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29.04.2008 11:09

Auf dem Weg zu wirksameren und risikoärmeren Immuntherapeutika

Ute Missel Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Der Bauplan ist entschlüsselt: Ein Wirkstoff gegen autoaggressive Erkrankungen, der bisher aus menschlichem Serum gewonnen werden musste, kann künftig im Labor hergestellt werden. Diesen wesentlichen Fortschritt in der Entwicklung neuer Immuntherapeutika hat die Gruppe von Prof. Dr. Falk Nimmerjahn an der Medizinischen Klinik 3 des Universitätsklinikums Erlangen zusammen mit Forschungspartnern in New York, Kalifornien und England erreicht. Die Wissenschaftler kamen den letzten noch fehlenden Einzelheiten in der molekularen Struktur auf die Spur, die für die Wirksamkeit des Medikaments ausschlaggebend sind. Die Behandlung von Autoimmunkrankheiten verspricht dadurch besser und sicherer zu werden.

    Eine steigende Anzahl von Menschen ist von chronischen Autoimmunerkrankungen betroffen, bei denen es zur Zerstörung von gesundem Gewebe durch das eigene Immunsystem kommt. Eine hocheffiziente Therapieform für eine Vielzahl von Autoimmunerkrankungen ist die intravenöse Gabe von hochdosierten Immunglobulinen (kurz IVIG-Therapie). Dieses Medikament wird aus dem Serum vieler tausend gesunder Blutspender gewonnen. Aufgrund der großen Nachfrage kommt es jedoch häufig zu Engpässen in der Verfügbarkeit. Weiter besteht bei der Gewinnung eines Medikamentes direkt aus menschlichem Serum immer eine geringe Gefahr an Verunreinigungen mit bisher unbekannten Erregern.

    Aktive Komponenten bestimmt
    Da der genaue Wirkmechanismus dieses Medikamentes bisher unbekannt war, konnten keine im Reagenzglas hergestellten analogen Substanzen produziert werden. Wie im August 2007 berichtet, ermittelte die Gruppe von Prof. Nimmerjahn, Inhaber einer durch das Bayerische Genomforschungsnetzwerk geförderten Professur für Experimentelle Immunologie und Immuntherapie in Erlangen, in Zusammenarbeit mit der Gruppe um Prof. Ravetch an der Rockefeller Universität in New York die aktiven Komponenten dieses Therapeutikums. Obwohl dies ein wichtiger Fortschritt war, blieben einige grundlegende Details unklar, die unabdingbar für eine Herstellung dieses Medikaments im Reagenzglas waren.

    In einer kürzlich in dem Fachmagazin Science veröffentlichten Studie konnten die Gruppen von Prof. Nimmerjahn und Prof. Ravetch in Zusammenarbeit mit Teams der Durham University und des Scripps Forschungszentrums in Kalifornien nun erstmalig die genaue molekulare Zusammensetzung - sozusagen den Bauplan dieser aktiven Komponente - identifizieren und rekonstruieren. Es gelang ihnen, im Reagenzglas ein aktives Therapeutikum herzustellen, das im Tierversuch genauso effektiv wie klassisch gewonnenes IVIG in der Lage war, Autoimmunerkrankungen zu unterdrücken. Diese Versuche lassen hoffen, dass Engpässe in der Verfügbarkeit dieses wichtigen Medikamentes in Zukunft vermieden werden können und dass bisher vorhandene Nebenwirkungen, die mit der Verwendung primären menschlichen Serums einhergehen, in Zukunft vermieden werden können. In weiterführenden Studien sollen nun effiziente Verfahren entwickelt werden, um große Mengen dieses Medikamentes zu gewinnen, die für die Anwendung in einem klinischen Vorversuch geeignet sind.

    Die Universität Erlangen-Nürnberg, gegründet 1743, ist mit 26.200 Studierenden, 550 Professoren und
    2000 wissenschaftlichen Mitarbeitern die größte Universität in Nordbayern. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen an den Schnittstellen von Naturwissenschaften, Technik und Medizin in enger Verknüpfung mit Jura, Theologie, Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

    Weitere Informationen für die Medien:

    Prof. Dr. Falk Nimmerjahn
    fnimmerj@molmed.uni-erlangen.de


    Bilder

    Neben Eiweißbausteinen enthalten Antikörper auch Zuckerseitenketten (stäbchenförmig dargestellt), die maßgeblich dazu beitragen, dass sie funktionieren. Die Zuckerseitenketten bestehen wiederum aus mehreren Zuckerresten, so zum Beispiel Sialinsäure und Galaktose. Über die zerstörerische Aktivität von Autoantikörpern entscheiden insbesondere Sialinsäurereste am Ende der Zuckerseitenkette.
    Neben Eiweißbausteinen enthalten Antikörper auch Zuckerseitenketten (stäbchenförmig dargestellt), di ...
    Grafik: Falk Nimmerjahn und Peter Sondermann
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Neben Eiweißbausteinen enthalten Antikörper auch Zuckerseitenketten (stäbchenförmig dargestellt), die maßgeblich dazu beitragen, dass sie funktionieren. Die Zuckerseitenketten bestehen wiederum aus mehreren Zuckerresten, so zum Beispiel Sialinsäure und Galaktose. Über die zerstörerische Aktivität von Autoantikörpern entscheiden insbesondere Sialinsäurereste am Ende der Zuckerseitenkette.


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