Sie schreiben E-Mails, kundschaften heimlich andere Profile aus und lenken sich damit erfolgreich vom Uni-Stress ab: Mit dem Internet-Netzwerk StudiVZ begann für viele Studierende eine neue Zeitrechnung. Während das Netzwerk im Juni 2006 nach eigenen Angaben nur 50.000 Mitglieder zählte, waren fünf Monate später bereits über eine Million registriert. Kommunikationswissenschaftler der Universität Münster haben sich nun umfassender mit dem Phänomen beschäftigt. Während Prof. Dr. Volker Gehrau mit Studierenden untersuchte, wie Mitglieder auf die Online-Community gestoßen sind, erforschte eine Projektgruppe von Prof. Dr. Christoph Neuberger, wie Studierende das Netzwerk nutzen.
1519 Teilnehmer füllten den Fragebogen aus, den die Studierenden in Prof. Neubergers Seminar ins Internet gestellt hatten. "Wir wollten wissen, ob sich das Kontaktverhalten durch das StudiVZ ändert", erklärt er. Manche befürchteten, in Zeiten von Online-Communities könnte der Nachmittagskaffee mit Freunden ausgedient haben und sich stattdessen jeder zu Hause vorm Computer in der StudiVZ-Welt vergnügen.
Die Ergebnisse der Projektgruppe widerlegen solche Befürchtungen: Nach wie vor bevorzugen Studierende bei engen Freunden den persönlichen Kontakt. Pinnwandeinträge oder Nachrichten im StudiVZ rangieren bei ihnen nach Treffen, SMS, Telefon oder E-Mail erst an fünfter Stelle. Verdrängungseffekte hat es durch die Community allenfalls in der elektronischen Kommunikation gegeben: Die befragten Nutzer geben an, durch das StudiVZ weniger E-Mails oder SMS zu schreiben.
Im StudiVZ pflegen Nutzer vor allem entfernte Kontakte, etwa zu alten Schulfreunden. "Hier hat das Netzwerk teilweise zu häufigeren Kontakten beigetragen", so Prof. Neuberger. Neue Kontakte ergeben sich durch die Plattform kaum: Rund zwei Drittel der Befragten geben an, keine neuen Kontakten via StudiVZ geknüpft zu haben. Demgegenüber stehen gerade einmal fünf Prozent, die viele oder gar sehr viele neue Leute über das Netzwerk kennen gelernt haben.
Wer früher auf Partys neue Bekanntschaften machte, konnte deren Namen am nächsten Tag höchstens googeln. Heute ist das StudiVZ ein beliebter Weg, um mehr über andere herauszufinden. 80 Prozent der befragten Nutzer dient die Community zum "Auskundschaften" von Personen. Zugeben wollen das die wenigsten: Rund zwei Drittel haben ihre Seitenprofile so eingestellt, dass sie nicht als Besucher anderer Seiten angezeigt werden.
Vom StudiVZ erfahren haben die meisten übrigens durch persönliche Gespräche. Die 598 Teilnehmer in Prof. Gehraus repräsentativer Befragung wurden zu 80 Prozent über Mundpropaganda auf das Netzwerk aufmerksam.
http://egora.uni-muenster.de/ifk/ Institut für Kommunikationswissenschaft
Erforschten mit Studierenden das StudiVZ: Prof. Dr. Christoph Neuberger und Prof. Dr. Volker Gehrau
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medien- und Kommunikationswissenschaften
überregional
Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
Deutsch
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