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03.11.2000 11:36

Generationengerechte Rentenformel vorgeschlagen

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    In einer neuen Studie zur Rentenformel schlägt Professor Dr. Eckart Bomsdorf vom Seminar für Wirtschafts- und Sozialstatistik der Universität zu Köln zur langfristigen Sicherung der Renten die Einführung eines rentenstabiliserenden multiplikativen Faktors in der Rentenformel vor.

    Rentensichernde, generationengerechte Rentenformel vorgeschlagen
    Neue Studie der Universität zu Köln

    In einer neuen Studie zur Rentenformel schlägt Professor Dr. Eckart Bomsdorf vom Seminar für Wirtschafts- und Sozialstatistik der Universität zu Köln zur langfristigen Sicherung der Renten die Einführung eines rentenstabiliserenden multiplikativen Faktors in der Rentenformel vor.

    In der Rentenreformdiskussion nimmt die Rentenformel einen zentralen Platz ein, da vor allem durch sie Beitragshöhe sowie Rentenhöhe gesteuert werden. Im September 2000 hat der Bundesarbeitsminister eine neue Formel vorgelegt, die weder eine reine Netto- noch eine reine Bruttoanpassung, jedoch eindeutig eine Abkehr von der bisherigen Nettoanpassung vorsieht.

    Diese Rentenformel sichert bis 2009, dass die Renten schwächer als nach der alten Rentenformel beabsichtigt steigen, ab 2010 wird sie voraussichtlich zu höheren Steigerungen als nach dem bisher geltenden Nettoansatz führen. Demgemäß enthält der Diskussionsentwurf des Bundesministeriums für Arbeit eine Klausel, die die Notwendigkeit einer Kontrolle der Rentenformel bzw. des Rentenrechts vorsieht, falls zu erwarten ist, dass die Beitragssätze über 22 % steigen bzw. das Rentenniveau unter 64 % sinkt. Unabhängig davon, dass es fraglich ist, ob diese Eckpunkte langfristig eingehalten werden können, stellt sich die Frage, ob die Rentenformel nicht bereits jetzt krisenfest gemacht werden kann und entsprechende ökonomisch begründete Steuerungsgrößen in die Rentenformel bereits heute eingebaut werden können. Kritik entzündet sich auch am - durchaus wohl begründeten - rentenjahrgangsspezifisch wirkenden Ausgleichsfaktor sowie an der Tatsache, dass die aus der Zunahme der Lebenserwartung und der auf niedrigen Niveau verharrenden Fertilität sich ergebenden Probleme der gesetzlichen Rentenversicherung in der Rentenformel zu wenig Niederschlag finden.

    Professor Bomsdorf schlägt in seiner Studie zur Rentenformel nun eine Ergänzung der vom Bundesarbeitsministerium vorgesehenen neuen Rentenformel um einen multiplikativen Rentenstabilisierungs- oder Rentensicherungsfaktor ("RS-Faktor") vor, der die gesetzliche Rentenversicherung langfristig systemkon-form krisenfest machen kann und auf alle Renten (Rentenbestand und Rentenzugänge) gleichermaßen wirkt. Der Faktor lässt sich in seiner Höhe aus der zu erwartenden Entwicklung des Verhält-nisses von Beitragszahlern und Rentenempfängern bzw. von Einnahmen und Aus-gaben der gesetzlichen Rentenversicherung und damit letztlich auch aus der demographischen Entwicklung gut begründen. In seiner Wirkung hängt er zudem von der Höhe der Steigerung des Durchschnittsentgelts der Angestellten und Arbeiter ab. Er berücksichtigt die zusätzliche Leistungsfähigkeit der Rentner, wirkt stärker bei hoher Entgeltsteigerung und kann auch den umstrit-tenen Ausgleichsfaktor überflüssig machen. Der "RS-Faktor" trägt damit einer Reihe von Einwänden gegen den Riester-Vorschlag Rechnung und hat eine Steuerungsfunktion wie sie bisher keine andere Komponente der Rentenformel entwickeln kann.

    Der von Professor Bomsdorf konstruierte "RS-Faktor" liefert somit einen Steuerungsmechanismus, der die Renten mittels einer kontrollierten Dämpfung langfristig stabilisieren kann, er könnte damit den Ausgleichsfaktor ergänzen bzw. sogar ersetzen. Durch die Anbindung der Rentenentwicklung an die Bruttoentgeltsteigerung ist die vorgeschlagenen Formel auch mit der zu erwartenden stärkeren steuerlichen Berücksichtigung von Renten problemlos kompatibel. Eine Rente von monatlich 1000 Euro, die beispielsweise innerhalb von 20 Jahren ungedämpft auf 1806 Euro wächst, würde je nach Höhe des Rentenstabilisierungsfaktors nur auf 1753 Euro (1701 Euro; 1650 Euro) steigen.

    Der "RS-Faktor" liefert somit eine begründete und kalkulierbare Möglichkeit, die Rente langfristig zu stabilisieren, ohne die Rentner oder die Beitragzahler einseitig zu sehr zu belasten. Er kann als ein Element einer Rentenreform im Maßnahmenmix zur Sicherung der gesetzlichen Rentenversicherung wirkungsvoll eingesetzt werden. Bomsdorf weist auch darauf hin, dass das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenempfängern, das heute bei 2 zu 1 liegt, ohne zusätzliche Maßnahmen in den nächsten 30 Jahren voraussichtlich auf 1 zu 1 falle; allein diese Tatsache zeige, dass das bisherige System ohne Änderungen die Lasten nicht mehr tragen könne. Seiner Meinung nach haben offenbar einige, die sich jetzt in der Rentenreformdiskussion zu Wort melden, die Brisanz dieser Entwicklung noch nicht genügend erkannt.

    Eine ausführliche Darlegung des Vorschlags erscheint in Heft 11/2000 der Zeitschrift Wirtschaftsdienst des HWWA.

    Verantwortlich: Eva Faresin

    Für Rückfragen steht Ihnen Professor Dr. Eckart Bomsdorf unter der Telefonnummer 0221/470-2982, der Fax-Nummer 0221/470-5074 und unter der Email-Adresse Bomsdorf@wiso.uni-koeln.de zur Verfügung.

    Unsere Presseinformationen finden Sie auch im World Wide Web unter http://www.uni-koeln.de/organe/presse/pi/.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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