Unter dem Titel "Hundertdrucke sind Kunst! Hundertdrucke sind schön" ist vom 15. August bis zum 19. September im Foyer der Düsseldorfer Universitäts- und Landesbibliothek eine komplette Sammlung der legendären Drucke aus den 60er Jahren zu sehen: eine Mischung aus Poesie und Pop, Lyrik und ZERO.
Nur 20 Titel erschienen in dem von Guido Hildebrandt im Jahre 1965 gegründeten und nach ihm benannten Duisburger Kleinverlag. Doch in diesen 20 Werken vereinigte der Wochenendverleger die Crème de la Crème der Poesie und der bildenden Kunst seiner Zeit: Alle Hauptvertreter der Konkreten Poesie, wie Franz Mon, Helmut Heißenbüttel und Eugen Gomringer, sind bei Hildebrandt vertreten, daneben weitere bedeutende deutsche Poetinnen und Poeten, wie Hilde Domin, Ernst Meister, Rolf Dieter Brinkmann und Rose Ausländer.
In der Reihe der "Hundertdrucke" - alle Bände erschienen in einer Auflage von 100 Exemplaren - wurden Lyrik und künstlerische Originalgraphik kongenial gegenübergestellt. Neben allen Künstler der ZERO-Gruppe, Heinz Mack, Günther Uecker und Otto Piene, gewann Hildebrandt namhafte Vertreter des Informel, wie Emil Schumacher und Rupprecht Geiger für die Mitarbeit, außerdem die künstlerische Ausnahmegestalt Blinky Palermo.
In dem Krefelder Druckermeister Klaus Ulrich Düsselberg, Gründer der Galerie am Bismarckplatz, fand Guido Hildebrandt einen bibliophilen Setzer und Drucker, der mithalf, den Hundertdrucken ihr unverwechselbares Bild zu geben. Man könnte die Reihe als eine Art rheinisches "Kunst-Joint-Venture" bezeichnen. Ganz ohne Zweifel sind die Hundertdrucke in ihrer hohen Qualität eine der wichtigsten Künstlerbuchreihen der siebziger Jahre. Angereichert wird die Ausstellung durch zahlreiche Fotodokumente, Briefe und Dichterhandschriften, Originaldruckstöcke und andere Materialien, die den Entstehungsprozess der Bücher dokumentieren.
Der Druck der Originalgraphiken erfolgte u.a. durch die Düsseldorfer Kupferdruckerei A.W. Schulgen (im 19. Jahrhundert gegründet als "Kupferdruckerei der Königlichen Kunst-Academie C. Schulgen-Bettendorff") sowie die am Möhnesee beheimatete Firma Druckgrafik Kätelhön, gegründet von dem bekannten "Ruhrgebietsgraphiker" Hermann Kätelhön. An zahlreichen Drucken wirkte außerdem Tünn Konerding mit, 1976 bis 1984 Professor für Entwerfen, Schrift und Buchkunst an der Kunstakademie Düsseldorf.
Guido Hildebrandt, geboren 1926, war Kriegsteilnehmer und studierte nach dem Zweiten Weltkrieg Pädagogik. Seit 1968 war er Direktor des Landesheimes und der Sonderschule für Gehörlose und Hörbehinderte in Neuwied, wo er 1977 im Alter von nur 51 Jahren verstarb. Die von ihm und Klaus Ulrich Düsselberg produzierten Bücher waren aber sicher mehr als ein Hobby. Hildebrandt wollte mit seinen Büchern Menschen an die Kunst heran führen. Sein Ziel war, wie er selbst es formulierte, "...die Sprache als Denkinstrument des Menschen zu verändern [auch mit seinen eigenen Texten, d. Verf.] und zu erweitern, neue Bewusstseinslagen zu erreichen, mit deren Hilfe neue Wirklichkeiten zu ermöglichen". Den naheliegenden Vorbehalt, die in kleiner Auflage edel produzierten Künstlerbücher seien ein wenig elitär, ertrug Hildebrandt gelassen. Wichtig war ihm, mit jedem neuen Band seiner Reihe den Focus auf einen anderen Autor und Künstler zu richten, um in der Symbiose von Text und Bild ein Stück jener neuen Wirklichkeit zu evozieren, die er als Ziel seiner Arbeit formuliert hatte.
Primäre Aufgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf ist die Literaturversorgung für die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Daneben widmet sie sich der Pflege und Erhaltung des kulturellen Erbes der Region. Vor einiger Zeit ist es gelungen, die Künstlerbuchreihe der "Hundertdrucke" zu vervollständigen. Sie sollen in dieser Ausstellung knapp vier Jahrzehnte nach der Zeit ihres Entstehens erstmals vollständig der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, Geb. 24.41, Universitätsstr. 1, 40225 Düsseldorf.
Öffnungszeiten: Mo - Fr 8 - 24 Uhr, Sa/So 9 - 24 Uhr. Ansprechpartner: Rudolf Schmitt-Föller, Tel. 0211-8115288, Email: schmittf@ub.uni-duesseldorf.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Kunst / Design, Musik / Theater, Sprache / Literatur
regional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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