Der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel ist es mit Unterstützung der
Kulturstiftung der Länder, der Hans und Helga Eckensberger-Stiftung
sowie einer privaten Spende gelungen, die Schönrainer Liederhandschrift
zu erwerben und damit der Öffentlichkeit wie der Forschung zugänglich zu
machen. Die mittelalterliche Handschrift war zuvor in fürstlichem
Privatbesitz.
Die Schönrainer Liederhandschrift ist das 22 Blatt umfassende Fragment
einer Handschrift, die um 1330 in Hessen geschrieben wurde. Sie enthält
eine ungewöhnliche Kombination deutsch-sprachiger Dichtungen des
Hochmittelalters: Sangspruchdichtung mit Versen aus dem "Sängerkrieg auf
der Wartburg" (eine um 1260/70 entstandene Sammlung mittelhochdeutscher
Sangspruchgedichte), Strophen der beiden Dichter Reinmar von Zweter und
Litschauer aus der ersten bzw. der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
sowie Teile des "Trojanerkriegs" (ca. 1285) von Konrad von Würzburg.
Reinmar von Zweter gilt als bedeutender Vertreter der Sangspruchdichtung
in der Nachfolge des Walther von der Vogelweide, Konrad von Würzburg als
einer der vielseitigsten Dichter des Mittelalters. Die Pergamentblätter,
auf denen diese Fragmente mittelhochdeutschen Literatur überliefert
sind, stammen aus dem Fürstlich Ysenburg- und Büdingenschen Archiv in
Büdingen/Hessen. Hier wurden die einzelnen Blätter der Liederhandschrift
als Aktendeckel für Dokumente aus dem 16. und 17. Jahrhundert verwendet.
Erst im 19. und 20. Jahrhundert wurde ihre Bedeutung erkannt. Man löste
die Blätter von den Akten ab und fügte die meisten davon zur jetzt von
der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel erworbenen Handschrift
zusammen. Weitere Fragmente befinden sich heute in Basel und Kassel.
Die Schönrainer Liederhandschrift muß ungeachtet ihres fragmentarischen
Zustandes jenem Kreis der bedeutendsten deutschen Liederhandschriften
zugerechnet werden, von denen der Heidelberger Codex Manesse sicher der
bekannteste ist, denen aber auch die Jenaer Liederhandschrift und die
jetzt in Stuttgart aufbewahrte Weingartener Liederhandschrift angehören.
Die in ihr enthaltenen Textstücke wurden bisher noch nicht näher
untersucht und werden an der Herzog August Bibliothek Gegenstand
eingehender Forschungsarbeiten sein. Die Handschrift wird in naher
Zukunft digital und in einem gedruckten Band publiziert werden.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Musik / Theater, Sprache / Literatur
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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