste

    Münster (upm/rei) Die Bildung der frühen Erdkruste und damit auch die Entstehung der ersten Kontinente unseres Planeten erfolgte frühestens 50 Millionen Jahre nach der Entstehung der Erde. Dies haben Geowissenschaftler der Universität Münster herausgefunden und damit mehr Licht in die teilweise noch ungeklärte frühe Entwicklungsgeschichte der Erde gebracht. Während das Alter der Erde aufgrund von Untersuchungen an Meteoriten relativ genau auf zirka 4,56 Milliarden Jahre festgelegt werden konnte, gab es über die Entstehung einer frühen Erdkruste bislang lediglich Spekulationen.

    Grund für die bislang mangelnden Informationen über die frühe Krustenbildung ist das Fehlen direkter Zeitzeugen. Das heißt, es sind keine Gesteine und Mineralien aus den ersten 450 Millionen Jahren der Erde enthalten. Die Wissenschaftler der Universität Münster haben daher einen anderen Weg gefunden, um dem Zeitpunkt der Bildung einer ersten Kruste auf die Spur zu kommen.

    Wie der Geologe Dr. Carsten Münker und seine Kooperationspartner von den Instituten für Mineralogie und Planetologie der Westfälischen Wilhelms-Universität in der jüngsten Ausgabe des internationalen Wissenschaftsmagazins "Science" berichten, konzentrierten sich ihre Untersuchungen auf die radioaktiven Zerfallsprodukte eines kurzlebigen Istops des Metalls Niob. Gebildet wurde dieses Niob-Isotop laut Münker durch Kernverschmelzungsprozesse in einer Supernova kurz vor der Entstehung des Sonnensystems vor zirka 4,6 Milliarden Jahren. Bislang war der Nachweis dieses Isotops sehr schwierig, da es nach einer in Relation zur Geschichte des Sonnensystems recht kurzen Zeitspanne von rund 300 Millionen Jahren bereits wieder komplett zerfallen ist. Bei der Entstehung der Erde und der anderen Planten wurde dieses Isotop miteingebaut und ist anschließend zu einem Isotop des chemischen Elementes Zirkonium, ebenfalls ein Metall, zerfallen.

    Große Variationen jenes Zirkonium-Isotops haben die münsterschen Wissenschaftler bei Untersuchungen an 4,56 Milliarden Jahre alten Meteoriten nachgewiesen. Dies bedeutet erstmals auch einen indirekten Nachweis besagten Niob-Isotops. Untersuchungen an den ältesten Gesteinen der Erde aus Grönland,
    Australien , Südafrika und Indien zeigten, dass sich diese alten Kontinente erst dann gebildet hatten, als es aufgrund des weitgehenden radioaktiven Zerfalls kaum noch Spuren dieses Isotops gab. Damit haben die Münsteraner den Nachweis erbracht, dass die ersten Kontinente auf der Erde frühestens 50 Millionen Jahre nach der Entstehung der Erde entstanden und damit jünger sind als auf den anderen festen Planeten des Sonnensystems.

    Nach Worten Münkers wird sich die Oberfläche der Erde im Gegensatz zu der von Mars und Mond auch in den nächsten Hunderten von Millionen Jahren durch Plattentektonik, das heißt durch die Verschiebung von Teilen der Erdkruste, noch stark verändern. Dadurch könne es zur Zerstörung der heutigen und zur Bildung neuer Kontinente kommen. Wie der münstersche Geowissenschaftler betont, hat erst die kontinuierliche Verjüngung der Erdkruste die Erde zum bewohnbaren Planeten gemacht. Die andauernde Neubildung von Kruste habe außerdem mehr Lagerstätten auf der Erde geschaffen als auf anderen Planeten. Diese speziellen geologischen Bedingungen waren laut Münker ein wichtiger Pfeiler für die hochentwickelte Zivilisation auf der Erde.

    Mit Nachdruck weist er in diesem Zusammenhang aber auch darauf hin, dass die anhaltende Neuentstehung von kontinentaler Kruste auf der Erde die Menschheit nicht aus der Pflicht zum verantwortungsbewussten Umgang mit Rohstoffen entlässt. Münker: "Die Dauer des bisherigen Rohstoffabbaus auf der Erde ist mit wenigen tausend Jahren kurz gegenüber Hunderten von Millionen Jahren, die benötigt werden, um neue Rohstoffe in der Erdkruste anzureichern."


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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