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12.09.1996 00:00

Gewalt gegen Kinder

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    105/96

    Gewalt gegen Kinder - Moeglichkeiten der Frueherkennung, Praevention und Therapie

    Erstes Kinderschutzforum '96 an der Universitaet zu Koeln

    Um eine zunehmende Gewaltfoermigkeit des sozialen Lebens aufzuhalten, ist es notwendig, die Psychologie des betroffenen Kindes zu beruecksichtigen; das Leid der Kinder und ihre seelischen Verletzungen aus der Perspektive ihrer kindlichen Lebenswelt heraus zu verstehen und zu erforschen, anstatt dieses Leiden wie frueher oft zu bagatellisieren und zu verleugnen. Aus dieser psychologischen Grundlage kann gezielter geholfen werden, das verheerende Leid zu lindern, welches Krieg, Verfolgung, psychische und physische Misshandlung, fruehe Elternverluste und familiaere Gewalt anzurichten vermoegen. Daher veranstalten der Traumaforscher, Psychotherapeut und Psychoanalytiker Professor Dr. Gottfried Fischer vom Psychologischen Institut der zu Universitaet Koeln und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutzzentren ein Forum an der Koelner Universitaet, um die Arbeit des Kinderschutzes auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen.

    Gewaltverbrechen an Kindern erschrecken zunehmend die OEffentlichkeit, sind aber wohl nur der drastischte Ausdruck von "alltaeglicher" Gewalt gegen Kinder, wie sie beispielsweise auch in "modernen" Kriegen inzwischen an der Tagesordnung ist. In Stockholm fand soeben eine Konferenz gegen sexuelle Gewalt an Kindern statt, in der sich die Delegierten auf verschaerfte Abwehrmassnahmen geeignet haben. Gewalt an Kindern geschieht oft aber auch durch ihresgleichen, z. B. an Schulen, wenn unsere Erziehungsinstitutionen versagen. Leben wir in einer Gesellschaft der Gewalt und Verrohung, in der die Kinder als die schwaechsten Glieder letztlich die am staerksten Betroffenen sind?

    In Untersuchungen zur Psychotraumatolgie des Kindesalters treten die verheerenden kurz- und langfristigen Folgen von Misshandlung oder Vernachlaessigung immer deutlicher hervor. Diese sich ansammelnden Erkenntnisse ermoeglichen ein gezieltes und rechtzeitiges Eingreifen zum Wohle des Kindes und der Familie, das vor allem in Zeiten knapper werdender Ressourcen der wissenschaftlichen Begleitung und Evaluation bedarf, um moeglichst effektiv betrieben werden zu koennen. Erst allmaehlich lernen wir die Sprachen des seelisch verletzten Kindes verstehen, die oft lautlos ist, jedoch in allerlei bizarr anmutenden Symptomen zum Ausdruck kommt. Wenn wir die "Sprache" dieser Symptome und Verhaltensstoerungen jedoch verstehen, koennen wir nicht nur den leidenden Kindern helfen, sondern auch vielen Erkrankungen im Erwachsenenalter vorbeugen. Letztlich koennen wir so dazu beitragen, dass Traumata nicht laenger auf dem Wege der "Erziehung" an folgende Generationen weitergegeben werden und der Kreislauf von Aggression und Gewalt durchbrochen wird. Die therapeutische Arbeit in diesen schwierigen Konfliktbereichen bringt naturgemaess Konflikte auch fuer die Therapeuten mit sich. Sollen diese sich therapeutisch neutral, abstinent und "allparteilich" verhalten selbst dann, wenn Kinder beispielsweise zum Opfer ihrer eigenen Familienangehoerigen werden? Dieses bisweilen kontrovers diskutierte, fuer die Praxis brisante Thema "Parteilichkeit und Abstinenz in der therapeutischen Arbeit mit traumatisierten Kindern und ihren Familien" behandelt die Podiumsdiskussion am Mittwoch, den 11. September 1996, um 18.15 Uhr unter Leitung von Professor Fischer mit Forschern und Praktikern aus Kinderarbeit, Paedagogik, Kinderpsychiatrie und Psychoanalyse.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

    Fuer Rueckfragen steht Ihnen Professor Dr. Gottfried Fischer unter der Telefonnummer 0221/470-4805 zur Verfuegung.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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